Lebenslauf: Mit Hobbies punkten

von Monster Contributor

Was jemand in seiner Freizeit macht, geht den Arbeitgeber grundsätzlich nichts an. Manchmal aber können Hobbys, Ehrenämter oder auch Nebenjobs wichtige Hinweise bei der Bewerberauswahl geben. Fingerspitzengefühl bei der Bewerbung ist hier gefragt.

Steht Bungee-Jumping als Hobby im Lebenslauf, reizt den Bewerber offenbar der Kitzel des Risikos und der Gefahr. Für einen künftigen Bankangestellten mit dem Spezialgebiet Geldanlagen ist das sicher kein Bonuspunkt, nennt Regula Zellweger von RZ-Laufbahn Obfelden als Beispiel. Sie ist Psychologin und Laufbahnberaterin und plädiert dafür, sich gut zu informieren, bevor man ein Hobby oder Ehrenamt in der Bewerbung anführt.

Führungsposition: Golf spielen unter Managern

Dabei ist die Sicht des künftigen Arbeitgebers entscheidend, denn nur, was wirklich für den neuen Job und sein Umfeld Bedeutung hat, sollte auch genannt werden. Gut ist dabei zu wissen, was in der jeweiligen Firmenkultur angesehen ist. "Wenn auf der obersten Stufe alle Golf spielen, dann lohnt es sich in jedem Fall, das eigene Golfspiel anzuführen", sagt Zellweger.

Freizeitaktivitäten, die mit Führung, Organisation, Ausdauer oder Durchhaltevermögen zu tun haben, sind in der Regel angesehen und können Pluspunkte für den Bewerber bringen. Bewirbt man sich allerdings auf eine Position im Management, dürfte für Hobbys kaum noch Zeit bleiben. In solchen Fällen sollte man also sparsam mit diesen Informationen umgehen.

Vorsicht beim "Helfer-Syndrom"

Ebenfalls heikel kann es sein, wenn man sich in seiner Freizeit häufig mit Hilfsbedürftigen umgibt, warnt die Laufbahnberaterin aus Obfelden. "Das spricht für ein Helfer-Syndrom, und das ist nicht unbedingt positiv."

Auch Christoph Dengler, Berufs- und Laufbahnberater vom S&B Institut in Bülach, nennt als obersten Grundsatz: "Die Information muss für den Empfänger sinnvoll sein." Wer sich beispielsweise für eine Führungsposition bewirbt, beruflich aber noch keine Erfahrungen als Vorgesetzter gesammelt hat, kann sehr wohl mit Hobby oder Ehrenamt punkten. Wenn er etwa als Präsident eines Vereins oder Trainer einer Mannschaft tätig war, ist das durchaus als Führungserfahrung anzusehen, meint er.

Hobbys gehören in den Lebenslauf

Dann kann der Hinweis darauf sogar in einem Satz im Anschreiben stehen - wenn es denn wirklich entscheidend ist, sagt Dengler. Ansonsten finden Informationen dieser Art ihren Platz am Ende des Lebenslaufes in einer Rubrik "Ausserberufliche Tätigkeiten". "Ich denke, der Mensch wird aufgrund seiner Ausbildung und seiner grundlegenden Erfahrungen im Beruf eingestellt", meint er. Darum sollte dieser Abschnitt auch vom Umfang her immer im Verhältnis stehen zu den übrigen Informationen im Lebenslauf.

Politisches oder kirchlich-religiöses Engagement kann - je nach Adressat - heikel sein, warnt Dengler. Allerdings zeigt sich hier vielleicht auch schon, wenn Bewerber und Job nicht gut zusammen passen. Wer sich bei einer politisch links ausgerichteten Zeitung bewirbt, wird es als aktives Mitglied einer eher rechten Partei schwer haben, den Job zu bekommen - und sich dort auch kaum wohl fühlen.

Männer und Familie

Dasselbe gilt für Männer, die sich ausserhalb des Jobs intensiv um die Familie kümmern wollen. "Der Stellenwert der Familie für Männer wächst", hat Dengler beobachtet. "Wem das wichtig ist, sollte diesen Punkt im Lebenslauf ruhig anführen - wenn auch mit einem gewissen Risiko." Sollte der künftige Arbeitgeber dafür kein Verständnis haben und nicht bereit sein, für die Familie ein Minimum an Freiraum zu gewähren, ist der Bewerber hier womöglich nicht am richtigen Platz.

ABB Schweiz: Freiwilliges Engagement zählt

Dass Informationen über die Aktivitäten in der Freizeit wichtig sein können, bestätigt Lukas Inderfurth, Leiter der Medienstelle bei ABB Schweiz in Baden: "Bei uns zählt in der Regel das Gesamtbild." Dabei kann etwa das ehrenamtliche Engagement im Segelclub Zürichsee durchaus ein wertvolles Puzzleteil sein. "Je mehr dieser Facetten man aufweisen kann, desto genauer ist das Bild."

Dass jemand sein Studium möglichst gut und schnell absolviert hat und Fremdsprachen sicher beherrscht, ist schon fast Voraussetzung. Darum beachten es die Personalverantwortlichen bei ABB durchaus, wenn jemand eine Pfadfinder-Gruppe leitet oder bei Greenpeace an verantwortlicher Stelle aktiv ist. "Das kann politisches oder kulturelles Engagement sein, es kann aber auch im Umweltbereich liegen", sagt Inderfurth.

Der Grund: "Bei uns kommt man nicht als Einzelkämpfer weiter. Wir arbeiten in multinational zusammengesetzten Teams. Ausserdem wird bei ABB Eigenverantwortung sehr gross geschrieben." Fähigkeiten sind also gefragt, die bei gemeinnütziger Arbeit und im Umgang mit Menschen eine grosse Rolle spielen.

Nebenjobs

Auch für Nebenjobs gilt: Sie sollten nur dann angeführt werden, wenn sie für den neuen Arbeitsplatz von Bedeutung sind - wenn der Nebenjob eine zusätzliche Qualifikation bedeutet oder die Arbeitszeiten abgestimmt werden müssen. Generell ist ein solches zweites Standbein nur bei einer Teilzeitstelle möglich und sollte nur dann angegeben werden, wenn man weniger als 60 Prozent arbeiten will, rät Regula Zellweger. "Wer nebenbei noch putzen geht, braucht das sicher nicht zu erwähnen", sagt Christoph Dengler.

(Christiane Deuse, 13.10.2008)