Pleiten, Pech und Pannen positiv nutzen

von Monster Contributor

Vor Pannen und Missgeschick ist niemand gefeit. Machen Sie das Beste daraus und sehen Sie Pech und Fehler als Chance.

Von Giselle Chaumien-Wetterauer

Termin falsch eingetragen? Materialbestellung vergessen? Rückgeld stimmt nicht? Falsche Mailadresse eingetippt? Ob im Privatleben oder im Job, Fehler macht jeder. Im Beruf müssen sie einen nicht unbedingt die Karriere kosten. Allerdings sollte man aus Fehlern lernen und sie als Chance nutzen, denn: "Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten", so Konfuzius.

Alles ist relativ

Als ich in meinem ersten Berufsjahr aus Versehen den falschen Text im Rundschreiben an über 300 Adressaten verschickte, lief es mir kalt den Rücken herunter. Katastrophe! Was würden die Empfänger denken? Mein Chef tobte, die Kollegen schüttelten nur noch den Kopf. Aber es war zu spät, die Briefe waren bereits mit der Nachmittagspost verteilt worden. Ich bangte um meinen Job.

So manches Missgeschick kommt einem möglicherweise als "Katastrophe" vor, doch wer sich die verheerenden Folgen von Tsunamis oder Erdbeben in Erinnerung ruft, geht mit dem Wort "Katastrophe" vorsichtiger um. In der Regel stellt sich heraus, dass Fehler im Job - sofern kein Personenschaden entstanden ist - zwar ärgerlich, aber doch korrigierbar sind, und die peinliche Panne als Chance genutzt werden kann.

Umgang mit Fehlern

Erster wesentlicher Schritt: Gestehen Sie den Fehler ein und entschuldigen Sie sich dafür, auch wenn es Ihnen schwer fällt. Denn gerade das offene Eingeständnis bringt Sympathiepunkte und langfristig Respekt. Nichts ist schlimmer als der Versuch, Fehler zu vertuschen oder gar die Verantwortung dafür einem Kollegen oder irgendwelchen Umständen zuschieben zu wollen.

Überlegen Sie - eventuell mit Ihrem Chef oder einem Kollegen -, wie Sie einen positiven Effekt aus der unangenehmen Panne ziehen können. Dabei hilft ein Brainstorming, bei dem erst einmal auch die verrücktesten Ideen völlig wertfrei notiert werden. Nicht selten entpuppt sich ein Gedanke als nette Lösung, und am Ende sieht die Welt doch wieder ganz gut aus.

Offensiv einräumen

"Oh je!" - Mit Schwung ist der Papierstapel häppchenweise in den Reisswolf geschoben worden. Leider war auch die handgeschriebene Budgetaufstellung des Chefs, die abgetippt werden sollte, dabei. Und jetzt? Abwarten und den Unschuldigen markieren? Das mag zwar momentan einen Zeitgewinn verschaffen, aber eine echte Lösung kann das nicht sein. Denn die Vogel-Strauss-Taktik geht selten auf.

Sobald Sie die Panne festgestellt haben, ist ein Gespräch - in diesem Beispiel mit dem Chef - angesagt. Sprechen Sie den Fehler direkt und ohne Umschweife an. Ein aufrichtiges "Tut mir leid, Chef, da hab' ich nicht aufgepasst", ist immer die bessere Lösung als umständliche Ausreden und Erklärungen.

Lösungen parat halten

Der Chef hat jetzt vor allem zwei Anliegen: Erstens, wie das aktuelle Missgeschick repariert, und zweitens, wie Ähnliches in Zukunft vermieden werden kann. Im Idealfall haben Sie im Vorfeld des "Beichtgesprächs" über mögliche Lösungen nachgedacht. Denn: Fehler im Beruf dürfen passieren - aber nicht zweimal derselbe!

Vorbeugende Massnahmen zur Vermeidung von Fehlern - darauf beruht die gesamte Qualitätssicherung. Dennoch: Wo Menschen ihre Hand im Spiel haben, werden immer Fehler vorkommen. Das Ziel muss sein, die Pannen in Anzahl und Schweregrad zu reduzieren. Im Übrigen zeigen sich im "Fehlermanagement" Charaktergrösse und Selbstbewusstsein von Mitarbeitern - für Chefs eine wichtige Erkenntnis.

Besonnen handeln

Fehler völlig zu vermeiden, wird auch bei grösster Anstrengung nicht gelingen - auch wenn so manches "Wunder" von Chefs erwartet wird. Gehen Sie bei der Bewältigung Ihres beruflichen Alltags vorausschauend und besonnen vor. Allzu grosser Zeitdruck, Hektik und der Wunsch, für alle die Lösung immer sofort parat zu halten, sind in der Regel keine guten Helfer.

"Stück für Stück" - so lautet die Devise. Der multitasking-fähige, zehnarmige und hirnteilungserprobte Turbo-Mitarbeiter ist und bleibt der Traum vieler (vielleicht etwas realitätsfremder) Chefs. Im Eifer des Gefechts zählen Sie langsam bis 5 und halten einen Moment inne, um auf einem Zettel aufzuschreiben, was "dringend" ansteht. Und streichen Sie jede erledigte Aufgabe durch, das gibt ein gutes Gefühl.

Tipps:

  • Machen Sie sich die Strategie zu eigen: Ich erledige eines nach dem anderen. Multitasking ist und bleibt ein Traum.
  • Notieren Sie die unmittelbar anstehenden Aufgaben und vergeben Sie Prioritäten. Was erledigt ist, wird durchgestrichen.
  • Sprechen Sie Fehler zeitnah und direkt an - ohne Umschweife und Schuldzuweisungen.
  • Zeigen Sie Verständnis für den Ärger des "Geschädigten" und geben Sie ihm die Gelegenheit, seinem Ärger Luft zu machen.
  • Entschuldigen Sie sich aufrichtig.
  • Bieten Sie "Reparaturmöglichkeiten" an.
  • Überlegen Sie, wie Sie ähnliche Fehler in Zukunft vermeiden können.

Giselle Chaumien-Wetterauer

war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in der Industrie tätig, u.a. im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte. Heute berät sie Unternehmen in Sachen Kommunikation, arbeitet als freie Autorin und Fachübersetzerin und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit.

www.gcw-communications.com