Körpersprache: Mimik - Was Gesichter verraten
Mit unserem Gesicht senden wir deutliche Signale aus, selbst wenn wir glauben, "gar keine Miene zu verziehen". Wie Sie Mimik deuten und was man in Gesichtern lesen kann.
Von Giselle Chaumien-Wetterauer
Unter Mimik versteht man die sichtbaren - wenn auch manchmal kaum wahrnehmbaren - Bewegungen der Gesichtsmuskulatur, die Ausdruck bestimmter Empfindungen und Reaktionen sind. Da Augen und Mund die beweglichsten Teile des Gesichts sind, kommt ihnen der Löwenanteil der Ausdruckskraft zu.
Mimik als non-verbales Kommunikationsmittel
In Gesichtern zu lesen, ist in vielen Fällen nicht schwer. Eindeutige Gefühlsregungen wie Freude, Trauer, Abscheu, Wut oder Langeweile sind leicht zu erkennen, gehen sie doch häufig mit anderen Körpersignalen - insbesondere aus dem Bereich der Gestik - einher, wenn man einmal von der Sprache absieht.
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Allerdings: Auch wenn die meisten Elemente der Mimik des Gegenübers häufig instinktiv richtig gedeutet werden, so bleibt die Interpretation stets subjektiv. Dennoch ist gerade in wichtigen Gesprächen mit besonderer Aufmerksamkeit auf Signale zu achten, die in der Mimik zum Ausdruck kommen. Denn: Wenn man schon längst vergessen hat, was Sie „damals“ gesagt haben, wird man noch lange wissen, wie Ihr Gesichtsausdruck war, als Sie den Raum betraten.
Die Mimik des Redners
Haben Sie schon einmal versucht, dem längeren Vortrag eines Redners, der mit ausdrucksloser Miene seinen „im Prinzip interessanten“ Text zum Besten gibt, aufmerksam zu folgen? Sie verlieren schnell den Faden, werden müde, verabschieden sich geistig und lassen sich gerne ablenken.
Wenn jedoch der Sprecher seinen Vortrag mit gezielten Elementen der Mimik untermalt, die mit entsprechenden Gesten noch betont werden, so wird das Ganze interessant - ja, es kann ihm sogar gelingen, sein Publikum zu fesseln. Dabei muss der Redner jedoch darauf achten, dass er nicht übertreibt und so eventuell unnatürlich und eventuell komisch wirkt. Authentizität ist gefragt!
Die Mimik des Zuhörers
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie beim Erzählen unbewusst auf die mimischen Reaktionen Ihres Zuhörers reagiert haben? Blickt Ihr Gegenüber gelangweilt zu Ihnen, verkürzen Sie Ihre Geschichte. Zeigt der Zuhörer mit aufgeschlossenem Blick und einem Lächeln Interesse für Ihre Story, fügen Sie instinktiv Details ein, die möglicherweise keinen besonderen Informationswert haben, weil Sie das Gefühl haben, der andere will noch mehr von Ihnen hören.
Beim Bericht über Ihren letzten Urlaub im Freundeskreis ist diese Erkenntnis wahrscheinlich nicht wirklich entscheidend, aber im Berufsalltag sieht die Sache schon anders aus: Ob im Einstellungs- oder im Kritikgespräch, bei der Durchsprache Ihrer Beurteilung oder auch bei der Präsentation von Arbeitsergebnissen - Sie reagieren ganz unbewusst auf die Gesichtsbewegungen Ihrer Zuhörer und stellen sich darauf ein.
Negativbeispiele | Was signalisiert das? |
Naserümpfen | Unsicherheit |
Stirnrunzeln | Nachdenklichkeit oder Missbilligung |
Verenge Pupillen | Anspannung, Skepsis |
Sehr häufiger Lidschlag | Unsicherheit |
Angehobene Augenbrauen | Erstaunen oder gar Skepsis |
Geöffneter Mund | Erstaunen |
Zusammengekniffene Lippen | Innere Anspannung |
Ständiges Wegschauen | Verlegenheit oder gar Desinteresse |
Nasenlöcher leicht zusammenziehen | Abscheu, Ekel |
Unterlippe vorschieben | Ungläubigkeit oder Skepsis |
Augen verdrehen | Ungläubigkeit, Ungeduld oder Skepsis |
Gesprächspartner angähnen | Vermitteln von Langeweile oder Desinteresse |
Personen unverwandt anstarren | Arroganz, Überheblichkeit |
Versteinerte Gesichtszüge | Ablehnung, Erhöhung der sozialen Distanz |
Hochziehen einer Augenbraue | Ungläubigkeit |
Positivbeispiele | Was signalisiert das? |
Blickkontakt halten | Interesse |
"Leises" Lächeln in den Augen | Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit |
Geweitete Pupillen (=grosse Augen) | Interesse, Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit |
Heben der Augenlider | Aufgeschlossenheit, Ruhe |
Konzentrierter, jedoch nicht starrer Blick | Interesse |
Entspannte Mundwinkel | Ruhe, Entspanntheit |
Geschlossener, lächelnder Mund | Sympathie, Aufgeschlossenheit |
Hochgezogene Mundwinkel | Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit |
Glatte Stirn | Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit |
Übrigens: Eine positive Mimik beeinflusst nicht nur unsere Zuhörer, sondern auch uns selbst. Wer positiv denkt und freundlich und aufgeschlossen in die Welt blickt, hat gute Chancen, Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit von anderen Menschen zu erfahren. Wie war das noch mit dem Wald, in den man hineinruft…?
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Giselle Chaumien-Wetterauer
war fast drei Jahrzehnte als Ressortleiterin in der Industrie tätig, u.a. im Sprachendienst und in der Kommunikation, bevor sie sich selbstständig machte. Heute berät sie Unternehmen in Sachen Kommunikation, arbeitet als freie Autorin und Fachübersetzerin und begleitet junge Menschen in die Selbstständigkeit. www.gcw-communications.com