Vertrieb und Verkauf: große Lohnschere
Einfache Tätigkeiten im Vertrieb und Verkauf finden sich am unteren Ende der Schweizer Lohnskala. Daher ist die Forderung nach Mindestlöhnen in den betroffenen Branchen Alltag. Doch es gibt auch gut verdienende Fachkräfte.
Die "Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2006" differenziert die Verkaufssaläre grundlegend in zwei Kategorien. Zum einen in den Verkauf von Konsumgütern und Dienstleistungen und zum anderen in den Verkauf von Grundstoffen und Investitionsgütern. Die Löhne sind in beiden Gruppen recht unterschiedlich.
Löhne im Verkauf von Grundstoffen und Investitionsgütern
Für die zweitgenannte Kategorie gibt es einen attraktiven Medianwert von 7.227 Franken. Kümmert sich jemand um besonders anspruchsvolle Aufgaben, liegt der Median sogar bei 8.379 Franken. Wer Berufs- und Fachkenntnisse mitbringt, erhält im Median 6.208 Franken. Das niedrigste ermittelte Mediansalär erreicht, wenn es um "einfache und repetitive Tätigkeiten" geht immerhin noch 4.444 Franken.
Die genannten Löhne zerfallen allerdings noch in die entsprechenden Werte für Männer und Frauen. Hier tut sich erneut die unübersehbare Schere auf. In der höchsten Lohngruppe beträgt die geschlechterspezifische Differenz mehr als 2.000 Franken monatlich. Mit Berufs- und Fachkenntnisse erhalten Männer rund 1.000 Franken monatlich mehr als Frauen und auf dem niedrigsten Qualifikationslevel macht die Differenz noch rund 400 Franken aus.
Löhne im Verkauf von Konsumgütern und Dienstleistungen
Grundsätzlich wesentlich niedriger fallen die Löhne aus, wenn man sich mit dem Verkauf von Konsumgütern und Dienstleistungen im Detailhandel befasst und an der Kundenfront tätig ist. Hier liegt der Schweizerische Median-Monatslohn bei lediglich 4.382 Franken. Die gezahlten Löhne für anspruchsvollste Arbeiten erreichen bei Männern einen Medianwert von 6.824 Franken und für Frauen sind 4.780 Franken drin. Das untere Ende markieren 4.199 Franken für Männer und 3.906 Franken für weibliches Verkaufspersonal.
Da ist es nicht mehr weit zum Mindestlohn, den beispielsweise die Lebensmittel- und Detailhandelskette Coop für 2006 mit 3.500 Franken angibt. Die Datenbasis der offiziellen Erhebung ist sehr breit. Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat für die aktuelle Version 1,5 Millionen Lohndaten von 46.300 privaten und öffentlichen Unternehmen ausgewertet.
Männer verdienen mehr als Frauen
Den hohen geschlechterspezifischen Lohndifferenzen ist man beim BfS selbstverständlich auf den Grund gegangen. Nur 60 Prozent der Lohnunterschiede sind im Detail auf Faktoren wie Alter, Ausbildung oder Wirtschaftssektor zurückzuführen. Die übrigen 40 Prozent haben laut BfS diskriminierenden Charakter.
Kaufmännischer Verband engagiert sich für gleiche Löhne
Auch der Kaufmännische Verband (KV) engagiert sich gegen die ungleichen Löhne. "Gerade in typischen Frauenberufen gibt es immer noch strukturelle Lohnunterschiede", stellt Barbara Gisi fest, die beim KV Schweiz die Angestellten- und Gleichstellungspolitik verantwortet. Immerhin sind im klassischen Detailshandelsverkauf rund drei Viertel der Beschäftigten weiblich.
Der KV versucht einerseits die Betriebe auf das Problem aufmerksam zu machen und setzt andererseits auf die Aufklärung der Frauen. "Frauen müssen den Mut haben in Erfahrung zu bringen wo sie stehen und sich dann auch beim nächsten Mitarbeitergespräch melden", betont Gisi. So lange sich jemand nicht wehre, sehe der Arbeitgeber auch keinen Grund zu handeln.
Von der Bürokraft bis zum Filialleiter
Bezüglich Höhe der marktgängigen Löhne bietet der KV Schweiz ebenfalls Informationen an. Die käufliche Info-Schrift "Salärempfehlungen 2008" propagiert für Tätigkeiten in Büro und Verkauf einen Mindestlohn von 3.400 Franken, der 13-mal jährlich auszurichten ist. Wer eine dreijährige Detailhandels- oder kaufmännische Lehre hinter sich hat, sollte mindestens 3.700 Franken monatlich erhalten.
