MBA: IT-Spezialisten lernen Management

von Monster Contributor

Der Master of Business Administration (MBA) vermittelt Fähigkeiten in allgemeiner Unternehmensführung an IT-Experten, die in ihrer bisherigen Ausbildung wenig mit Betriebswirtschaft zu tun hatten. Ein MBA-Studium eignet sich daher auch sehr gut für Informatiker.

Der Master of Business Administration (MBA) ist ein prestigeträchtiger Titel, den viele gerne auf ihre Visitenkarte drucken würden. "Doch der Titel MBA allein ist in der Schweiz kein Güte- und Qualitätssiegel. Maßgebend ist vielmehr der Inhalt des MBA-Studiums", betont Urs Mayer, Mitglied der Geschäftsführung des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes. Er bringt damit ein spezifisches Schweizer Problem auf den Punkt: Der Begriff MBA ist unscharf definiert, und nicht immer steckt ein MBA drin, wo MBA drauf steht.

Führungsorientiert: Der Executive MBA

Ein Beispiel: In der Schweiz darf sich ein Student, der nach Studienabschluss noch einen Weiterbildungsmaster (Master of Advanced Studies) mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft absolviert, Executive MBA nennen. "Dabei handelt es sich hier nur um einen Master-Abschluss, der nach dem europäischen ECTS-Standard auf 60 Leistungspunkten basiert", erklärt Professor André Haelg, Leiter der School of Management and Law an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. "Ein klassischer Executive MBA hingegen ist führungsorientiert mit Fokus auf General Management und benötigt mindestens 90 ECTS-Punkte."

Zudem erfordert ein klassischer Executive MBA als Qualitätsmerkmal mindestens fünf Jahre Berufserfahrung am besten mit Budget- und Personalverantwortung. "Der Executive MBA ist die Königsdiziplin unter den MBA-Abschlüssen", erläutert Detlev Kran, der als Autor des MBA-Guide die MBA-Studiengänge weltweit unter die Lupe nimmt. In der Schweiz gibt es demnach rund 30 Anbieter von MBA-Programmen, Hochschulen, Fachhochschulen und privaten Trägern mit insgesamt 1000 verfügbaren Studienplätzen. Die meisten Studiengänge sind Berufs begleitend und dauern eineinhalb Jahre, während der Vollzeit-Studiengang auf ein Jahr ausgelegt ist.

Für Generalisten und Spezialisten

Auch Detlev Kran empfiehlt den MBA-Interessierten, sich die Inhalte der MBA-Studiengänge genau anzusehen. "Ein klassischer MBA entspricht einem akademischen Abschluss in allgemeiner Unternehmensführung, der alle zentralen Managementfunktionen abdeckt." Dazu gehören beispielsweise Strategie, Finanzen, Marketing und Sales oder Unternehmensführung. "Die Ausbildung erfolgt praxisnah im Präsenz- und Fernstudium mit Fallstudien, Projektarbeit und auch unter Zeitdruck." Als Richtschnur für die Erwartungen an MBA-Programme gelten die European MBA-Guidelines, die von Bildungsexperten aus 19 europäischen Ländern und den USA erarbeitet wurden.

In Konkurrenz zum klassischen MBA mit generalistischem Ansatz gibt es mittlerweile eine Reihe von spezialisierten MBA-Studiengängen zu Themen wie Logistik, Gesundheit, Tourismus oder Marketing. Auch hier rät Experte Detlev Kran zur Vorsicht: "Bei vielen Anbietern zählt nur die Marke MBA als prestigeträchtiger Titel, obwohl es sich nicht um ein MBA-Programm im klassischen Sinne handelt. Bei den fokussierten Programmen darf der Grad der Spezialisierung daher nicht mehr als 25 Prozent betragen. Denn sonst wäre es ehrlicher, diesen Studiengang Master zu nennen."

