Prächtige Prämien
In der Finanzbranche gehört ein Bonus schon fast zur Grundausstattung des Arbeitsverhältnisses. Bei Spitzenpositionen kann er sogar wesentlich höher ausfallen als das Grundgehalt.
Die Finanzbranche - und allen voran die Banken - zahlen ihre Angestellten neben den Festgehältern regelmässige Jahresboni aus. Dies bestätigen auch die Angaben der jüngsten schweizerischen Lohnstrukturerhebung aus dem Jahr 2006. Im tertiären Sektor der Schweiz ist demnach ein Bonusanteil von 5,7 Prozent der Lohnsumme üblich. Bei "Banken" und den "mit Kredit- und Versicherungsgewerbe verbundenen Tätigkeiten" sind die Zahlen dagegen wesentlich höher. Die erste Branche erreicht 23,4 Prozent Bonusanteil an der Lohnsumme, die zweite Tätigkeitsgruppe immerhin noch 20,2 Prozent. Im Versicherungsgewerbe ist eine Bonushöhe von rund zehn Prozent der Lohnsumme üblich.
Grosse Spannbreite bei Bonuszahlungen
Auch die Zahl der Bonusempfänger ist in der Finanzbranche aussergewöhnlich hoch. Während branchenübergreifend in der Schweiz rund ein Viertel der Angestellten mit einem Bonus rechnen darf, sind im Kreditgewerbe und Versicherungsgewerbe gegen 70 Prozent der Mitarbeiter Nutzniesser dieses variablen Gehaltsbestandteiles. Ausserdem gehören 16 Prozent der Personen, die einen Bonus erhalten, zu einem oberen oder mittleren Kader und 22 Prozent zu einem unteren Kader. Das Gros von 62 Prozent hat aber keine Kaderfunktion inne.
Blickt man näher auf das Bankengeschäft, findet man eine vergleichsweise grosse Spannbreite in der Höhe der Boni. Generell gilt, dass diese um so höher sind je näher am "grossen Geld" eine Tätigkeit angesiedelt ist. Kundenbetreuer im Private Banking beispielsweise sollen Medienberichten zufolge sogar schon garantierte Boni im sechsstelligen Bereich ausgehandelt haben – eigentlich keine schlüssige Logik.
Spektakuläre Ausnahmen
Fondsmanager können jedenfalls mit guter Arbeit ihre Gehälter verdoppeln. Ein Bonus von 100 Prozent ist bei höheren Chargen durchaus möglich, geht aus der "Banking and Financial Services Salary Survey" der Personalberatung Michael Page hervor. In manchen Funktionen der Bankwelt könne der Bonus sogar das fünffache des Jahresgehaltes erreichen, heisst es. Allerdings sind dies Ausnahmen. Laut Michael Page kann er bei Supporttätigkeiten kaum höher als 50 Prozent des festen Lohnes ausfallen. Im Schnitt erreicht er laut der Erhebung 10.000 Franken bei einem Durchschnittsgehalt von 102.000 Franken und fällt damit gar geringer als als gemäss Lohnstrukturerhebung.
Vergleichsweise massvoll sieht es auch bei den Einstiegsgehältern als Sachbearbeiter im Bereich des Fonds- und Portfolio-Management aus. Das Festgehalt beträgt dort zwischen 80.000 und 110.000 Schweizer Franken. Auf dieser niedrigsten Stufe addiert sich dazu ein Bonus, der zwischen 15 und 35 Prozent des Grundgehaltes betragen kann. Als Associate darf man mit 100.000 bis 120.000 Franken fest rechnen, als Bonus werden bis zu 50 Prozent ausgeschüttet. Wer sich aber schon bis zum Vice President hochgedient hat, erhält 180.000 bis 220.000 Franken fest und nochmals bis zu 80 Prozent dazu als Bonus. Nochmals deutliche Distanz gibt’s dann bis auf die Direktorenebene. Dort werden 200.000 bis 250.000 Franken Grundgehalt gezahlt. Der Bonus kann hier noch einmal die gleiche Summe ausmachen – die erwähnte Gehaltsverdoppelung wird Realität.
Die besten Boni zahlt der Private Equity Bereich
Ähnlich goldenen Boden beziehungsweise. Bonus hat die Tätigkeit im Bereich Private Equity. Gemäss der von Dow Jones veröffentlichten Studie "Private Equity Analyst – Holt Compensation Study " konnten vor allem junge Fachkräfte mehr verdienen. Die Grundgehälter stiegen demnach für die vier untersten Hierarchieebenen Principal, Associate, Senior Associate und Analyst von 107.000 auf 120.000 Dollar. Die Boni gingen im Durchschnitt von 53.000 auf 9.'000 Dollar nach oben. Als erfahrener Manager im PE-Business nimmt man dagegen ein Grundgehalt von 350.000 Dollar (Vorjahr 300.000) ein. Dazu addiert sich ein Bonus von 230.000 Dollar. Ausserdem gibt es eine weitere Gewinnbeteiligung – und die erreicht auf dieser Karrierestufe nochmals 194.000 Dollar und damit mehr als 20 Prozent der Gesamtvergütung.
Deutlich geringere Boni erhalten beispielsweise IT-Fachleute – auch in der Finanzbranche. Gemäss Angaben von Branchenfachleuten herrscht zwar weiterhin gute Nachfrage nach qualifiziertem Personal. Wichtig sind in jedem Fall Branchenkenntnisse und Business Know-how aus der Bankenszene. Berufserfahrene IT-Fachleute können dann mit 110.000 bis 130.000 Franken jährlich rechnen.
Ungewisse Zukunft des Bonisystems
Als Bereichsleiter werden Basislöhne in der Grössenordnung um die 150.000 Franken gezahlt. Zu diesen Summen kommen oft noch Boni, die zwischen 10 und 20 Prozent des Fixgehaltes betragen. Auch in der Finanzwelt beschäftigte Juristen können mit Boni zwischen 10 und 30 Prozent des Grundgehaltes rechnen. Sie starten dort mit Festgehältern zwischen 90.000 und 120.000 Franken, Teamleiter oder Prokuristen bekommen 120.000 bis 160.000 Franken.
Allerdings stellt sich derzeit die Frage, wie weit die Finanzwelt ihre Bonussysteme der Vergangenheit unverändert weiterführen kann. Vor dem Hintergrund der massgeblich durch Bonusanreize ausgelösten Hypothekenkrise in den USA gibt es zahlreiche Forderungen aus Wissenschaft und Praxis, die Art und Weise der Bonuszuteilungen neu zu regeln, oder die Höhe der Boni zu limitieren.
(Alexander Saheb, 2008)