Candidate Experience: Von der Fata Morgana zur Messbarkeit

Wolfgang Brickkwedde ist  Director des Institutes for Competitive Recruiting (ICR). 2015 steht für ihn ganz im Zeichen der Candidate Experience (CE). Warum diese immer wichtiger wird und wie Unternehmen mit ausgezeichneter CE auch noch einen Preis abräumen können, erklärt er im Interview.

Das Interview führte Sonja Dietz

Warum glauben Sie, dass das Thema Candidate Experience an Wichtigkeit zunimmt?
Der Arbeitsmarkt dreht sich, in einigen Bereichen schneller als in anderen. Wir bewegen uns von einem Arbeitgebermarkt hin zu einem Bewerbermarkt. Die Machtverhältnisse verschieben sich zugunsten der Bewerber. Vielleicht müssen wir uns sogar vom “Bewerber” verabschieden oder dem Wort eine neue Bedeutung geben? Wenn Arbeitgeber mehr und mehr mit Hilfe von Active Sourcing nach Kandidaten suchen – wer bewirbt sich da bei wem? Über 90 Prozent  der Arbeitgeber haben laut den ICR Recruiting Reports schon seit einigen Jahren Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Stellen. Arbeitgeberimage oder Employer Branding ist auf Platz eins der wichtigsten Themen für Recruitingabteilungen.

Warum sprechen Sie in diesem Zusammenhang von einer Fata Morgana?
Weil der Begriff Candidate Experience wie eine Art Fata Morgana durch die Personallandschaft zu wabern scheint: am fernen Horizont und doch nicht wirklich erreichbar. Viele Unternehmen sehen das Problem und wollen auch etwas tun, um die Beziehung zwischen Bewerbern und Arbeitgebern zu verbessern. Nicht aus Menschenliebe, sondern weil sie erkannt haben, dass der gelebte Personalbeschaffungsprozess auch zur kommunizierten Employer Brand passen muss, wenn man die Talente auch morgen noch für sich gewinnen will. Die Technik,  z.B. in Form von Bewerbermanagementsystemen,  hilft da übrigens nicht unbedingt weiter.

Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die grössten Herausforderungen?
Die grössten Herausforderungen im Thema Candidate Experience liegen eher in einem “an die Hand nehmen” der Arbeitgeber, die eine Verbesserung erreichen wollen: An die Hand nehmen durch Setzen von Standards und Qualitätsmerkmalen anhand derer sich Arbeitgeber orientieren können – mit Benchmarks, die den eigenen Standort aufzeigen und konkrete Hinweise geben, was zu verbessern ist.

Was ist Ihrer Meinung nach zu tun?
Ein erster Schritt wäre es, wenn Personaler sich nur einmal spasseshalber bei sich selber bewerben würden! Sie würden erkennen, dass ihre Jobs bei Google nicht zu finden sind, dass auf ihrer Unternehmens-Homepage der Karrierebereich nicht, oder nur schwer zu finden ist, dass die ausgeschriebenen Stellenanzeigen nicht gerade die spannendsten sind, und dass das Bewerbungsformular viel zu lang ist und dann auch noch zweimal aus technischen Gründen abbricht. Dann bekommt das Thema Candidate Experience ganz schnell eine höhere Bedeutung.

Schritt Nummer zwei wäre?
Wenn es geeignete Tools zur Messung und dem Vergleich der eigenen Aktivitäten zum Thema Candidate Experience gäbe, könnten Arbeitgeber umgehend mit der messbaren Verbesserung beginnen.
Ein gutes Mittel für die Messbarkeit sind die neuen Candidate Experience Awards, die nicht nur einen nationalen Vergleich, sondern auch über Grenzen hinweg ermöglichen, herauszufinden, wie man die Erfahrungen der Bewerber verbessern kann.

Und was genau verbirgt sich hinter den Candidate Experience Awards DACH?
Die Candidate Experience Awards eine kosten- und risikofreie Möglichkeit für Arbeitgeber aller Grössen und Branchen, ihre Bewerberzufriedenheit zu messen, zu benchmarken und zu verbessern.
Obwohl die Candidate Experience Awards ein Wettbewerb sind, ist eine Teilnahme an diesem Wettbewerb für Arbeitgeber kosten- und risikofrei. Teilnehmende Unternehmen erhalten Vergleichs- und Verbesserungsmöglichkeiten für ihre Candidate Experience. Jeder Arbeitgeber, der Interesse an der Verbesserung seiner Bewerberzufriedenheit hat, unabhängig von der aktuellen Güte der Prozesse oder Unternehmensgrösse, wird von der Teilnahme an dem Benchmark-Verfahren profitieren. Arbeitgeber mit überdurchschnittlichen Ergebnissen erhalten eine Auszeichnung, den Award, diejenigen mit unterdurchschnittlichen Ergebnissen werden nicht kommuniziert. Alle Daten bleiben vertraulich.

Wie sieht das Programm der Candidate Experience Awards aus?
Das Programm besteht aus zwei Erhebungsrunden. Runde eins besteht aus einem mehrdimensionalen Online-Befragung mit ca. 60 Fragen, die diejenigen aktuellen Rekrutierungsprozesse und -praktiken wie z.B. Personalmarketing, Management von Bewerbern, Auswahl, Interview, Umgang mit ausgewählten Kandidaten und Onboarding eines Unternehmens erfasst, die Einfluss auf die Candidate Experience haben.

Und Runde zwei?
Runde zwei bildet die Bewerberbefragung. Hier erhalten Unternehmen einen für sie bestimmten Link, den diese an ihre Bewerber aus den Jahren 2014 und 2015 weiterleiten, um deren Erfahrungen während einer Bewerbung bei ihrem Unternehmen zu erheben.  Die Unternehmen  laden ihre eigenen Bewerber ein, an der Befragung teilzunehmen und wir sammeln die Ergebnisse ein, werten sie aus und bereiten die Benchmarks vor.

Und die Unternehmen, die überdurchschnittlich bei den Candidate Experience Awards  abschneiden, erhalten einen Award?
Genau. Diese werden mit dem Candidate Experience Award ausgezeichnet, die auf der Candidate Experience Awards Reception  Ende November bekanntgegeben werden.
Wer sich als Arbeitgeber anmelden möchte, gelangt hier zur Anmeldung. Ein Info-Webinar gibt es wöchentlich. Das nächste findet am 3.6. um 16.00 Uhr statt. Hier geht es zur Anmeldung.