Sabbatical: zwischen Selbstverwirklichung und Karriere
Eine berufliche Auszeit ist für viele ein Traum. Mit Blick auf die Karriere empfiehlt es sich jedoch, während des Sabbaticals eine Weiterbildung zu absolvieren. Zudem müssen vorgängig Versicherungsfragen geregelt werden.
Ein Jahr lang rund um die Welt reisen, einen Freiwilligeneinsatz in einem Entwicklungshilfeprojekt leisten, endlich das lang ersehnte Nachdiplom erwerben oder auch bloss für ein paar Monate in einem anderen Betrieb arbeiten: All diese Träume werden mit einem Sabbatical möglich. Auch für den Arbeitnehmer kann eine solche Auszeit interessant sein – ganz nach dem Motto "Timeout statt Burnout". Deshalb haben inzwischen zahlreiche Grossbetriebe, Behörden und Hochschulen Möglichkeiten für Sabbaticals geschaffen.
Neue Impulse für bewährte Mitarbeitende
So offeriert beispielsweise die ETH Zürich verdienten Mitarbeitenden ein Sabbatical von zwei bis sechs Monaten an einer anderen Institution im In- oder Ausland. In Schanghai, San Francisco, Boston oder Singapur besteht die Gelegenheit, einen Einsatz bei einem Swissnex (Switzerland’s Knowledge Network) zu absolvieren.
"Diese Angebote richten sich besonders an Personen in Management-, Stabs- oder Supportfunktionen, die in ihrer Tätigkeit internationale Kontakte pflegen", erklärt Margrit Leuthold, Leiterin Internationale Institutionelle Angelegenheiten der ETH. "Im Sabbatical können diese Mitarbeitenden in einem internationalen Umfeld neue Kenntnisse, Erfahrungen und Impulse gewinnen."
Nach Auskunft des Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung werden Sabbaticals vor allem bei einem Stellenwechsel, nach einem geschäftlichen Erfolg, bei einem Karriereschritt oder als Übergang von der Festanstellung zu einer freiberuflichen Tätigkeit in Betracht gezogen. Daneben können aber auch private Veränderungen wie die Geburt eines Kindes den Anstoss für eine berufliche Auszeit geben.
Zwischen Schule und Ausbildung
Wer sich für ein Sabbatical entscheidet, sollte nebst der eigenen Selbstverwirklichung auch Karrierefragen und die Interessen des Arbeitgebers im Auge behalten. Beispielsweise wirkt eine Auszeit zwecks Weiterbildung im Lebenslauf attraktiver als eine Lücke, die nach Burnout oder versteckter Arbeitslosigkeit aussieht.
Viele Sabbatical-Kandidaten entscheiden sich daher, ihr Timeout mit einem Sprachkurs im Ausland zu verbinden. Zum Teil unterstützten die Arbeitgeber solche Sprachreisen, indem sie sich an den Kurskosten beteiligen oder weiterhin einen Lohn zahlen.
Interessant ist die Kombination von Auslandaufenthalt und Spracherwerb insbesondere auch für Jugendliche, welche die Zeit zwischen Schulabschluss und Lehre überbrücken müssen. "Junge Menschen profitieren dabei nicht nur von verbesserten Sprachkenntnissen. Die Auseinandersetzung mit einer fremden Umgebung hilft ihnen auch, sich zu selbständigen Erwachsenen zu entwickeln", erklärt Regula Dill, Leiterin der Fachstelle Berufsberatung Basel-Stadt. Wichtig sei allerdings, dass man erst in die Fremde ziehe, nachdem man eine Lehrstelle gefunden und den Lehrvertrag unterschrieben habe. "Denn aus dem Ausland kann man sich nur schlecht bewerben", warnt Dill.
Finanzen und Versicherung
Bevor man die Sabbatical-Koffer packen kann, muss allerdings einiges an Papierkram erledigt werden. Falls der Arbeitgeber während des Sabbaticals keinen Lohn zahlt, sollte man bei der AHV-Kasse anfragen, welche Beiträge man als Nicht-Erwerbstätiger entrichten muss, um Beitragslücken und damit eine spätere Leistungskürzung zu verhindern. Bei der Pensionskasse gilt es abzuklären, ob eine Fortführung auf freiwilliger Basis möglich und sinnvoll ist.
Als Nicht-Erwerbstätiger scheidet man zudem aus der obligatorischen Nichtberufsunfallversicherung für Erwerbstätige aus. Diese Deckung gilt es, in die Krankenkassenpolice einzuschliessen. Ausserdem sollte man bei Auslandreisen prüfen, ob eine Zusatzversicherung für die Krankenkasse nötig ist. Und zuguterletzt darf man nicht vergessen, dass nach der Rückkehr aus dem Ausland für den Bezug von Leistungen der Arbeitslosenkasse eine Wartefrist gilt. Wer also seinen alten Job an den Nagel hängt und sich erst nach dem Sabbatical auf die Suche nach einer neuen Stelle machen will, tut gut daran, vorgängig das zur Überbrückung nötige Kleingeld auf die hohe Kante zu legen – damit die Auszeit nicht zum finanziellen Aus wird.
(Elias Kopf)