Trainee: Optimaler Berufs-Einstieg
Viele Großunternehmen rekrutieren ihren Kadernachwuchs über Trainee-Programme. Wer die Einstiegshürden und die hohen Anforderungen meistert, der hat beste Chancen auf eine steile Karriere.
Martin Baltisberger ist 28 Jahre alt und wird sein Traineeship bei der Schweizer Grossbank UBS Ende August abschliessen. Sein Werdegang kann für diesen Weg als beispielhaft bezeichnet werden. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums und der militärischen Grundausbildung begann Baltisberger sein Studium der Betriebsökonomie an der Universität Zürich. Sein Ziel hatte er bereits zu Beginn des Studiums klar definiert: "Ich wollte das Studium innerhalb der kürzest möglichen Zeit und mit guten Abschlussnoten hinter mich bringen." Dies ist ihm mit dem Erwerb des Lizenziats nach "nur" zehn Semestern und einem Notendurchschnitt von 5.6 auch gelungen.
Etliche Unternehmen bieten Traineeships
Mit diesen Voraussetzungen war Baltisberger ein aussichtsreicher Kandidat für ein Traineeship bei einer Grossfirma. Trainee-Programme sind Ausbildungsprogramme für angehende Kaderleute, die vor allem von grossen Dienstleistungsunternehmen angeboten werden. Insbesondere Banken und Versicherungen rekrutieren ihren Kadernachwuchs auf diese Weise. Aber auch zahlreiche andere Grossfirmen wie die Swisscom, die SBB, ABB, die Schweizer Post oder Novartis bieten Traineeships an, um ihre Kaderstellen mit qualifizierten Nachwuchskräften zu besetzen.
Hohe Anforderungen an Bewerber
Auf das Trainee-Programm der UBS wurde Baltisberger durch eine Absolventenveranstaltung an der Uni Zürich aufmerksam. An einer solchen stellten sich zahlreiche Firmen den Absolventen aller möglichen Studienrichtungen vor. "Ich war sofort von den Möglichkeiten begeistert, die einen als Trainee bei der UBS erwarten", erinnert er sich zurück.
Er bewarb sich bei der UBS. Bis Baltisberger dann aber die definitive Zusage der UBS vor sich liegen hatte, war es noch ein weiter Weg. Denn die Anforderungen an Kandidaten sind hoch. Ein Universitäts- oder Fachhochschulabschluss ist nur eine Grundvoraussetzung, um für ein Traineeship in Frage zu kommen. Überdurchschnittliche Leistungen im Studium sowie gute bis hervorragende Sprachkenntnisse in mindestens einer Fremdsprache sowie praktische Erfahrungen sind ebenfalls in den meisten Fällen gefragt.
Zusätzlich werden die Kandidaten in Gesprächen und in Assessments auf Herz und Nieren geprüft. Je nach Unternehmen bestehen diese Assessments lediglich aus einem Interview, sie können aber auch mehrere Gespräche und praktische Übungen umfassen, die zum Teil mehrere Tage dauern. "Die Anforderungen, die wir an unsere Trainees stellen sind sehr hoch", erklärt die UBS, "dafür bieten wir denjenigen, die ein Traineeship absolvieren auch eine aussergewöhnliche Ausbildung on- und off-the-job sowie hervorragende Karriereaussichten."
Auslandsaufenthalte gehören vielfach dazu
Natürlichen seien die Aufstiegsmöglichkeiten bei der UBS ein grosser Ansporn zu Höchstleistungen in der Ausbildung, sagt Baltisberger. Doch bereits die 18-monatige Ausbildung selbst biete immer Herausforderungen und Angebote, die ihn stets aufs Neue motivierten. So verbrachte er Ende 2006 drei Monate in New York.
Auslandsaufenthalte gehören insbesondere bei multinationalen Grossunternehmen wie Banken und Versicherungen, aber auch bei der ABB, zur Grundausbildung ihrer Trainees. Diese Aufenthalte sind dabei Bestandteil der in Traineeships üblichen Rotationen innerhalb der verschiedenen Abteilungen der Unternehmen. "Der Trainee soll dabei einen umfassenden Einblick in das Unternehmen erhalten und die Möglichkeit bekommen, in verschiedenen Teams und unterschiedlichen Funktionen zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen", erklärt zum Beispiel die Zürcher Kantonalbank.
