Praktikum im Ausland: Was man wissen sollte
Ein Auslandpraktikum ist spannend und beflügelt die Karriere. Doch braucht es erheblichen organisatorischen Aufwand. Und der Lohn ist oft bloss ein Taschengeld.
Als Fels in der europäischen Brandung – so sehen viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Heimat. Dabei ist kaum ein anderes Land stärker auf den Globalisierungszug aufgesprungen als die Schweiz: Ob Pharma, Banken, Versicherungen, Maschinen- oder Elektroindustrie – unsere Wirtschaft lebt vom internationalen Geschäft. Dies spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Job-Anwärter mit Auslandpraktikum haben die besseren Chancen als Nesthocker.
Auslandspraktikum: Bei Arbeitgebern beliebt
Tendenziell ist ein Auslandpraktikum auch nützlicher als ein Studiensemester an einer fremden Universität. "Denn im Unterschied zu einem Auslandsemester erhält man während eines Praktikums Einblick in die Tätigkeiten eines ausländischen Arbeitgebers, profitiert von der interkulturellen Erfahrung in einem multinationalen Team und lernt den Berufsalltag des jeweiligen Gastlandes kennen", sagt Frank Wittmann, ?Leiter der International Affairs Unit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Pflicht oder Kür?
Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen freiwilligen Praktika und Pflichtpraktika, die als fester Bestandteil zum Studiengang gehören. Für Pflichtpraktika kann man in der Regel auf einen Pool von nationalen und internationalen Praktikumsplätzen zurückgreifen, welche die eigene Hochschule vermittelt.
Will man ins Ausland, muss man allenfalls gewisse Zusatzbedingungen punkto Notenschnitt und Sprachkenntnisse erfüllen. Informationen dazu erhält man von der zuständigen Studienfachberatung. Deutlich grösser wird der organisatorische Aufwand, wenn man aus eigener Initiative ein freiwilliges Auslandpraktikum aufgleisen will.
Zwischen Bachelor und Master
Zunächst gilt es, einen günstigen Zeitpunkt zu finden. Dieser muss nicht zwingend ins Studium fallen. Vor allem wenn sich der Hochschulabschluss stark verzögern würde, kann es sinnvoll sein, ein freiwilliges Auslandpraktikum erst nach dem Bachelor in Angriff zu nehmen.
Dies ist besonders attraktiv, wenn das Praktikum als Vorbereitung auf eine Spezialisierung im Rahmen eines nachfolgenden Masterstudiums dient. "Dann kann man sich für das Praktikum womöglich sogar Kreditpunkte ans Masterstudium anrechnen lassen", erklärt Wittmann. Ein Praktikum erst nach Studienabschluss vergrössert auch die Wahlmöglichkeiten, da man nicht mehr durch Studienregelungen und Prüfungstermine eingeengt ist.
Bewerbung und Lohnfrage
Hat man bei einem Praktikumsvermittler (Adressen siehe unten) seine Traumstelle entdeckt, gilt es, sich geschickt zu bewerben – oft auf Englisch. "Für Praktika im Ausland gelten die gleichen Bewerbungsregeln wie für reguläre Stellen", erklärt Vanessa Hugo, Leiterin ETH Alumni Career Services. Insbesondere sind Kopien aller Zusatzdokumente einzureichen, die in der Ausschreibung aufgeführt sind.
"Generell sollte man in der schriftlichen Bewerbung nicht schummeln, vor allem nicht bei den Sprachenkenntnissen. Denn häufig wird mit den Bewerbern ein Telefoninterview durchgeführt", so Hugo. Auch beim Lohn ist Augenmass angebracht. Meist handelt es sich dabei bloss um einen Beitrag an die Lebenshaltungskosten. "Bei längeren Auslandpraktika ist es deshalb wichtig, dass man einen vollen Sparstrumpf hat", meint Frank Wittmann von der ZHAW.
Krankenkasse regeln
Ferner muss man dafür sorgen, dass sich der ausländische Arbeitgeber rechtzeitig um eine Arbeitsbewilligung kümmert. Ausserhalb des Schengenraums benötigt man zudem meist ein Einreisevisum. Und nicht zuletzt sollte man sich Gedanken über die Unterkunft machen.
Doch auch zuhause gibt es viel Administrativkram zu erledigen. So sollte man bei der Krankenkasse und Haftpflichtversicherung abklären, ob auch Krankheiten beziehungsweise Schadenfälle im Ausland getragen werden, erklärt Vanessa Hugo: "Oft ist dies von der Länge des Auslandaufenthalts abhängig. Je nachdem kann sich eine spezielle Zusatzversicherung lohnen." Nicht zu empfehlen ist es dagegen, sich für die Praktikumsdauer in der Wohngemeinde abzumelden.
Grundstein fürs Karrierenetzwerk
Der Aufwand für organisatorische Abklärungen, Stellensuche und Bewerbung kann bei einem freiwilligen Auslandpraktikum somit erheblich sein. Doch meistens zahlt sich die Anstrengung später aus. Denn man erwirbt nicht nur spannende interkulturelle Berufserfahrung, sondern legt auch den Grundstein für ein internationales Karrierenetzwerk. ZHAW-Experte Wittmann: "Nicht selten greifen einem Bekannte aus der Praktikumszeit nach dem Studiumsabschluss mit einem Empfehlungsschreiben oder gar einem Jobangebot unter die Arme."
Praktikumsvermittler:
Agroimpuls
www.agroimpuls.ch
Laurstrasse 10
5200 Brugg
Tel: 056 462 51 44
Aiesec
www.aiesec.org/switzerland
Eigerstrasse 55
Postfach
3007 Bern
Tel: 031 370 05 05
Cinfo
www.cinfo.ch
Zentralstrasse 121
Postfach 7007
2500 Biel
Tel: 032 365 80 02
Femtec
www.femtec.org
Strasse des 17. Juni 135
10623 Berlin
Tel: +49-(0)30-314 26920
IAESTE
www.iaeste.ch
Weinbergstrasse 41
8006 Zu�rich
Tel: 043 244 93 13
UNITECH International Society
www.unitech-international.org
Sonneggstrasse 28
8006 Zürich
Tel: 044 632 09 69