Keine Panik nach der Kündigung
Nach einer Kündigung muss man vor allem nach vorne blicken, auch bei der Stellensuche. Wer das Thema beim Vorstellungsgespräch offen anspricht, kann damit sogar punkten.
Nach einer Kündigung muss man nicht den Kopf in den Sand stecken, denn sie ist heute nicht mehr ein "Tolggen im Reinheft" wie früher. Diese Meinung scheint sich auch bei Personalberatungen und Personalabteilungen durchzusetzen. "Grundsätzlich hat ein Bewerber, dem beim vorherigen Arbeitgeber gekündigt wurde, die gleiche Chance wie jeder andere Bewerber. Heute ist eine Kündigung im Lebenslauf kein solcher Makel mehr wie noch vor einigen Jahren", sagt Melanie Nyfeler von der Medienstelle ABB Schweiz.
Jeder Fall ist individuell
Die gleichen Chancen gelten insbesondere dann, wenn die Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt ist. "Bei der Anstellung von neuen Mitarbeitenden stehen bei ABB Schweiz persönliche und fachliche Fähigkeiten sowie das persönliche Gespräch mit den Kandidaten im Vordergrund", so Nyfeler. Ähnlich klingt es bei Kuoni. Der Reiseunternehmer will keine pauschalen Rezepte abgeben, wie man mit solchen Situationen umgehe, weil jeder Fall ganz individuell zu lösen sei.
Grundsätzlich würde jedoch ein Bewerber, dem der letzte Arbeitgeber gekündigt hat, genau gleich behandelt, "wenn er von den Fähigkeiten unserer Anforderung entspricht", sagt Sibylle Stockhammer, Corporate Consultant bei Kuoni. Bei dieser Kategorie von Bewerbern gehe man so vor wie bei allen anderen: "Anhand der Zeugnisse und der Bewerbung sehen wir, was ein Bewerber oder eine Bewerberin uns bieten kann, und wir klären im Gespräch ab, ob es passen könnte."
Kündigung ist kein Makel
Wenn persönliche Gründe für die Trennung vom letzten Arbeitgeber verantwortlich waren, ist es sicher hilfreich, diesen Punkt beim Bewerbungsgespräch offen anzusprechen. Sibylle Stockhammer: "Es ist für die Personal-Verantwortlichen wichtig, die Sicht des Bewerbers dazu zu kennen. Weitere Referenzen können dann immer noch eingeholt werden." Bei Bewerbern, denen aus persönlichen Gründen gekündigt worden ist, schaue man vielleicht aufmerksamer auf gewisse Sachverhalte. "Über ihre Äusserungen kann man sich ein recht gutes Bild von der Person machen."
Für Laufbahnberater und Coach Peter Gisler aus Uster spielt der Grund der Kündigung eine nicht zu unterschätzende Rolle. "Die Zeiten sind vorbei, als man auch aus wirtschaftlichen Gründen Stellensuchenden à priori mit Misstrauen entgegentrat. Das kann heute jedem Menschen passieren, gleich aus welcher Hierarchiestufe", sagt Gisler. Gut ausgebildete Fachleute mit etwas Berufserfahrung haben gemäss dem Laufbahnberater gute Chancen, wieder eine Aufgabe zu finden.
Auf schwierige Fragen vorbereiten
"Schwieriger wird es, wenn die Entlassung fachliche Gründe hat oder eine disziplinarische Massnahme ist", so Peter Gisler. So oder so muss man in dieser Situation vor allem eines: sich gut verkaufen. Dabei sollte man strukturiert vorgehen: das Anforderungsprofil einer Vakanz analysieren und sein eigenes Profil darauf zugeschnitten präsentieren. Es ist ein Vorteil, Faktoren sichtbar zu machen, die zum geforderten Profil passen, also beispielsweise Qualifikation, Berufs-, Projekt- und Führungserfahrung, nachgewiesene Leistungen oder soziale Kompetenzen.
Hat man die Personalverantwortlichen von seiner Person derart überzeugt, dass eine Einladung zum Gespräch erfolgt, ist eine sorgfältige Vorbereitung darauf sinnvoll – auch in Bezug auf unangenehme Fragen. Peter Gisler weiss genau, mit welchen Fragen Stellensuchende mit einer Kündigung im Lebenslauf rechnen müssen: "Die Fragen könnten lauten: 'Warum gerade Sie' oder 'Erleben Sie die Kündigung als Misserfolg?'" Solche Fragen verfolgen gemäss Gisler möglicherweise den Zweck, ob man die Kränkung, die meist mit einer Kündigung erlebt wird, verdaut hat und ob die sich bewerbende Person nach vorne schauen kann. "Man will keine Mitarbeitende mit Altlasten."
Ehrlichkeit und Offenheit
Wie auf solche Fragen reagieren? Das Wichtigste: Im Vorstellungsgespräch ist absolute Ehrlichkeit und Offenheit angezeigt. "Das können schwierige Situationen sein, auf die man sich vorbereiten soll, wenn nötig unter Bezug einer Fachperson", rät Peter Gisler. Bei einem Stellensuchenden kann das der RAV-Berater sein oder ein professioneller Laufbahnberater. Die Fachleute könnten den Bewerber unter Umständen darauf hinweisen, mit welchen Stolpersteinen er zu rechnen hat.
Tipps für eine Bewerbung nach Kündigung:
- Ein positives Zeichen setzt man, indem man Bereitschaft zu einer Weiterbildung signalisiert.
Wer sich im Vorstellungsgespräch immer wieder ein Stück "Wurm" aus der Nase ziehen lässt, wirkt unglaubwürdig. Eine solche "Salamitaktik" lässt vermuten, dass noch mehr Negatives versteckt wird. - Negative Gefühle, Schuldgefühle und Angst, sowieso keine Chancen zu haben, wirken kontraproduktiv. Man tritt das Gespräch nervös oder unsicher an oder nimmt gar eine aggressive Haltung ein. Die Gefahr, sich klein zu machen oder in Rechtfertigungen oder Anklagen zu verstricken, ist gross. Mentale Vorbereitungen mit Freunden oder einem Coach können helfen.
- Wenn schwierige Punkte angesprochen werden, ist es sinnvoll, sich kurz zu halten, das Thema selber abzuschliessen und einen Übergang zur Zukunft und zur neuen Aufgabe in der Firma zu finden.
- Verlieren Sie sich nicht in Details, die als Fläche für negative Projektionen herhalten könnten oder unangenehmes Nachhaken provozieren.
Im Bewerbungsschreiben wie auch im Vorstellungsgespräch kann man punkten, wenn man sich einer zukunftsorientierten Sprache bedient. Die implizite Aussage soll sein: „Ich komme klar mit der Situation und schaue unternehmungslustig nach vorne."
(Susanne Wagner)
Buchtipp:
Peter Gisler: "Laufbahngestaltung Stellensuche be-Werbung", 8. Auflage, SDBB Verlag, Bern,
www.be-Werbung.ch