Betreuung durch einen persönlichen Mentor
Grossen Wert legen die Firmen auf eine optimale Betreuung der Trainees. Üblicherweise erhält jeder Trainee einen persönlichen Mentor zur Seite gestellt, der während der gesamten Dauer der Ausbildung in engem Kontakt mit dem Kandidaten aber auch dessen jeweiligen Vorgesetzten in Kontakt steht. Dadurch werde gewährleistet, dass sich der Trainee schnell integrieren könne und von Beginn seiner Ausbildung in das tägliche Geschäft und in Projekte involviert werde, heisst es bei der UBS. Allfällige Probleme könnten so frühzeitig erkannt und nach Lösungen gesucht werden, so dass das Traineeship die gewünschte Richtung nehmen könne.
Festanstellung nicht garantiert
Dem Ende seiner Ausbildung sieht Baltisberger optimistisch entgegen. So, wie das Traineeship bisher verlaufen sei, und auf Grund der zahlreichen Feedbacks, die er von seinen Betreuern erhalten habe, gehe er davon aus, nach Abschluss des Trainee-Programms eine Festanstellung bei der UBS zu bekommen. Es besteht für ihn die Möglichkeit in das so genannte International Mobility Programm der UBS zu gelangen und für bis zu zwei Jahre im Ausland zu arbeiten. "Das wäre eine einmalige Chance und ein grosses Abenteuer für mich", blickt Baltisberger motiviert in die Zukunft.
Jedoch ist nicht jedem Trainee eine Festanstellung garantiert. Die Anbieter von Traineeships investieren zwar viel Zeit und Geld in die Ausbildung des Kadernachwuchses, aber nur bei entsprechender Leistung erfolgt eine Übernahme in eine Festanstellung. "Daher stellen wir auch so hohe Anforderungen an die Bewerber für die Traineeships", betont man bei der UBS. "Wir wollen nur in Leute investieren, von denen wir erwarten, dass sie die von uns geforderten Leistungen erbringen können und werden." Sollte dies aber doch nicht geschehen, würde der betreffende Absolvent trotz des Aufwandes nicht fest angestellt. "Das kommt aber so gut wie nie vor", ergänzen die Anbieter unisono.
Guter Verdienst
Über seinen Lohn spricht Baltisberger nicht gern. Er könne sich aber definitiv nicht beklagen, fügt er an. Und bei einer Festanstellung dürfte sein Einkommen einen ziemlichen Sprung machen. Generell geben die Anbieter von Traineeships nicht gern Auskunft über die Verdienstmöglichkeiten, als "branchenüblich" werden diese meist bezeichnet. Einzig die Schweizer Post nennt mit 75.000 Franken pro Jahr einen genauen Betrag für das Einkommen während des 18-monatigen Traineeships.
Blindbewerbungen können sich lohnen
Ausführliche Informationen über Traineeships finden sich bei den meisten Firmen auf deren Internet-Homepages. Vielfach bieten diese Firmen jährlich eine bestimmte Anzahl Traineeships an, für die man sich bewerben kann. Doch auch wenn gerade keine Ausbildungen ausgeschrieben sind, lohnt es sich für interessierte Hochschulabgänger, selbst die Initiative zu ergreifen und Blindbewerbungen an Firmen zu versenden. So werden zum Beispiel auf Grund aussergewöhnlicher Bewerber Traineestellen geschaffen, oder der Bewerber wird vorgemerkt für das nächste Programm. "Wir sehen es gern, wenn sich talentierte junge Leute darum bemühen in unser Unternehmen zu kommen", erklärt die UBS. "Eigeninitiative und Engagement sowie der Wille sich Herausforderungen zu stellen, sind für uns von grosser Bedeutung."
(Oliver Fischer)