So gelingt der Neustart zum Traumjob

Das Berufsleben ist zu lang, um sich mit einem ungeliebten Job zu quälen. Wer auf den Traumjob umsatteln möchte, sollte dennoch einige Punkte berücksichtigen.
Von Annett Altvater
Es gibt Menschen, die wissen genau, was sie wollen. Ihr Ziel verfolgen sie mit beeindruckender Hartnäckigkeit und sind immer am richtigen Platz. Doch Laufbahnberater haben es vor allem mit jenen Personen zu tun, die einen Job ausüben, der ihnen keinen Spass mehr macht und die sich nach Alternativen umsehen.
Der Traumjob fällt nicht vom Himmel
"Der Beruf wird oft eher zufällig gewählt", stellt Laufbahnberater Alex Felder von IAP Basel immer wieder fest. Da absolviert einer eine Lehre, weil der beste Freund ihn dazu überredet. Oder die Akademikertochter tritt wie selbstverständlich in die Fusstapfen ihrer Eltern, ohne sich dabei bewusst für das Geschichtsstudium entschieden zu haben. Wird ihr dann bewusst, dass so der Rest ihres Berufslebens aussehen könnte, kommen alte Wünsche hoch und neue entstehen.
Wer Menschen kennt, die den vermeintlichen Traumjob bereits ausüben, wird feststellen, dass eine solche Position nur äusserst selten jemandem in den Schoss fällt – vorher musste viel Zeit und Energie aufgewendet werden.
Mut zur Umsetzung
Um sich nicht in den eigenen Wünschen und Ansprüchen zu verzetteln, kann beispielsweise eine Sitzung mit dem Laufbahnberater Wege aufzeigen und das Chaos im Kopf strukturieren helfen. Alex Felder hat täglich mit Leuten zu tun, die ihren Traumjob im zweiten Anlauf verwirklichen wollen. Der erste Schritt zum Traumjob führt bei Felder in der Regel übers Phantasieren: "Die Realität holt uns meistens noch schnell genug ein."
Denn genauso, wie man ohne amerikanischen Pass nicht Präsident der USA werden kann, bleiben bestimmte Türen aufgrund von fehlenden Zertifikaten verschlossen. Doch selbst, wenn der Weg zum Traumjob machbar ist – ist man auch bereit, sich finanziell einzuschränken, langwierige Ausbildungen auf sich zu nehmen und einen unbekannten Weg einzuschlagen? Dazu kommt, dass Familie und Freunde häufig skeptisch auf den Kurswechsel reagieren werden; die eigene Überzeugung muss also stimmen. "Oft mangelt es am Mut zur Umsetzung", sagt Felder.
Auch Traumjobs haben Schattenseiten
Nicht vergessen sollte man auch, dass nicht unbedingt ein klassischer Traumjob gesucht ist. Vielmehr geht es darum, jene Wünsche zu verwirklichen, die zur eigenen Persönlichkeit und zu den Voraussetzungen passen, die jemand mitbringt. Felder berichtet von einem unglücklichen Elektromonteur, der im neuen Beruf als Sanitärfahrzeugfahrer viel mehr Befriedigung findet; und von einer ehemaligen Lehrerin, die in ein Personalbüro gewechselt hat und froh ist, nicht mehr mit Kindern arbeiten zu müssen.
Für die meisten Ratsuchenden gilt: Es gibt nicht nur eine Antwort auf die Frage nach dem Traumjob. Felder sieht seine Aufgabe denn auch darin, auf Alternativen hinzuweisen. Wer beispielsweise Entwicklungshelfer werden will, weil er sich in fremden Kulturen wohl fühlt und anderen Menschen helfen möchte, könnte auch Erfüllung finden, indem er sich nebenberuflich in einem Asylbewerberheim engagiert.
Neue Wege beschreiten
Ein Familienvater, der mit 40 nicht noch ein Wirtschaftsstudium in Angriff nehmen möchte, kann auch mit berufsbegleitenden Weiterbildungsangeboten zum Ziel gelangen. Steht die Entscheidung erst einmal, hängt viel von Durchhaltevermögen und Disziplin ab. Gute Voraussetzungen schafft, wer seinen Weg aktiv und bewusst wählt und sich darüber im Klaren ist, dass jeder Traumjob seine Schattenseiten hat.
Job oder Traum?
Spass
Mit Freude eine Aufgabe erfüllen – so stellt man sich gemeinhin den perfekten Job vor. Dafür müssen Sie für sich persönlich herausfinden, welche Aufgaben Sie wirklich gern erledigen, sowohl im Berufsleben als auch in der Freizeit.
Abwechslung
Im Beruf immer wieder Neues zu erleben, ist eine Illusion, denn jeder Job bringt Routine mit sich. Wie sieht das optimale Verhältnis zwischen neuen und wiederkehrenden Aufgaben für Sie aus?
Geld
Für die eine steht die Höhe des Einkommens im Vordergrund, eine andere ist bereit, sich für den Traumjob finanziell einzuschränken. Doch auch die befriedigendste Arbeit sollte nur dann angetreten werden, wenn der Lohn die Lebenskosten abdeckt. Machen Sie sich auch klar, wie viele Extras Sie sich zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten leisten möchten.
Freiraum
Wollen Sie stark in Entscheidungsprozesse eingebunden sein und überall mitreden? Oder sind Sie glücklich, wenn man Ihnen einen klar umrissenen Verantwortungsbereich übergibt? Wer lieber selbständig agiert und allergisch auf Stempelkarten reagiert, sollte das in die Entscheidungsfindung einbeziehen.
Aufstiegsmöglichkeiten
Es ist verlockend, Angeboten nach Aufstiegsmöglichkeiten und grösserer Verantwortung nachzugeben. Aber würden Sie sich als Führungskraft tatsächlich wohlfühlen? Machen Sie sich klar, womit Sie einen Karrieresprung verbinden – so können Sie besser abschätzen, ob Sie der Job als Abteilungsleiterin wirklich reizt.
Ort
Für den Traumjob würde man einiges auf sich nehmen. Aber wären Sie tatsächlich bereit, über lange Distanzen zu pendeln oder gar umzuziehen? Auch die Anzahl möglicher Geschäftsreisen könnte darüber entscheiden, ob der vermeintliche Traumjob nicht doch mit zu vielen Nachteilen behaftet ist.