Ziele formulieren und umsetzen
"Es gibt im Grunde im Leben nur zwei Sünden: wünschen und nicht handeln oder handeln ohne Ziel" - so ein russisches Sprichwort. Wir sagen Ihnen, wie Sie Ziele konkret formulieren und umsetzen.
Wer kennt das nicht? Zum Jahreswechsel werden reihenweise gute Vorsätze gefasst, von denen spätestens bis zur zweiten Kalenderwoche keiner "überlebt". Und in der Presse werden immer wieder Studien veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass jeder Zweite mit seinem Job und/oder in der Familie unzufrieden ist, jeder Dritte gerne etwas ändern möchte. Und warum tun sie’s nicht? Was fehlt, ist das klar definierte Ziel bzw. die Erkenntnis: Was will ich? Und wie kann und will ich es erreichen?
Warum Ziele wichtig sind
Es mag Menschen geben, die gerne "ziel- und planlos" durchs Leben gehen. Die meisten von uns brauchen jedoch einen roten Faden für ihr Handeln: im beruflichen wie auch im privaten Leben, für sich und im Unternehmen. Der rote Faden, das sind die Ziele, die unser Handeln im Alltag leiten, das ist der "Plan", der uns eine Orientierung gibt. Denn: "Ein Schiff, das seinen Hafen nicht kennt, für das ist kein Wind günstig", schrieb schon vor 2000 Jahren der römische Philosoph Seneca.
Nur wenn ich weiss, was ich will, und ich mir das als Ziel auch fest vornehme, komme ich voran - im privaten Leben wie auch im Beruf. Durch Ziele kann ich mittel- und langfristig Fortschritte machen und mich weiterentwickeln. Hinzu kommt noch der Aspekt, dass Ziele eine Herausforderung darstellen und das Verantwortungsbewusstsein fördern - gegenüber sich selbst und auch gegenüber anderen, denn meistens sind in der Umsetzungsphase andere Personen involviert.
Warum man häufig scheitert
Die "Abwicklung", also die Umsetzung und damit Erreichung von Zielen ist nicht immer abgesichert, denn häufig spielen andere eine nicht unwesentliche "Nebenrolle". Wer in der Familie ein paar Pfunde loswerden will, benötigt Unterstützung vom Partner (der vielleicht sogar über die Zubereitung der Mahlzeiten entscheidet) und den anderen Familienmitgliedern. Wer sich beruflich verändern will, ist abhängig von der Entscheidung der Personaler, die ihn zum Vorstellungsgespräch einladen bzw. einstellen.
Gerade im beruflichen Bereich - bei Projekten zum Beispiel - sind gesetzte Ziele auch umfangreichen unvorhersehbaren Ereignissen, zu denen auch der legendäre "Kommissar Zufall" zählt, unterworfen. Wenn zusätzlich auch noch das Betätigungsfeld neu ist, die Fristen zu kurz und/oder die Methode nicht ausreichend bekannt ist, ist das Scheitern vorprogrammiert.
Eigene Blockaden überwinden
Bei der Erreichung unserer Vorsätze und Ziele sind oft unsere eigenen Blockaden und Sabotageprogramme in nicht unerheblichem Masse beteiligt. Sie fördern die tief in uns schlummernde Trägheit, lassen uns den ersten Schritt immer wieder auf Morgen verschieben und führen zum schnellen "Vergessen" der Ziele. Es gilt, die persönlichen Blockaden aufzudecken und sie abzulegen oder zumindest in Schach zu halten. Dadurch werden Ressourcen freigelegt, die es ermöglichen, die gesetzten Ziele zu erreichen.
Durch Reflektieren darüber, warum ich mein Ziel im letzten Jahr nicht (ganz) erreicht bzw. gar nicht mit der Umsetzung angefangen habe, wird mir bewusst, dass ich möglicherweise etwas ganz anderes will oder mein Ziel völlig unrealistisch war. Wer durch konsequentes In-sich-gehen zur "Wurzel des Übels" vordringt, hat die Chance, eine Art "inneren Hausputz" durchzuführen, den Reset-Knopf zu drücken und die "richtigen" Ziele mit sich zu vereinbaren.
Am Ziel festhalten
Wer von vornherein zwanzig Kilo abnehmen will, hat es im wahrsten Sinne des Wortes schwer. Und der Traum, mit der eigenen selbstständigen Tätigkeit so schnell wie möglich "ganz gross im Geschäft" zu sein, ist zwar legitim, aber nicht einfach zu realisieren. Nicht selten werden wir von der Wirklichkeit jäh aus unserer Traumwelt aufgeweckt. Warum also nicht gleich kleinere Brötchen backen und erreichbare Etappenziele festlegen?
