Körpersprache deuten: Die Gestik

Ein wesentlicher Bestandteil der körpersprachlichen Signale ist die Gestik. Was besonders wichtig ist, haben wir hier zusammen gefasst.

Gesten, also die Stellung und Bewegungen von Händen und Armen, Beinen und Füssen usw., unterstreichen das Gesagte und manchmal auch das Gehörte. Wenn die Gestik im Einklang mit dem gesprochenen Wort steht, wirkt das Ganze authentisch. und darauf kommt es an – insbesondere in wichtigen Kontakten wie zum Beispiel dem Vorstellungs-, Beurteilungs- oder Kritikgespräch, aber auch bei Präsentationen und Vorträgen oder in Verkaufsverhandlungen.

Mit Mass und Ziel

“Der redet mit Händen und Füssen” ist eine bekannte Umschreibung für eine Person, die mit ihrer Gestik grosszügig umgeht. Doch was zuviel ist, ist zuviel: Wer wild gestikuliert und in einem eher kleinen Raum weit ausladende Armbewegungen macht, wirkt nicht sachlich und souverän, sondern verunsichert oder verärgert sogar sein Gegenüber.

Allerdings: Die Arme während eines Vortrags fortwährend nach unten hängen zu lassen und sie kaum zu bewegen, signalisiert eher Unsicherheit und könnte das Publikum langweilen – wenn der Vortrag nicht gerade spannend ist!


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Wohl dosiert im Kontext

Gesten sollen dezent unterstreichen, was Sie sagen, und dem Gesprächspartner bzw. Ihrem Publikum vermitteln, dass Sie ihnen Freundlichkeit und Offenheit entgegen bringen und dass Sie Ihr Thema beherrschen. Dabei gilt: Die eine oder andere Geste wirkt nur dann abweisend oder negativ, wenn sie wiederholt oder dauerhaft angewendet wird. So kann man durchaus in einem Vortrag zwischendurch einmal kurz die Arme verschränken, wenn es gerade passend ist – nach einer Frage ans Publikum zum Beispiel.

Wichtig ist, dass die Gesten zum Gesamtbild passen: Haltung, Mimik und natürlich Sprache bilden zusammen mit der Gestik ein Ganzes, das stets im Kontext zu betrachten ist. Auch das schönste “Zahnpastalächeln” wirkt aufgesetzt, wenn die Augen nicht auch lächeln. Erst dann kann der “Funke überspringen”.

Gestik zur Kommunikation

Bestimmte Gesten dienen primär der Kommunikation, das heisst: Der Sendende will bei einer anderen Person etwas erreichen. Beispiel: Jeder kennt die Bewegung der erhobenen Hand, mit der man jemanden heranwinken will. Bei einem Kind, das etwas angestellt hat, verwendet der Erwachsene zur Ermahnung gerne den Zeigefinger, der wiederholt hin- und herwippt.

Gesten können auch eine Reaktion auf das Gesagte einer anderen Person sein: Spricht der Redner zu leise, lege ich eine Hand hinter mein Ohr, um ihn so ohne Worte zu bitten, er möge lauter sprechen. Wenn ich nicht einverstanden bin, bewege ich meinen Zeigefinger hin und her, um dem Gesprächspartner gleich zu vermitteln, dass seine Aussage nicht zutrifft. Doch Vorsicht: Zu häufige Signale dieser Art können unsympathisch wirken.

Vorsicht im Ausland

Je nach Land können manche Gesten unterschiedliche Bedeutungen haben. Jeder erinnert sich an den Rat, in arabischen Ländern niemals so zu sitzen, dass der Gesprächspartner oder andere Personen in der Runde die Schuhsohle sehen können: Das ist eine tiefe Beleidigung.

Mimik
Negativbeispiele
Was signalisiert das?
Mit den Fingern auf dem Tisch trommeln Unsicherheit, Anspannung
Mit den Händen ein Spitzdach in Richtung des Gesprächpartners bilden Unsicherheit und Ablehnung
Hände vor der Brust oder Arme verschränken Unsicherheit, grosse Anspannung, Abschottung
Bei übereinander gelegten Beinen mit dem oberen Fuss wippen Nervosität, Ungeduld
Hände länger hinter dem Rücken verstecken Steifes Verhalten, Unsicherheit
Wild gestikulieren Unruhe, Unsicherheit, Unsachlichkeit
Weit ausladende Gesten in kleinen Räumen Gesten wirken überzogen, störend
Gesten mit verdeckter oder geschlossener Handinnenfläche Gestik erweckt den Eindruck als hätte der Sprecher etwas zu verbergen
Finger deutet auf Gegenüber Aggressivität
Erhobener Zeigefinger Überheblichkeit
Am Rednerpult (krampfhaft) festhalten Unsicherheit
Hände länger reiben (ausser wenn man sehr friert) Unruhe, Unsicherheit
Kinn in der Hand gestützt Skepsis
Mit dem Zeigefinger mehrfach über die Oberlippe streichen Nachdenklichkeit, Skepsis
Hände auf Schulterhöhe mit den Innenflächen nach vorne, “wegdrückende” Bewegung Abwehren
Hände gefaltet, Fingerspitzen berühren einander Überheblichkeit
Kratzen am Kopf
Ratlosigkeit, Unsicherheit
Positivbeispiele
Was signalisiert das?
Armbewegungen oberhalb der Taille Sicherheit
Arme zwischen Gürtellinie und Bauchnabel halten und Hände locker zusammenlegen Sicherheit, Souveränität (gute “Grundposition” zwischen einzelnen Gesten)
Hände offen und sichtbar Offenheit, Aufgeschlossenheit
Weit ausladende Gesten in grossen Räumen Können das Gesagte fallweise gut unterstreichen
Offene Handinnenfläche Einladende Geste
Hand- bzw. Armbewegungen, die vom Körper wegführen Aufrichtigkeit, menschliche Wärme
Hände wie zum Beten falten und leicht senkrecht bewegen Ausdruck einer Bitte
Hände auf Brusthöhe mit den Innenfläche nach oben, leicht seitlich Ausdruck einer Frage
Reiben des Kinns Nachdenklichkeit und Zufriedenheit


Tipp für Ungeübte:
Wenn Sie gar nicht wissen, was Sie mit Ihren Händen während Ihres Vortrags machen sollen, nehmen Sie einen Kugelschreiber in die Hand oder notieren Sie sich ein paar Kerngedanken auf ein Kärtchen. Das gibt Ihnen Sicherheit und lenkt Sie davon ab, dass Sie mit Ihren Händen etwas “tun müssen”.

Giselle Chaumien-Wetterauer
war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in der Industrie tätig, u.a. im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte.

ät sie Unternehmen in Sachen Kommunikation, arbeitet als freie Autorin und Fachübersetzerin und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit.