Temporärarbeit als Wiedereinstieg

von Monster Contributor

Nach einer Jobpause wieder ins Berufsleben zu finden, ist oft schwer. Wer seine Kompetenzen kennt, ist im Vorteil. Laufbahnberatung und Standortanalyse sind empfehlenswert. Und Temporärarbeit ist eine gute Einstiegschance.

Der Klassiker unter den Auszeiten vom Berufsleben ist die Babypause. Drei von vier Schweizer Müttern steigen nach der Geburt ihres Kindes ganz aus dem Erwerbsleben aus, um sich der Familie zu widmen. Von diesen steigen dann abermals drei von vier nach der Familienphase wieder ins Erwerbsleben ein.

Auch schneller Wiedereinstieg ist möglich

Quasi gegen die Statistik hat sich Karin Freymann* entschieden. Sie ist eine der wenigen Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes nicht ihren Job aufgab. Denn, wer von vornherein weiss, dass die Familienphase nicht länger als die Zeit des gesetzlichen Mutterschutzes von 14 Wochen dauern soll, kann - zumindest kurzzeitig - dem Erwerbsleben den Rücken kehren, ohne den Job ganz an den Nagel hängen zu müssen. Der anschliessende Wiedereinstieg in das Berufsleben beim alten Arbeitgeber verläuft in diesem Fall meist problemlos.

Diese Erfahrung hat auch Freymann gemacht. Sie ist sechs Monate nach der Geburt ihres Sohnes wieder an ihren Arbeitsplatz in der Rechtsabteilung einer Schweizer Grossbank zurückgekehrt. Sie hatte Glück: Durch Nutzung ihres Resturlaubs konnte sie ihre Babypause über die Zeit des gesetzlichen Mutterschutzes hinaus strecken, ohne den Arbeitgeber verlassen zu müssen. Für sie von Bedeutung ist auch gewesen, dass sie nach ihrer Auszeit die gleiche Tätigkeit ihres ehemaligen Vollzeitjobs in einer 60-Prozent-Teilzeitstelle weiterführen konnte. "Für mich war dieser rasche Wiedereinstieg in das Berufsleben ideal, ich würde es genauso noch einmal machen", sagt Freymann.

Sozialkompetenz dank Jobpause

Egal ob Babypause, Weltreise oder Arbeitslosigkeit. Wer sich in einer Auszeit vom Beruf befindet, macht in dieser Zeit Erfahrungen, die für den späteren Wiedereinstieg wertvoll sein können. Vor allem in den Bereichen Sozialkompetenz und Selbstmanagement wird fernab des Jobs dazugelernt – manchmal mehr, als in den Strukturen und Hierarchien eines Unternehmens möglich ist. Dies betont Bert Höhn, Vizedirektor der Laufbahnberatung der Stadt Zürich. "Auch wenn man acht oder zehn Jahre aus dem Beruf raus ist, hat man ja in dieser Zeit nicht Nichts gelernt oder keine Erfahrungen gemacht", so Höhn.

Viel gelernt – vor allem über sich selber - hat auch Martin Baier*. Bei ihm war Arbeitslosigkeit der Grund für eine Zwangspause vom Erwerbsleben. Zwölf Monate hat es gedauert, bis er wieder in der Arbeitswelt Fuss fassen konnte. Geholfen hat ihm dabei eine Standortanalyse. Äusserst hilfreich sei dies gewesen, sagt Baier, "da es im Hochdruck des Tagesgeschäftes oftmals unterlassen wird, eine ehrliche Analyse zu machen".

Temporärarbeit als Einstiegschance

Martin Baier ist kein Einzelfall. Laut einer Veröffentlichung des Schweizer Bundesamtes für Statistik im Februar 2008 haben ein Fünftel aller Erwerbspersonen in den letzten zehn Jahren Arbeitslosigkeit erfahren. Diese ist in den meisten Fällen nicht freiwillig und selten geplant. Umso anspruchsvoller ist die aktive Gestaltung des beruflichen Wiedereinstiegs.

Ein Geheimrezept für die erfolgreiche Rückkehr in das Berufsleben gibt es nicht. Temporärarbeit ist aber eine Möglichkeit, um die erwerbslose Zeit erfolgreich zu beenden. Laut einer Studie von Fred Henneberger, Alfonso Sousa-Poza und Alexandre Ziegler, herausgegeben von der Universität St. Gallen, beginnt etwa jeder dritte Wiedereinstieg in das Berufsleben mit einer befristeten Stelle. Ausserdem stammen befristet Beschäftigte nicht häufiger aus dem Pool der Arbeitslosen als feste Angestellte. Und die Arbeitszufriedenheit ist den Angaben zu Folge mit höherer Wahrscheinlichkeit grösser.

Laufbahnberatung in Anspruch nehmen

Als "einen der effizientesten Wege" wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuss zu fassen qualifizierte auch Bernhard Neidhart vom Amt für Wirtschaft und Arbeit Zug die Temporärarbeit in einem Bericht der "Neuen Luzerner Zeitung". Demnach hatten rund 60 Prozent der Temporärarbeiter unmittelbar vorher keinen Beruf. Sie waren entweder Schüler, Studenten, Wiedereinsteiger oder arbeitslos.

Empfehlenswert für die erste Orientierung ist zumindest ein Besuch in einer Laufbahnberatung oder einem Berufsinformationszentrum (BIZ) der Städte und Kantone. Hier können Wiedereinstiegswillige anhand von umfangreichem Informationsmaterial nach Berufen und Weiterbildungsmöglichkeiten recherchieren, eine persönliche Laufbahnberatung und Standortbestimmung in Anspruch nehmen oder ein Bewerbungsseminar besuchen. Wer arbeitslos und bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gemeldet ist, für den sind die Leistungen der kantonalen und städtischen Anbieter kostenlos.

Tipps für den Wiedereinstieg in das Berufsleben

  • Prüfen Sie den Stellenmarkt und Ihre Arbeitsplatzchancen, indem Sie Bewerbungen einreichen und Feedback abwarten
  • Bilanzieren Sie Ihre Kompetenzen
  • Betreiben Sie reges Networking
  • Besuchen Sie ein Berufsinformationszentrum (BIZ) oder eine Laufbahnberatung in Ihrer Nähe, um erste selbstständige Recherchen zu den von Ihnen bevorzugten Berufen und Aus- bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten zu unternehmen
  • Nehmen Sie an einer Laufbahnberatung und Standortbestimmung (z. B. am BIZ) teil
  • Besuchen Sie ein Bewerbungs-Coaching, um auf den neuesten Stand zu kommen
  • Informieren Sie sich nach Brush-Up-Kursen bei Bildungsanbietern
  • Haben Sie Geduld: Der Wiedereinstieg findet nicht von heute auf morgen statt. In der Regel gibt es zwei Hürden, die genommen werden müssen. Zum einen ist es schwer überhaupt in das Arbeitsleben wieder einzutreten, zum anderen innerhalb des Arbeitslebens den richtigen Platz zu finden

(Nicole Behnke, Alexander Saheb, 01.09.2008)

*Name von der Redaktion geändert

Weitere Informationen

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