Die Broschüre nennt auch nach Funktionsstufen gegliedert mittlere Jahressaläre für Verkaufsangestellte. Wer beispielsweise 35 Jahre alt ist und eine mittelgrosse Filiale leitet, sollte ein Jahresgehalt von 82.400 Franken beziehen. Der Minimalwert erreichte hierbei 72.500 Franken und der Maximallohn wurde mit 93.800 Franken ermittelt.
Für einfache Verkaufsarbeiten, die lediglich eine schnelle Ausbildung benötigen, liegen die Gehälter deutlich tiefer. Im Alter von 25 Jahren sollte man dem KV zufolge 47.000 Franken erhalten. Die Abweichungen um den Mittelwert reichen bis auf 44.200 Franken nach unten und auf 52.700 Franken nach oben.
Geografische Unterschiede
Varianten findet man auch geografisch: Im Raum Genf sowie Stadt und Kanton Zürich sind die Gehälter im Schnitt 6 Prozent höher als das angegebene mittlere Jahressalär. In Graubünden, dem Tessin und Wallis liegt der Lohn dagegen um 9 Prozent tiefer.
Guter Verdienst für Aussendienstler
Beim Aussendienstverkäufer vertretenden Branchenverband Verkauf Schweiz gibt einige weitere Angaben zu den gängigen Salären des Berufsfeldes. Der Verband vertritt 6.000 Einzelmitglieder und 590 Unternehmen. Zentralpräsident Werner Brauen berichtet, dass der normale Aussendienstler im Durchschnitt zwischen 75.000 bis 95.000 Franken verdient.
Wer für lukrativere Branchen wie Pharma oder Maschinenbau tätig ist, kann demnach auch 85.000 bis 119.000 Franken kommen. Und als Verkaufsleiter mit eidgenössischem Diplom sollte man zwischen 119.000 und 149.000 Franken beziehen. In den Salären ist jeweils ein Fixum und eine erfolgsabhängige Provision Standard. Darüber hinaus werden Spesen vergütet und gegebenenfalls ein Firmenwagen zur Verfügung gestellt.
Neue Stellen bei Call-Centern
Seit einigen Jahren hat der Verkauf via Callcenter eine gewisse Bedeutung erlangt. Schweizweit stellen die Callcenter rund 21.000 Vollzeitstellen-Äquivalente bereit, die sich gegen 28.000 Menschen teilen. Für den "Swiss Call Center Report 2007" des Branchenverbandes für Contact Center- und Kundenkontakt-Management (www.callnet.ch) wurden rund 800 Verantwortliche befragt.
Raphael Raetzo ist Sprecher beim Callcenter-Verband. Er berichtet von einem weiteren Wachstum der Branche. Zwar flacht die Wachstumskurve nach dem Boom in den 90er-Jahren etwas ab. Doch in der Schweiz sollten 3 Prozent Wachstum bis 2010 möglich sein. Im Klartext: "Jedes Jahr rund 1.000 zusätzliche Vollzeitstellen", so Raetzo.
Differenzierte Löhne bei Telemarketern
Der Report zeigt, dass etwa 30 Prozent der Callcenter mit Kampagnenmanagement befasst sind, worunter überwiegend das aktive Telemarketing erfasst wird. Die Löhne in diesem Teilsegment des Marktes lagen gemäss der Studie 2006 für Callcenter-Agenten inhouse im Mittel bei 4.590 Franken. War die Stelle ausgelagert wurden nur 4.020 Franken gezahlt.
Supervisoren und Teamleader erhielten 6.420 bzw. 5.660 Franken. Bezüglich Mindestgehalt einigten sich im Jahr 2000 die Teleperformance Schweiz mit den Firmen Libertycall und Extratel mit der Gewerkschaft Kommunikation. Der Gesamtarbeitsvertrag sieht Mindestlöhne für Mitarbeiter ohne Call-Center-Agent-Diplom von mindestens 3.500 Franken vor, das 13mal jährlich gezahlt wird. Mit diesem Diplom sollte man 3.800 Franken erhalten. Für Supervisoren und Teamleader werden 4.200 ohne bzw. 4.500 Franken mit Call-Center-Supervisoren-Diplom entrichtet.
(Alexander Saheb, 2008)