Online-Bewerbung: Tipps und Tricks
Immer mehr Unternehmen bevorzugen Bewerbungen per E-Mail oder Online-Formular. Auch auf der elektronischen Bühne können Bewerber glänzen.
Von Christoph Stehr
Drei junge Männer tanzen in einem Seminarraum auf einer Bühne aus zusammengerückten Tischen. Jeder hält eine Bierflasche in der Hand. Das Publikum, das sie anfeuert, hat ebenfalls Durst. Die ersten Hüllen fallen, zum Glück sind es nur die Krawatten des tanzenden Trios. Dann bricht das Video ab. Solche Wackelfilmchen gibt es jede Menge auf Youtube. Dass sie sich in eine elektronische Bewerbung einschleichen, kommt selten vor.
Tücken der Onlinebewerbung
Passiert ist dies einem angehenden Controller, der sich in seiner privaten Linksammlung vergriff. Eigentlich wollte er seiner Bewerbung den Link zu einem Aufsatz beifügen, den er in einer betriebswirtschlichen Fachzeitschrift veröffentlicht hatte.
Bewerbungen per Online-Formular oder E-Mail sind schnell, bequem, kostengünstig – und haben ihre Tücken, wie das Beispiel zeigt. Auch andere Risiken lauern im Web. Nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young geraten Bewerberdatenbanken grosser Unternehmen ins Visier von Cyber-Gangstern.
Achtung vor Datenklau
Sie versuchen E-Mail-Adressen und Passwörter auszuspähen, weil sie wissen, dass viele Internet-Nutzer stets denselben Zugangs-Code verwenden – ob sie sich nun in ein Online-Bewerbungsverfahren oder in ihr Bankkonto einloggen. Einen der spektakulärsten Hackerangriffe auf eine Bewerberdatenbank musste vor einiger Zeit PricewaterhouseCoopers eingestehen.
Checkliste: Online bewerben
Aufbau, Sprache, Gestaltung, Testversand - das Wichtigste zusammengefasst
Dass die elektronische Bewerbung sich durchsetzt, ist unstrittig. "Je grösser und technischer die Firma, desto E-Mail", meint der Züricher Coach und Buchautor Christoph Kühnhanss. "Je kleiner und untechnischer, desto Papier. Einer Spenglerei vom Ort würde ich Papier schicken, der IBM sicher nicht."
Bewerbung auf Papier oder online: Wann passt was?
Konzerne wie Nestlé oder ABB lotsen Jobsucher über ihre Karriere-Site in ein Kandidatenmanagementsystem, das mit aktuellen Stellenausschreibungen verknüpft ist. Roche geht noch einen Schritt weiter: Der Pharmakonzern lädt Interessenten ein, ihren Lebenslauf im "Roche Talent Pool" zu hinterlegen, sich also initiativ zu bewerben. Wird eine passende Stelle frei, erhalten sie eine Mail.
Schriftliche Bewerbung auf Papier
Die klassische Bewerbung auf Papier ist noch gefragt. Alles, was Sie darüber wissen sollten
Die Bewerbung per Online-Formular funktioniert bei fast allen Unternehmen gleich: zuerst im System registrieren und eine Mail mit den Login-Daten abrufen, dann anmelden, Schritt für Schritt das Online-Formular ausfüllen, Anhänge hochladen, letzter Check, abschicken. In der Regel ist die Zahl der Anhänge begrenzt, ebenso die Datenmenge. Lebenslauf, Motivationsschreiben und Fotos sind die am häufigsten verlangten Anhänge. PDF-Dateien werden bevorzugt, weil sie selten Viren enthalten und sich leicht verarbeiten lassen.
E-Mail ist verführerisch
Eine Sonderform stellt die Bewerbung per Mail dar. Sie hat sich zwar nicht durchgesetzt, findet aber bei manchen kleinen Unternehmen Anklang, die kein Kandidatenmanagementsystem benötigen. Im Grunde handelt es sich um die "klassische" Mappe in digitaler Form. Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse werden gescannt und als Dateianhänge gemailt.
Der Nachteil gegenüber einem Online-Formular ist, dass Bewerber keine Grenzen sehen, was und wie viel sie schicken sollen. Die Folge sind Mega-Mails, die das Postfach sprengen oder in der Fire Wall hängen bleiben. Kostenlose Mail-Konten eignen sich oft nicht für den Versand, weil der Provider nervige Werbung einklinkt.
Akzente sparsam dosieren
Die Bewerbung per Online-Formular lässt wenig Raum für Kreativität. Nur bei den Dokumenten, die hochgeladen werden, kommt es auch auf die Verpackung an. Brigitte Böhi, Karriereberaterin in Zug, betont aber, dass die Übersichtlichkeit nicht leiden darf. "Die relevanten Fakten für die angestrebte Stelle sind schnell ersichtlich", nennt sie ein wichtiges Merkmal einer optimalen Bewerbung. "Dazu können Elemente zusammengefasst, aufgelistet oder speziell fett hervorgehoben werden.
Das Layout soll sich wie ein roter Faden durch das ganze Bewerbungsdossier ziehen. So kann zum Beispiel eine ansprechende, persönlich gestaltete Kopfzeile oder Fusszeile den Bewerbungsunterlagen eine persönliche Note verleihen."
Layout und Gestaltung
Die Gestaltung müsse aber zur eigenen Persönlichkeit passen – und zur angestrebten Stelle. "Eine Person, die sich im Marketing bewirbt, soll kreativer auftreten als eine Applikationsentwicklerin", sagt Böhi.
Etwas geht gar nicht: Wenn Unternehmen in Stellenausschreibungen ausdrücklich um Bewerbungen in elektronischer Form bitten, meinen sie das auch so. Eine Mappe per Post landet dann fast immer im Aus. Das musste eine Absolventin erkennen, die ihr Anschreiben an einen Internet-Provider mit dem Satz begann: "Da ich die von Ihnen vorgeschlagene Form der Online-Bewerbung als unpersönlich empfinde, schicke ich Ihnen meine Unterlagen per Post."