Qualität hat ihren Preis

Dr. Rudolf Minsch, Leiter Forschung und Bildung bei economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Unternehmen, empfiehlt den MBA-Studiengang vor allem Fachspezialisten wie Ingenieuren, Technikern, Informatikern, Juristen oder Medizinern, die in ihrer Erstausbildung kaum betriebs- oder volkswirtschaftliche Kenntnisse erworben haben. "Sie besitzen nach einem klassischen MBA-Studiengang alle Fähigkeiten, um in Managementfunktionen aufzusteigen."

Die Weiterbildung für den Karriereschub hat allerdings ihren Preis. Die Bandbreite reicht von rund 11.000 Schweizer Franken (Executive MBA European University Genf) bis zu rund 85.000 Schweizer Franken bei weltweit renommierten Instituten wie dem IMD Lausanne oder der Universität St. Gallen. "Man sollte sich nicht für den günstigsten Anbieter entscheiden, um Geld zu sparen. Denn die Arbeitgeber akzeptieren nur Abschlüsse von anerkannten Wirtschaftsschulen - und diese Abschlüsse sind nun einmal mit gewissen Kosten verbunden."

Musterbeispiel St. Gallen

Zwei weltweit anerkannte und über alle Zweifel erhabene MBA-Studiengänge bietet die Universität St. Gallen: den Omnium Global Executive MBA (Kosten: 80.000 Franken) mit weltweiter Ausrichtung und komplett in englischer Sprache sowie den klassischen Executive MBA in General Management (64.000 Franken). "Voraussetzung für die Zulassung sind jeweils mindestens fünf Jahre Berufserfahrung und dreijährige Führungserfahrung; für den Omium-MBA werden zudem die Englischkenntnisse sowie die analytischen Fähigkeiten der Bewerber getestet", erklärt Dr. Wolfgang Jenewein, Managing Director Executive MBA HSG an der Universität St.Gallen. Das Durchschnittsalter der MBA-Studenten liegt bei 37 Jahren.

Beim internationalen Omnium-MBA kooperiert die Universität St. Gallen mit der Universität Toronto. Der Studiengang dauert insgesamt 18 Monate und besteht aus sechs Modulen, die in Toronto (2x), St. Gallen, Brasilien, Indien und China stattfinden und zwischen denen jeweils eine Pause von rund zwei Monaten besteht. "In den jeweiligen Ländern lernen die Studenten die Rahmenbedingungen von Unternehmen kennen und müssen konkrete Fälle aus dem aktuellen Business lösen", betont Jenewein. Zwischen den Modulen, an deren Ende jeweils die Prüfungen stattfinden, bereiten die Studenten Präsentationen vor oder Essays zu Themen wie Strategisches Management. "Unsere MBA-Studiengänge sind aber so konzipiert, dass sie in Teilzeit nebenberuflich absolviert werden können. Eine hohe Motivation ist aber angesichts der Anforderungen notwendig."

Der ganzheitliche Ansatz

Sehr traditionsreich ist der Executive MBA in General Management. "Das war vor 22 Jahren der erste MBA-Studiengang überhaupt im deutschsprachigen Raum", erzählt Wolfgang Jenewein. Hier geht es weniger um den globalen Ansatz, sondern um die Vermittlung allgemeiner Managementkenntnisse (Strategie, Finance, Marketing etc.) in zehn je zweiwöchigen Modulen, die über einen Zeitraum von 18 Monaten verteilt sind. Ab März 2009 gibt es dazu ein ergänzendes Konzept mit Themen wie Karrierecheck (Bewerbung, Verhalten im Assessment Center), persönlichem Coaching und Vitality Management (Ernährungsberatung, Fitness, Stressberatung). Dazu Jenewein: "Mit diesem ganzheitlichen Ansatz fördern wir die persönliche Entwicklung der MBA-Absolventen noch stärker als bisher."

(Jürgen Mauerer, 2008)

Weiterführende Informationen

Überblick der MBA-Programme in der Schweiz
http://www.berufsberatung.ch/dyn/1406.asp?form_submit=true&name=MBA
http://www.postgraduate.ch/

Allgemeine Informationen zum Thema MBA
www.mbainfo.de
www.mba-net.de
www.mbainfo.com