Traineeprogramm - das richtige finden

von Monster Contributor

Traineeprogramme sind bei Absolventen beliebt und werden von vielen Unternehmen angeboten. Worauf man bei der Auswahl der Traineestelle achten sollte.

Von Michael Vogel

Nach dem Studium nicht gleich auf eine feste Position wechseln, sondern ein Unternehmen und seine übergreifenden Organisationsstrukturen besser kennen lernen, bevor man sich auf eine Abteilung festlegt. Immer mehr Hochschulabsolventen finden an diesem Gedanken Gefallen.

Trainees gibt es nicht nur bei großen Konzernen

Trotz steigendem Interesse an Traineeprogrammen sollten sich Bewerber aber auch die Relationen vor Augen führen: Trainees sind und bleiben eine Minderheit unter den Berufsanfängern. Stefanie Zimmermann, Karriereexpertin beim Staufenbiel Institut, schätzt, dass der Großteil aller Absolventen direkt einsteigt, auch wenn manche vielleicht mal mit dem Gedanken gespielt haben, als Trainee zu beginnen.

Waren Traineeprogramme in der Schweiz laut der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BIZ) Bern-Mittelland einst eine Domäne großer Konzerne aus den Bereichen Industrie und Finanzen, gibt es sie heute auch in den Bereichen Handel, Verkehr und Kommunikation. Selbst Unternehmen mit weniger als 1000 Beschäftigten seien immer öfter unter den Anbietern von Traineeprogrammen anzutreffen, so die BIZ Bern-Mittelland.

Was ist eigentlich ein Trainee?

Doch der Begriff Trainee ist nicht geschützt. Jedes Unternehmen legt daher selbst fest, wie ein Traineeprogramm ausgestaltet ist. "Die Mehrzahl der Angebote hat sicherlich eine hohe Qualität, aber es gibt leider noch immer Unternehmen, bei denen Trainees primär eingestellt werden, um Geld zu sparen", sagt Stefanie Zimmermann. "Wenn der Trainee Glück hat, bekommt er in so einem Programm mal ein Weiterbildungsseminar, aber ansonsten hat er vor allem Routineaufgaben und kaum Verantwortung." Wer sich für ein Traineeprogramm interessiert, sollte sich also schon vorab und in der Bewerbungsphase ein sehr genaues Bild davon machen, was ihn erwartet.

In seiner jährlich in Deutschland durchgeführten Studie zu den Berufsaussichten von Hochschulabsolventen hat das Staufenbiel Institut zuletzt ermittelt, dass Traineeprogramme im Schnitt 16 Monate dauern, in denen die Trainees durchschnittlich fünf Ausbildungsstationen durchlaufen. Bei etwa der Hälfte der 255 befragten Unternehmen gehört ein Auslandseinsatz zum Programm dazu. Die BIZ Bern-Mittelland beziffert die typische Dauer der Traineeprogramme auf zwölf bis 24 Monate.

Kriterien für ein gutes Traineeprogramm

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Auswahl eines Traineeprogramms ist dessen Struktur. "Die Projekte, die ein Trainee bearbeitet, sollten für das Unternehmen relevant sein", so Roger Gfrörer, Leiter der Abteilung Career Services an der Universität Zürich. Die Verweildauer an den einzelnen Stationen dürfe nicht zu kurz ausfallen, damit der Trainee auch tatsächlich verantwortlich arbeiten kann.

Wichtig für ein Traineeprogramm sind auch die angebotenen Weiterbildungen im Bereich Soft Skills sowie die Möglichkeiten, die sich den Trainees zum Networking im Unternehmen bieten. Stefanie Zimmermann findet, dass "individuell abstimmbare Inhalte ebenfalls für die Qualität eines Traineeprogramms sprechen".

Trainees sind keine Edelpraktikanten

Gerade die Unterstützung durch einen Koordinator oder noch besser durch einen entsprechend hoch in der Unternehmenshierarchie angesiedelten Mentor sei ein wichtiges Zeichen dafür, dass das Unternehmen den vorgesehenen Entwicklungsplan für den Trainee auch tatsächlich umsetzen wolle.

Das angebotene Gehalt ist ein weiteres Indiz für die Qualität eines Traineeprogramms. Denn: Trainees sind keine Edelpraktikanten. Mit einem Monatsbrutto zwischen 6000 und 6500 Franken kann man laut der BIZ Bern-Mittelland rechnen – das Salär liegt damit leicht unterhalb des Einkommens von Direkteinsteigern mit Hochschulabschluss.

Arbeitsvertrag

Dagegen sollte die Art des Arbeitsvertrages – befristet oder unbefristet – kein entscheidendes Kriterium für die Auswahl eines Traineeprogramms sein. Hier gibt es einfach beide Formen. Entscheidend ist, dass das Unternehmen einem Bewerber glaubhaft signalisiert, dass es auch bei einem befristeten Vertrag an einer Weiterbeschäftigung interessiert ist.

Sonst sollte sich der Bewerber fragen, warum ein Arbeitgeber so viel Geld in ihn investieren will – gute Traineeprogramme kosten einiges –, wenn er anschließend eh nicht auf ihn setzt. "Sie sollten auch die Finger von Traineeverträgen lassen, die Rückzahlungsverpflichtungen vorsehen, zum Beispiel für den Fall einer Kündigung oder eines vorzeitigen Arbeitgeberwechsels", warnt Roger Gfrörer.

Sprungbrett für Führungskräfte

Trainees gelten als potenzielle Nachwuchsführungskräfte. Wie ernst es einem Unternehmen damit tatsächlich ist, lässt sich nicht so leicht klären. Natürlich kann sich ein Bewerber auf der Karriereseite des Unternehmens nach Referenzen umschauen, die die Laufbahnen von Trainees beispielhaft beschreiben. Aber das liefert nicht mehr als einen Anhaltspunkt.

"Fragen Sie im Bewerbungsgespräch explizit nach dem Anteil der Trainees, die im Unternehmen eine Führungsposition bekleiden" rät Stefanie Zimmermann. Eventuell gibt es auch die Möglichkeit direkt mit einem Trainee zu sprechen, der schon im Unternehmen arbeitet. "Bereits vor einer Bewerbung können Sie solchen Fragen auch auf Karrieremessen nachgehen, indem Sie einfach bei den Unternehmen an den Ständen vorstellig werden", ergänzt Roger Gfrörer. Und auch über Soziale Netze lässt sich heute so einiges über Karrierewege ehemaliger Trainees in Erfahrung bringen, bevor ein Bewerber seinen Vertrag unterschreibt.