Einkommenstrends: Vertrieb
Einfache Tätigkeiten im Vertrieb und Verkauf finden sich am unteren Ende der Schweizer Lohnskala. Doch im B2B-Bereich gibt es auch gut dotierte Stellen.
Konkrete Anhaltspunkte, wie viel Sales-Mitarbeiter verdienen, liefert die “Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2008”. Das Bundesamt für Statistik (BfS) legte sie kürzlich vor. Hier werden 1,7 Millionen Lohndaten von 44.600 privaten und öffentlichen Unternehmen ausgewertet. Ausgewiesen wird jeweils ein standardisierter Monatslohn.
Detailhandel: Eher niedrige Löhne
In diesen fliessen alle Lohnkomponenten wie Boni oder Incentives mit ein, er wird für eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden und 4,3 Wochen pro Monat errechnet. Für den Jahreslohn muss die Zahl mit zwölf multipliziert werden. Verkaufssaläre zerfallen dort in zwei Kategorien. Zum einen in den Verkauf von Konsumgütern und Dienstleistungen und zum anderen in den Verkauf von Grundstoffen und Investitionsgütern. Die Löhne sind in beiden Gruppen recht unterschiedlich.
Die Löhne sind eher niedrig, wenn man sich mit dem Verkauf von Konsumgütern und Dienstleistungen im Detailhandel befasst und an der Kundenfront tätig ist. Hier liegt der Schweizerische Median*-Monatslohn bei lediglich 4.483 Franken im Monat oder 53796 Franken im Jahr. Die gezahlten Löhne für anspruchsvollste Arbeiten erreichen bei Männern einen Medianwert von 7.294 Franken (87.528 Franken im Jahr) und für Frauen sind 4.956 Franken monatlich drin. Das entspricht 59.472 Franken im Jahr.
Berufs- und Fachkenntnisse fallen ins Gewicht
Das untere Ende markieren 4.268 Franken (51.216 Franken jährlich) für Männer und 4.017 Franken (48.204 Franken im Jahr) für weibliches Verkaufspersonal. Doch die zweite Kategorie von Verkaufstätigkeiten kann einen attraktiven Medianwert von 7.556 Franken (90.672 Franken im Jahr) ausweisen. Kümmert sich jemand um besonders anspruchsvolle Aufgaben, liegt der Median sogar bei 8.800 Franken im Monat oder 105.600 Franken im Jahr.
Wer Berufs- und Fachkenntnisse mitbringt, erhält 6.492 Franken (77.904 Franken jährlich). Das niedrigste ermittelte Mediansalär erreicht, wenn es um “einfache und repetitive Tätigkeiten” geht, immerhin noch 4.559 Franken im Monat oder 54.708 Franken im Jahr.
Männer und Frauen – keine Gleichstellung
Die genannten Löhne zerfallen allerdings noch in die entsprechenden Werte für Männer und Frauen, die deutlich divergieren. In der höchsten Lohngruppe beträgt die geschlechterspezifische Differenz mehr als 2.000 Franken monatlich. Mit Berufs- und Fachkenntnisse erhalten Männer etwas über 1.000 Franken monatlich mehr als Frauen und auf dem niedrigsten Qualifikationslevel macht die Differenz immerhin 800 Franken aus.
Den deutlich sichtbaren geschlechterspezifischen Lohndifferenzen ist man beim BfS auf den Grund gegangen. Fast 60 Prozent der Lohnunterschiede sind im Detail auf Faktoren wie Alter, Ausbildung oder Wirtschaftssektor zurückzuführen. Die übrigen knapp 40 Prozent haben aber eindeutig diskriminierenden Charakter.
Gute Aussichten in der Industrie
Weitere Zahlen liefert die im laufenden Jahr neu vorgelegte “Sales&Marketing Salary Survey 2010 Switzerland” der Personalberatung Michael Page. Diese stützt sich auf eine selbst durchgeführte Markterhebung von Daten bei Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden. Michael Page differenziert die angegebenen Saläre nach der Ausrichtung Sales- oder Marketing, B2B oder B2C und nach verschiedenen Branchen, was zu einem recht hohen Datenvolumen führt.
Für Tätigkeiten rund um “Sales” wurden folgende Zahlen ermittelt: Ein Customer Service Representative (oder After Sales Manager), der bei einemB2B-orientierten Unternehmen aus der IT/Telco-Branche aktiv ist, darf mit einem Durchschnittssalär von 78.000 Franken jährlich rechnen. In der Industrie würde er 92.500 Franken erhalten, bei Finanzdienstleistern sogar 97.500 Franken.
Ein Key Account Manager oder Area Sales Manager, der sich um B2C-Beziehungen bei einem Luxusgüterunternehmen kümmert, bezieht 124.500 Franken per anno. Bei einem Verbrauchsgüterunternehmen wären es 119.500 Franken. Mit den höchsten in der Studie aufgelisteten Sales-Positionen werden dann auch Saläre jenseits von 200.000 Franken ohne weiteres möglich.
Wenig Bewegung bei Callcenter-Vergütungen
Seit einigen Jahren hat ferner der Verkauf via Callcenter eine gewisse Bedeutung erlangt. Schweizweit stellen die Callcenter rund 21.000 Vollzeitstellen bereit, die sich auf ungefähr 28.000 Menschen verteilen.
Für den “Swiss Call Center Report 2007” des Branchenverbandes www.callnet.ch wurden rund 800 Verantwortliche befragt. Er zeigt, dass gegen 30 Prozent der Callcenter mit Kampagnenmanagement befasst sind, worunter überwiegend das aktive Telemarketing erfasst wird.
Auf Mindestlohn geeinigt
Die Löhne in diesem Teilsegment des Marktes lagen gemäss der Studie 2006 für Callcenter-Agenten inhouse im Mittel bei 4.590 Franken im Monat (55.080 Franken jährlich). War die Stelle ausgelagert wurden nur 4.020 Franken (48.240 Franken im Jahr) gezahlt.
Supervisoren und Teamleader erhielten 6.420 bzw. 5.660 Franken monatlich – das entspricht 70.040 Franken bzw. 67920 Franken im Jahr. Bezüglich Mindestgehalt einigten sich im Jahr 2000 die Teleperformance Schweiz mit den Firmen Libertycall und Extratel mit der Gewerkschaft Kommunikation.
Lohnsituation blieb stabil
Der Gesamtarbeitsvertrag sieht Mindestlöhne für Callcenter-Agenten ohne CCA-Diplom von mindestens 3.500 Franken vor, das 13 mal jährlich gezahlt wird. Das entspricht 45.500 Franken im Jahr.
Mit dem CCA-Diplom sollte man 3.800 Franken (49.400 Franken jährlich) erhalten. Für Supervisoren und Teamleader werden 4.200 ohne bzw. 4.500 Franken mit CCSV-Diplom entrichtet. Das entspricht 54.600 Franken bzw. 58.500 Franken jährlich. Laut Callnet-Vorstandsmitglied Raphael Raetzo hat sich die Lohnsituation in den vergangenen drei Jahren kaum verändert.
*Beim Median-Lohn verdienen genau 50 Prozent der Befragten mehr und 50 Prozent der Befragten weniger als den angegebenen Wert