IT-Branche: Hohe Saläre, Nachwuchs fehlt

von Monster Contributor

Computer- und Softwarefachleute sind in der Schweiz gesucht. Sie erhalten deshalb vergleichsweise hohe Gehälter. Hier spielen aber auch Nachwuchssorgen der ganzen Branche mit. 

Laut dem Verband Swiss ICT ist das Mediangehalt der Informatiker im Jahr 2007 auf 121.000 Franken gestiegen. Im Vorjahr lag es bei 117.000 Franken. In diesen Summen sind neben dem Basisgehalt auch alle Nebenleistungen wie etwa Provisionen eingerechnet. Das branchenweite Fix-Einkommen liegt 2007 bei 109.500 Franken. Für die Studie wurden gegen 20.000 Lohndaten von 240 Firmen ausgewertet.

Jahresmediangehälter für ICT-Berufe 2006 2007 Medianwert Basis-Einkommen 106.730 CHF 109.500 CHF Medianwert Gesamtbezüge
(Basis-Einkommen plus Nebenleistungen) 117.000 CHF 121.000 CHF Altersdurchschnitt 40,8 41,2 Quelle: Salärumfrage 2007, Swiss ICT, www.swissict.ch

Spezialisten verdienen am besten

Die höchsten Gehälter mit einem Median von 161.000 Franken erhält man für Tätigkeiten als ICT-Architekt (ICT = Information and Communication Technology), Sicherheitsbeauftragter, Datenbankspezialist oder ICT-Planer. "2006 war die Spitzengruppe aber mit ganz anderen Berufen besetzt", gibt Daniela Greguccio von Swiss ICT Auskunft. Damals waren Generalisten gesucht, bei der aktuellen Umfrage nehmen dagegen Spezialisten die Führungsrolle ein.

Bemerkenswert ist, dass diese Spitzengruppe ihr Jahresgehalt um rund 9.000 Franken steigern konnte. Dagegen mussten die untersten Lohngruppen einen Rückgang von mehreren hundert Franken hinnehmen. So erhielten IT-Operatoren, Helpdesk-Mitarbeiter oder ICT-Supporter gerade mal 66.400 Franken jährlich.

Jahresmediangehälter ausgewählter
ICT-Berufe mit Hierarchiestufen
2007 Wirtschaftsinformatiker Junior 102.610 CHF Professional 118.400 CHF Senior 119.600 CHF System-Spezialist Junior 83.000 CHF Professional 102.960 CHF Senior 115.640 CHF Applikations-Entwickler Junior 81.870 CHF Professional 104.000 CHF Senior 118.000 CHF Quelle: Salärumfrage 2007, Swiss ICT, www.swissict.ch

Die meisten IT-ler sind über 40 Jahre alt

Verschiedene strukturelle Trends spielen in die Gehaltsentwicklung - neben der allgemein hohen Nachfrage - mit hinein. Zum einen werden die Computerfachleute immer älter. Nur gerade 11 Prozent der Beschäftigten der ICT-Branche sind unter 29 Jahre jung. Der Anteil der über 40-jährigen liegt dagegen bei 57 Prozent. Der Trend hat sich in den vergangenen Jahren noch akzentuiert. Bei der Erhebung 2003 waren 14,3 Prozent der IT-ler jünger als 29 und erst 47 Prozent über 40.

"Die Zunahme ist beunruhigend", meint Greguccio. Diese weise deutlich auf einen Nachwuchsmangel hin. Zu wenig junge Leute würden erkennen, dass man mit einer Spezialisierung in der ICT-Branche auf einen guten Arbeitsmarkt komme, stellt sie fest. Das Berufsfeld sei allzu lange schlecht geredet worden und leide offenbar immer noch unter den Image-Nachwehen der Internetblase der Jahrtausendwende.

Geringer Frauenanteil

Auch der Frauenanteil ist über alle Berufsfelder hinweg mit 12 Prozent sehr gering. Zwar sind in der Altersgruppe bis 25 heute immerhin 17 Prozent weiblich, Greguccio glaubt aber nicht, dass sich der Trend in Zukunft über die Altersgruppen hinweg fortsetzen wird.

FH Schweiz stellt geringere Saläre fest

Andere Studien nennen aufgrund anderer Erhebungsmethoden abweichende Salärrahmen. Laut dem Verband FH Schweiz erhalten an einer Fachhochschule qualifizierte Ingenieure der Fachrichtungen Technik und Informationstechnologie im Schnitt 113.500 Franken. Die Altersgruppe über 40 bezieht 134.000 Franken Lohn. Auch hier wurde der Personalengpass bemerkt.

"Es fehlen viele IT-Leute", bestätigt Verbandssprecher Claudio Moro. Eigentlich sollten deswegen die Löhne für gewisse Spezialisten ansteigen. Seine Studie zeige das aber nicht deutlich auf, weil die entsprechende Stichprobe zu klein sei. Sichtbar wird aber der Lohnunterschied beim Aufstieg ins Kader. Hier gibt es einen Durchschnittslohn von 149.300 Franken für die obere Führungsebene und immerhin noch 119.500 für das Mittel-Management.

Lohnstudie der PHW Hochschule Wirtschaft

Eine kleinere Umfrage führte 2006 die private PHW Hochschule Wirtschaft durch. An der Befragung nahmen 1.300 Personen teil, davon hatten 74 einen Abschluss aus den Fachrichtungen IT und Telekommunikation. Der Durchschnittsverdienst erreichte hier 127.300 Franken, wobei der niedrigste Lohn bei 86.000 und der höchste mit 250.000 Franken angegeben wurden. Mit weiteren Lohnsteigerungen rechnen 77 Prozent der Antwortenden.

Bundesamt: Große Verdienstunterschiede bei Männern und Frauen

Im Gegensatz zu diesen Erhebungen von Branchenverbänden und Bildungsinstitutionen stützt sich die "Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2006" auf einer ausserordentlich breiten Datenbasis ab. Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat für die aktuelle Version 1,5 Millionen Lohndaten von 46.300 privaten und öffentlichen Unternehmen ausgewertet. Der Medianlohn der relevanten Tätigkeitsgruppe "Analysieren, Programmieren, Operating" beträgt demnach 8.358 Franken monatlich.

Wie bei den Ingenieuren sind Männer und Frauen auch hier nicht gleich viel wert. Während Männer 8.617 Franken erhalten, bekommen Frauen 6.795 Franken gezahlt. Die geschlechterspezifische Differenz zieht sich durch alle vier Anforderungsniveaus, mit denen das BfS die jeweiligen Tätigkeiten segmentiert. Sie beträgt stets mehr als 1.000 Franken. Das Bundesamt stellt fest, dass nur 60 Prozent der Lohnunterschiede im Detail auf Faktoren wie Alter, Ausbildung oder Wirtschaftssektor zurückzuführen sind. Die übrigen 40 Prozent haben diskriminierenden Charakter.

(Alexander Saheb, 2007)

Weiterführende Informationen:

Die Studie von Swiss ICT kann beim Verband (www.swissict.ch) bezogen werden. Für Mitglieder kostet die Auswertung 80 Franken, für Nichtmitglieder werden 250 Franken verlangt.

Eine weitere einschlägige Gehaltsstudie hat das Swiss Technology Network erstellt. Die Ergebnisse wurden für diesen Beitrag nicht zur Verfügung gestellt. Diese Studie kann für 1.350 Franken von allen Interessierten bezogen werden (www.swisst.net).