Vorsicht Nebenjob: die Tricks der Abzocker

von Monster Contributor

Manche Nebenjobs scheinen zu gut, um wahr zu sein. Wir sagen, bei welchen Versprechungen Sie stutzig werden sollten.

Von Vera Sohmer

"Lukrative Arbeit von zu Hause aus." Oder: "Lernen Sie eine 100prozentig sichere Methode kennen, mit der Sie nebenbei viel Geld verdienen können." Oder: "Seien Sie Ihr eigener Chef. 7500 Franken monatlich bei freier Zeiteinteilung." Wer unter den Suchbegriffen Heimarbeit oder Nebenverdienst Kleininserate oder Internetanzeigen durchstöbert, stösst oft auf vollmundige Versprechen. Angeblich können Interessierte im Handumdrehen viel Geld machen.

Der Traum vom märchenhaften Nebenverdienst

Eigentlich sagt schon der gesunde Menschenverstand, dass hier etwas faul sein muss. Zumal meistens schleierhaft bleibt, wer hinter dem Inserat steckt, was genau man machen soll und welche Ausbildung man dafür mitbringen muss.

Dennoch fallen Leute immer wieder auf unseriöse Angebote herein, schreibt die Arbeitsrechts-Expertin Irmtraud Bräunlich Keller in einem Ratgeberbuch. Sei es, weil sie in ihrer Not nach jedem Strohhalm greifen, sei es, weil sie sich vom angeblich märchenhaften Verdienst blenden lassen. Und schon immer davon geträumt haben, tolle Autos zu fahren und schicke Klamotten zu tragen.

Vorsicht ist immer geboten

Doch wer auf derlei Versprechen stösst, sollte kritisch bleiben – und die Finger davon lassen. Gerade wenn man in einer finanziellen Notlage steckt oder den Ausweg aus der Arbeitslosigkeit sieht. Vorsicht ist bei sogenannten Strukturvertriebs- oder Multi-Level-Marketing-Unternehmen geboten. Die Grenze zum unlauteren Schneeballsystem verlaufe oft fliessend, warnen Experten.

Das Prinzip: Verkäufer sollen auf selbstständiger Basis und auf eigenes Risiko arbeiten. Dafür erwerben Sie Kosmetika, Haushaltswaren, angeblich besonders gesunde Nahrungsmittel oder Finanz- und Anlageprodukte, um sie dann weiterzuverkaufen. Das böse Erwachen folgt meistens schnell und das grosse Geld bleibt freilich aus. Um finanziell einigermassen über die Runden zu kommen, muss man weitere Verkäufer anwerben, um an deren Umsätzen mitzuverdienen – ein Klinkenputzerjob, wird im Ratgeber gewarnt.

Oft funktionieren noch die ältesten Tricks

Betrügerfirmen ködern Leichtgläubige seit Jahr und Tag mit altbekannten Tricks – und es scheint noch immer zu funktionieren. Wie folgende Masche: Wer sich auf eine Kleinanzeige meldet, findet im Briefkasten zwei Tage später nichts als ein vorgedrucktes Blatt ohne Unterschrift. Die Firma, eine Postfachinhaberin, macht darin Werbung für diverse Nebenjobs, etwa Kugelschreiber zusammenschrauben oder Unterlagen versenden.

Doch zuerst müssen Interessierte Geld bezahlen, das dem Anmeldeformular in bar beizulegen ist. Wer es tut, hat das Nachsehen: Entweder hören die Geprellten gar nichts mehr. Oder ihnen werden wertlose Tipps fürs Geldverdienen zugesandt. Sich wehren, ist unmöglich. Die Kontaktperson ist abgetaucht, die Firma nicht mehr aufzufinden.

Schnuppertage ohne Bezahlung: höchstens für einen Tag

Dreist ist auch dies: Man lässt Arbeitssuchende Schnuppertage absolvieren und bezahlt ihnen dafür keinen Rappen. Im Ratgeber wird der Fall eines Hilfskochs geschildert. Mehrere Tage schnetzelte er tapfer Gemüse, wusch Berge von Geschirr. Dann schickte man ihn ohne Lohn heim. Der Hilfskoch rief nach einiger Zeit im Restaurant an und wollte wissen, ob er die Stelle bekomme. Schon besetzt, sagte der Chef nur. Vom Lohn für die getane Arbeit war keine Rede.

Dabei heisst es in einem Gerichtsbeschluss: Arbeit darf üblicherweise nur gegen Geld verrichtet werden. Und ohne Bezahlung zu schnuppern, ist höchstens für einen Tag erlaubt. "Alles andere ist Abzockerei", betont Irmtraud Bräunlich Keller.

Dubiose Jobangebote – das sind die Tricks

  • er angebliche Superjob wird in einem Kleininserat auf zwei bis drei Zeilen beschrieben.
  • Sie finden weder einen Namen noch eine vollständige Adresse, nur eine teure 0900-Nummer, eine Handynummer, ein Postfach oder eine Mail-Anschrift.
  • Zum Vorstellungsgespräch bittet man Sie in eine Beiz.
  • Sie sollen für teure Schulungen oder Informationsmaterial bezahlen, ehe Sie mit der Arbeit anfangen können.
  • Sie müssen Geld einzahlen oder eine kostenpflichtige Nummer anrufen, um mehr Infos zu gekommen.
  • Sie sollen in erster Linie neue Teilnehmer anwerben.
  • Man will Ihnen den Job aufschwatzen und Sie zu einer schnellen Unterschrift drängen, ohne sich für Ihre Eignung zu interessieren.
  • Sie können die Vertragsunterlagen nicht mitnehmen, um Sie daheim in Ruhe durchzugehen.
  • Man verweigert Ihnen eine schriftliche Abmachung.
  • Ihr Einkommen soll aus Provisionen und Gewinnbeteiligungen bestehen, ohne garantiertes Fixum. Das ist zwar erlaubt, aber heikel. Wer keine Klarheit bekommt über Erwerbsaussichten und Risiken, sollte absagen.

Buchtipp: Irmtraud Bräunlich Keller, Flexibel arbeiten: Temporär, Teilzeit, Freelance, was Sie über Ihre Rechte wissen müssen, Beobachter-Buchverlag

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