Sie haben ein Ziel und befürchten, es nicht zu schaffen? Prägen Sie sich ein: Es ist es nicht schlimm, wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappt. Dann versuchen Sie es einfach noch einmal. Fragen Sie Ihre Eltern oder älteren Geschwister, wie Sie als Kleinkind das Laufen erlernt haben. Ist es Ihnen gleich beim ersten Versuch gelungen? Nein? Und haben Sie dann aufgegeben? Nein! Sie haben es immer und immer wieder versucht, bis Sie dann endlich das erste Mal auf eigenen Füssen standen und tatsächlich laufen konnten.
Die W-Fragen helfen
Wenn Sie sich im Klaren sind, was Sie erreichen wollen, unterziehen Sie Ihren Vorsatz einer "Kontrolle" und beantworten Sie - am besten schriftlich - folgende Fragen:
- Wer ist (noch) betroffen? (Familie, Chef, Nachbar, Kollege, andere Firmen…)
- Was ist der Inhalt, also das Ergebnis? (Gewichtsreduzierung, neuer Job, Versetzung innerhalb der Firma, Projektleitung, Projektabschluss…)
- Wann genau (Datum!) beginne ich mit der Umsetzung und wann genau (ebenfalls mit Datumsangabe!) will ich mein Vorhaben abschliessen? Wann (genau) will ich welche Etappenziele erreicht haben?
- Wie will und kann ich mein Ziel erreichen? (Mittel, Ressourcen, Unterstützung anderer, Hilfsmittel…)
- Wodurch / womit will ich mein Ziel umsetzen, d.h. welche Vorgehensweise, Methode werde ich anwenden?
Wenn Sie alle Fragen konkret beantworten können, prüfen Sie, ob dieses eine Ziel so auch umsetzbar ist. Wenn ja, legen Sie los!
Konkrete Tipps für die Formulierung von Zielen
Merken Sie sich: Ihr Ziel muss "SMART" sein. Was bedeutet das? Das verbirgt sich hinter dem weit bekannten Akronym:
S = spezifisch Das Ziel muss unmissverständlich und eindeutig eingegrenzt, präzise formuliert und auch mit anderen möglichen Zielen vereinbar sein. Verzichten Sie auf unverbindliche nichts sagende Formulierungen (Beispiel "ich will demnächst mal wieder abnehmen…")!
M = messbar Das Ergebnis sowie die Zwischenergebnisse müssen quantitativ oder qualitativ gemessen und beobachtet sowie verfolgt werden können.
A = attraktiv und aktionsorientiert Das Ziel muss positiv formuliert und motivierend sein, Ihnen "interessant" erscheinen und Lust auf die Umsetzung machen. Denn es ist wesentlich motivierender zu sagen "ich will wieder hübsche Kleider in Grösse 38 tragen" statt "ich will 5 Kilo abspecken". Und das Ziel muss Ihr Handeln klar fordern und einfordern.
R = realistisch Das Ziel muss für mich bzw. für Sie grundsätzlich realisierbar sein. Es nützt Ihnen nichts zu wissen, dass andere so etwas schon einmal erreicht haben. Ihr Ziel ist dann realistisch, wenn Sie es durch ihr Verhalten aktiv beeinflussen können. Dabei müssen möglicherweise auch andere Ziele und das Eintreten unvorhersehbarer Ereignisse berücksichtigt werden. Aber: Ziele dürfen und müssen sogar anspruchsvoll sein!
T = terminiert Das Ziel muss durch einen Anfangs- und Endtermin (wann genau - Datum! - beginne ich mit der Umsetzung, wann genau will ich mein Ziel erreicht haben?) sowie durch Zwischentermine, die sog. Meilensteine (bis wann genau will ich Zwischenziel A, Zwischenziel B usw. erreicht haben?), terminiert sein. Nehmen Sie sich lieber etwas mehr Zeit, denn: "Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt", so die kluge Aussage von Gotthold Ephraim Lessing.
(Giselle Chaumien-Wetterauer, GCW Communications)
Giselle Chaumien-Wetterauer
war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in der Industrie tätig, u.a. im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte.
Heute berät sie Unternehmen in Sachen Kommunikation, arbeitet als freie Autorin und Fachübersetzerin und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit.