Karriereaufstieg für Juristen

von Monster Contributor

Eidgenössische Juristen haben zahlreiche Karrieremöglichkeiten. Gut sind die Chancen vor allem in Unternehmen im Bereich des Wirtschaftsrechts.

Juristen haben in der Schweiz zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten. Vor allem Juristen, die sich im Wirtschaftsrecht gut auskennen, bieten sich beste Perspektiven. "Gesellschafts- und Vertragsrecht bieten besonders gute Chancen", sagt Peter A. Vollenweider, Geschäftsleiter des Rechtswissenschaftlichen Instituts der Universität Zürich. Doch die Anforderungen steigen.

Das Anwaltspatent wird zunehmend gefordert

Das Anwaltspatent, das Juristen nach dem Lizenziat beziehungsweise den Master und einem ein- bis dreijährigem Praktikum erwerben, setzen zunehmend Behörden und Unternehmen voraus. "Es ist eine Art Selektionskriterium", beobachtet Vollenweider. "Ich finde es unnötig und bedauernswert, wenn es schon Gerichtsschreibern abverlangt wird."

Vorteile beim Master-Abschluss

Neben dem Anwaltspatent verbessert insbesondere der LL.M.-Abschluss (Master of Laws) die Chancen auf den beruflichen Aufstieg - vor allem, wenn er im Ausland erworben wurde. "Ein Abschluss in Großbritannien, den USA oder Australien hat unter anderem auch die Funktion eines Sprachennachweises", sagt Marc A. Hermann, Mitinhaber der Beratungsgesellschaft Lawyer Consultants in Reinach. Dieser zeigt, dass der Titelträger auch die juristische Fachsprache beherrscht.

"Wer verhandlungssicheres Englisch spricht, beispielsweise Muttersprachler, sollte vielleicht lieber in einem Land anderer Sprache den LL.M. absolvieren", rät er - beispielsweise in Madrid. Auch wenn der Züricher LL.M. hervorragend sei. "Da müssen Sie bei einer späteren Bewerbung schon sehr gute Gründe nachweisen, wie etwa familiäre oder berufliche Verpflichtungen, warum sie den Titel nicht im Ausland erworben haben."

Kanzlei: Aufstieg zum Partner

Neben der selbstständigen Tätigkeit in einer eigenen Kanzlei können sich festangestellte Anwälte in größeren Kanzleien vom Associate zum Partner hocharbeiten. "In der Schweiz ist es noch nicht so schwer für junge Anwälte wie in Deutschland, es zum Partner zu bringen", sagt Hermann. "Anwälte können in unserer Kanzlei nach cirka sechs Jahren Partner werden", berichtet Eric Stupp, Sprecher der Züricher Kanzlei Bär & Karrer, der zur Zeit 33 Partner angehören. Etwa ein bis zwei neue Partner kommen jährlich hinzu. "In zahlreichen Kanzleien haben Anwälte die Wahl, Partner mit oder ohne Unternehmensanteilen zu werden", berichtet Hermann.

Warteschleife in der Verwaltung nie länger als drei Jahre

Auch im öffentlichen Dienst bieten sich diverse Aufstiegsmöglichkeiten. Die Anforderungen hängen von der gewünschten Laufbahn, aber auch dem Kanton ab. Wer Richter werden will, beginnt seine Karriere meist als Gerichtsschreiber, bevor er eine Richterstelle antreten kann. Allerdings werden Richterstellen in der gesamten Schweiz nach Parteienproporz besetzt. "Parteilose Richter sind die Ausnahme", sagt Vollenweider. Der Weg auf den Staatsanwaltssessel führt Vollenweider zufolge über Untersuchungsbehörde oder Staatsanwaltschaft selbst. "Wenn eine Stelle vakant ist, können Juristen dorthin vorrücken", sagt er. Ganz unwichtig ist auch für Staatsanwälte das jeweils "richtige" Parteibuch nicht. "Aber es spielt längst nicht so eine wichtige Rolle, wie bei Richtern", sagt Vollenweider.

Wer eine Verwaltungsstelle annimmt, um schnell Berufserfahrung zu sammeln und Geld zu verdienen, muss aufpassen, wenn er eigentlich in einen anderen Bereich wolle, warnt Hermann: "Nach drei Jahren im öffentlichen Dienst ist man für die anderen Bereiche verbrannt." Beförderungen und Gehaltserhöhungen werden in der Verwaltung - bei Polizei, Gesundheits- oder Sozialdirektion etwa - leistungsbezogen gewährt.

Viele Rechtsaufgaben in Unternehmen

Die Aufstiegsmöglichkeiten gerade in größeren Unternehmen sind gut. Banken und Versicherungen unterhalten hoch spezialisierte Rechtsabteilungen. Oft bearbeitet eine zentrale Einheit Bereiche wie das Aktien-, Bilanz- oder Gesellschaftsrecht für die gesamte Firma. Andere konzentrieren sich auf Rechtsbereiche, die für das Private-Banking oder Investment-Banking relevant sind. Juristen können hier Spezialkenntnisse erwerben. In so genannten Compliance-Abteilungen kümmern sich gerade in der Finanzbranche, aber auch bei börsennotierten Unternehmen, zahlreiche Juristen um die Einhaltung rechtlicher Vorgaben. Rechtsabteilungen sind in der Industrie dagegen seltener zu finden.

Wechsel ins Management ist möglich

Zuträglich ist der Karriere in der Wirtschaft sicherlich, dass die internen Rechtsexperten meist eng mit Vorstand oder Geschäftsführung zusammenarbeiten. Hilfreich für den Aufstieg ist insbesondere Projekterfahrung, sagt Hermann. "Dies ist etwa bei einem großen Mandat hilfreich, wie etwa einem Unternehmenskauf, bei der der Jurist selbstständig einen spezifischen Bereich bearbeitet hat", erläutert er.

Wie bei Ingenieur-Hochschulabsolventen auch, steht angestellten Juristen in Unternehmen der Weg in eine Management-Karriere offen. Wer sich dafür interessiert, sollte neben einem allgemeinen Interesse an wirtschaftlichen Fragen zumindest gute allgemeine Kenntnisse des Wirtschaftsrechts mitbringen, raten André Niedostadek und Jörg-Christian Lorenz, Autoren des Buches "Der erfolgreiche Berufseinstieg für Juristen". Fünf bis sechs Jahre werden Juristen aber schon in ihrem Beruf arbeiten müssen, bevor sie als Manager erste Erfolge erzielen. "Um führen zu können, brauchen Sie ja vor allem menschliche Erfahrung", erinnert Hermann.

Für grundsätzlich hilfreich hält Hermann berufsbezogene außerberufliche Tätigkeiten, wie etwa den nebenberuflichen Vorsitz an einem Arbeits- oder Schiedsgericht, als Laienrichter. Auch wer schon einmal etwas publiziert hat, kann damit seine Chancen bei Vorgesetzten erhöhen. "Vor allem, wenn er in einem Bereich publiziert hat, der für eine Stelle von Bedeutung ist, ist das natürlich für einen Arbeitgeber interessant", sagt Hermann.

Wissenschaftliche Karriere als Doktor oder Professor

Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, sollte in jedem Fall ein bis zwei Erasmus-Auslandssemester einlegen - diese werden auf das Studium angerechnet. Auch Zusatzqualifikationen sind nützlich, wenn sie zeitlich nicht zu sehr aufhalten. Voraussetzung für das Doktoratsstudium ist ein Abschluss magna cum laude. Juristen mit einer schlechteren Note als 5 oder 5,5 können promovieren, wenn sich ein Professor bereit erklärt, ihre Dissertation zu betreuen und zu begutachten. Wer ein Trendthema wie etwa Umweltrecht oder Bauplanungsrecht wählt, hat gute Chancen, von Gerichten zitiert zu werden. Dafür ist das Haltbarkeitsdatum einer solchen Arbeit kürzer, als etwa zu einem zeitloseren Thema. Wer Professor werden will, sollte sich nach der Doktorarbeit in ein zweites, am besten verwandtes, Themenfeld einarbeiten. Eine Habilitation ist Voraussetzung für eine Professorenstelle.

Selbst wenn die wissenschaftliche Laufbahn doch nicht gelingt, schadet ein Doktortitel nicht - der Doktor steigt lediglich etwa zwei bis drei Jahre später in den Beruf ein. Allerdings nützt der Doktor außerhalb der Uni immer weniger. In Kanzleien verdrängt ihn zunehmend der internationale Abschluss LL.M. (Master of Laws) den Doktortitel.

Weiterführende Informationen:

Juristisches Stellensuchportal (Monster-Koop)
http://jobsuche.weblaw.monster.ch/jobsearch.asp?vw=b&fn=7&lid=160
http://www.weblaw.ch/de/

Übersicht Summer Schools in den USA...
http://www.crus.ch/mehrspr/iud/ausland/USA/USsummer.html
... und Großbritannien
http://www.crus.ch/mehrspr/iud/ausland/GB/GBsummer.html

Juristinnen-Netzwerk
http://www.lawandwomen.ch/

Juristische Mailinglisten und Newsgroups
http://www.jura.uni-sb.de/internet/Mail.html

Übersicht Newsgroups für Juristen
http://www.ilrg.com/ng.html

Schweizerischer Juristenverein
http://www.juristentag.ch/

Europäischer Anwaltsverein
http://www.uae.lu/system/

Offizielle Seite der Schweizerischen Berufsberatung mit Infos zu Berufswahl und Laufbahnplanung
http://www.berufsberatung.ch/dyn/1005.asp

Schweizerischer Verband für Studien- und Laufbahnberatung
http://www.agab.ch/