Weiterbildung für die Karriere
Weiterbildung ist nicht nur für Kaderkräfte wichtig. Aber das Angebot ist gross, professionelle Beratung oft notwendig. Denn nicht alles, was verkauft wird, ist auch sinnvoll.
Der Boom in der Aus- und Weiterbildung ist ungebrochen, denn der Druck, sich weiterzubilden, ist stark gestiegen. Viele Erwerbstätige fürchten, sonst nicht mehr arbeitsmarktfähig zu sein. Gross ist demnach das Angebot an Kursen und Seminaren, an Lehrgängen und Nachdiplomstudien, aber auch an Lernmöglichkeiten ausserhalb von Kursstrukturen, wie etwa in Workshops.
"Regelmässige Weiterbildung ist unverzichtbar, und zwar unabhängig von der Position und Tätigkeit", stellt Hans-Peter Hauser, Rektor der EB-Zürich, Bildungszentrum für Erwachsene, fest. Waren es früher vorwiegend Leute aus dem Kader, die sich regelmässig weiterbildeten, seien es heute mehr die "ganz gewöhnlichen Erwerbstätigen", die ihre Kompetenzen erhalten oder verbessern wollen. Die Arbeitswelt profitiert von Erwachsenen, die in ihrer Freizeit und in der Familie die unterschiedlichsten Kompetenzen erwerben.
Arge Titelschwemme
Im Trend liegen Angebote mit Abschlüssen. "Leider", wie Hans-Peter Hauser betont. "Seit Bologna gibt es in der Weiterbildung unzählige Titel, aber kaum jemand weiss, was die Titel und Punkte wirklich wert sind. Was heute an Abschlüssen verkauft wird, ist nicht immer sinnvoll."
Die Titelschwemme führe vielmehr zu Verunsicherungen und lenke zudem vom Wesentlichen ab: dem Lernen selbst. "In den meisten Fällen ist nach wie vor der Lernerfolg am grössten, wenn mit dem richtigen Weiterbildungsangebot in einer stimmigen Lernumgebung und zu erschwinglichen Bedingungen gelernt wird, bezogen auf ein Thema, das interessiert und in dem man weiterkommen möchte."
Kommunikation zentral
Waren vor zehn Jahren noch Computerkurse gefragt, verwischen sich die Grenzen zwischen berufsorientierter und allgemeiner Weiterbildung zunehmend, so der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB. Vielfalt heisst das Zauberwort. Hauser bestätigt das: "Hauptmerkmal der Weiterbildung ist heute, dass es viele spezifische Themen gibt, die mit Sorgfalt und Kenntnis angegangen und individuell gemischt werden."
Wie der nationale Bildungsbericht Schweiz 2010 zeigt, belegen die 25- bis 64-jährigen Erwachsenen vor allem Sprachkurse (16 Prozent), gefolgt von Kursen zu den Themen Gesundheit und Medizin sowie Kader- und Informatikkursen (Anteil von je 10 Prozent). Kurse zu wissenschaftlichen Themen, zu Finanzen und Verkauf und zur Persönlichkeitsbildung sind ebenso gefragt.
50 Stunden pro Jahr für Weiterbildung
Im Durchschnitt wenden Erwerbstätige fast 50 Stunden pro Jahr zur beruflichen Weiterbildung auf. Gemäss Bildungsbericht finanzieren Frauen ihre Weiterbildung zu 60 Prozent aus eigener Tasche, während berufstätige Männer nur für ein Drittel der Kosten selbst aufkommen müssen. Frauen und Männer bilden sich in etwa gleich viel weiter, allerdings besuchen Männer häufiger beruflich orientierte Angebote als Frauen.
Kommunikation ist gefragte Kompetenz
Ein Generalthema ist heute die "Kommunikation". Integraler Bestandteil sind die Fremdsprachen, desweiteren zählen der Umgang mit der Muttersprache, Präsentation, Sitzungsleitung, Führung und interkulturelle oder gewaltfreie Kommunikation dazu.
Hans-Peter Hauser: "Kommunikation ist eine gefragte Kompetenz. Es geht darum, einander zu verstehen, sich mitzuteilen, zu überzeugen, gemeinsam eine Lösung zu finden." Mehr denn je gefragt sind Weiterbildungen in sozialen Kompetenzen. Man muss laut Hauser sein Wissen auch umsetzen und auf neue Problemstellungen anwenden können. Ebenso ist das Arbeiten in Projektteams ein Trend.
Je nach Anbieter liegen die Schwerpunkte jedoch woanders. Die Klubschule Migros in Basel etwa konnte im letzten Jahr das grösste Wachstum bei den Kursangeboten in Management und Wirtschaft verzeichnen. Dieter Wullschleger, Leiter Unternehmenskommunikation Genossenschaft Migros Basel: "In dieser Sparte waren die Lehrgänge Handelsschule, Technische/r Kauffrau/Kaufmann, Leadership und Management sehr gut belegt."
Der Weiterbildungsmarkt wächst. Darum erstaunt es auch wenig, dass die wirtschaftlich schwierige Situation die meisten Anbieter in der Schweiz gar nicht oder kaum spüren.
(Lioba Schneemann, 2010)