Soft Skills: Konfliktlösungsfähigkeit
Im Berufsleben müssen verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Interessen zusammen arbeiten. Hier staut sich oft Konfliktpotenzial an. Wer mit angespannten Situationen richtig umgehen kann, ist im Vorteil.
"Du verstehst mich nicht richtig!", "Hör mir doch endlich mal zu!", "Du denkst immer nur an Dich!", "Wann schaffst Du es denn mal pünktlich zu sein!" Haben Sie solche Anklagen schon selbst zu hören bekommen? Oder haben Sie, wenn Sie ärgerlich sind, diese selbst schon einmal gesagt? Wenn ja, können Sie beruhigt sein: Die wenigsten Menschen schaffen es, Auseinandersetzungen ohne Vorwürfe zu führen.
Meist machen wir bei konfliktträchtigen Situationen immer wieder die gleichen Fehler:
- Wir kritisieren mit Übertreibungen, Unterstellungen, Beleidigungen, Spott und drücken durch entsprechende Mimik und Gestik Missachtung aus
- Wir leugnen Verantwortung und suchen Entschuldigungen und Ausreden
- Wir hören nicht zu und sagen stattdessen dem Gegenüber, was dieser zu tun oder zu lassen hat
Spielregeln für Konflikte
Doch es gibt Spielregeln für faire Kommunikation und Konfliktbewältigung. Sie zu erlernen, benötigt aber Zeit. Denn viele wichtige Regeln vertragen sich nicht mit unseren gewohnten Kommunikations- und Abwehrstrategien.
- Drücken Sie sich mit Hilfe von "Ich"-Aussagen aus
- Vermeiden Sie abwertende "Du"-Botschaften
- Beschreiben Sie Problemverhalten oder Störungen sachlich, ohne diese zu bewerten
- Drücken Sie Ihre Gefühle direkt und vorwurfsfrei aus
- Entschärfen Sie "Du"-Botschaften des anderen
- Unterscheiden Sie zwischen einem Bedürfnis- und Wertkonflikt
"Ich"- statt "Du"-Aussagen zu verwenden ist keine reine Formsache. Sie zeigen so, dass Sie die Position Ihres Gegenübers ernst nehmen und nicht vorschnell über eine Sachlage urteilen wollen. "Ich bin enttäuscht über den Projektverlauf" oder "Ich sehe hier ein Problem" zwingt den Gegner nicht in eine Verteidigungshaltung und lässt Platz für konstruktive Gespräche. Bei Sätzen wie "Du hast einen schlimmen Fehler gemacht" oder gar "Schulze, was haben Sie nun schon wieder angestellt!" sind hingegen heftige Reaktionen programmiert.
Das liest sich zwar recht einfach - aber was passiert, wenn Sie sich in einem Konfliktgespräch befinden und die Emotionen doch wieder überkochen? Grob unterteilt unterscheidet man bei Konflikten zwei Phasen: Die heiße Phase zu Beginn, in der Ärger und Wutgefühle im Vordergrund stehen und daran anschließend die konstruktive Klärungsphase, die vom Verstand geleitet wird. Um das zu lernen, sollten Sie ab sofort Konflikte willkommen heißen - darin steckt großes Potential für ehrliche und offene Beziehungen.
Emotionen zeigen
Bei Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz sollten Sie sich genau überlegen, wie viel Lautstärke Sie sich zugestehen. Manchmal kann es sogar hilfreich sein zu zeigen, dass Sie sich verletzt fühlen. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass Ihr Gegenüber mit offen ausgedrücktem Ärger nicht umgehen kann. Doch egal, wie viel Gefühle Sie zeigen: Wenn Sie in der ersten Phase stecken bleiben und nicht an einer Lösung des Problems arbeiten, wird sich der Streit bald in ähnlicher Form wiederholen.
Und wer mit Konflikten richtig umgehen will, muss auch Mut zur Auseinandersetzung zeigen. Machen Sie Ihrem Gegenüber Ihre Position deutlich klar, und scheuen Sie nicht davor zurück, einen Konflikt offen anzugehen. Wenn Sie jede Auseinandersetzung vermeiden, verlieren Kollegen und Chef möglicherweise den Respekt vor Ihnen. Und ein ungelöster Konflikt kann über Jahre schwelen und viele Probleme schaffen, die ein klares Wort zur rechten Zeit vermeidet.
Carolin Lüdemann
ist Juristin und ausgebildeter Business-Coach.
Sie ist Gesellschafterin der Perspektive GmbH/CoachAcademy
und coacht und trainiert Nachwuchsführungskräfte
im Bereich der Schlüsselqualifikationen.