Ingenieur-Lebenslauf: Am besten frei von Schnörkeln
Gute Ingenieure sind Mangelware in der Schweiz. Doch auch sie müssen sich auf neue Jobs ordentlich bewerben und können dabei mit gut sortierten Unterlagen punkten.
Motivationsschreiben und Lebenslauf - das sind die zentralen Seiten einer Bewerbung. Drei Blätter, auf denen Platz ist, die Befähigung für eine Stelle darzulegen und die erworbenen Kompetenzen zu betonen. "Ingenieure sind in der Regel wegen ihrer Fachkompetenz gefragt", sagt Oliver Obert, Berater bei der Agentur Personal Sigma in Luzern. Sie sollten daher, noch bevor sie ihren Lebenslauf zu Papier bringen, eine Matrix mit spezifischen fachlichen Schwerpunkten erstellen, um sich selber zu bewerten.
Seine analytischen Fähigkeiten präsentieren
"Am eigenen Beispiel kann man so auch die analytischen Fähigkeiten präsentieren", sagt er. Dabei kann die Darstellung der Fähigkeiten und Kompetenzen im Lebenslauf - gerade bei Berufseinsteigern - durchaus grosszügig ausfallen. "Man sollte damit möglichst viele Bewertungen zulassen", sagt Obert. Gerade Hintergrundinformationen helfen den Personalverantwortlichen, "sich die Person vorzustellen, die sich vorstellt".
Manche Personaler haben nach seiner Erfahrung Vorlieben oder achten auf ganz spezielle Eigenschaften. "Damit haben sie in der Regel gute Erfahrungen gemacht und schauen immer wieder danach." Je mehr man von seiner Persönlichkeit preisgebe, um so eher könne eine Passgenauigkeit hergestellt werden, sagt er. "Das darf nur nicht aufgeblasen wirken."
Das Persönlichkeitsprofil durch Praxiserfahrung abrunden
Zu dem runden Bild eines Bewerbers, das im Lebenslauf aufgezeigt werden soll, gehören neben den theoretischen Kenntnissen aus der Hochschule praktische Erfahrungen aller Art. "Jegliche Praktika und praxisorientierte Projekte sollte man erwähnen - vor allem, wenn man noch nicht viel Berufserfahrung hat", sagt Olbert.
Wichtige Arbeitsgruppen, nebenberufliche Tätigkeiten während des Studiums, aber auch ehrenamtliches Engagement tragen zur Abrundung eines Persönlichkeitsbildes bei; auch Sprachkenntnisse, Interessen und Hobbys können erwähnt werden. "Bei den persönlichen Angaben wie Familienstand, Nationalität oder Geburtsdatum allerdings sollte man sich kurz fassen", rät Olbert. Und: "Sie sind erlaubt, aber nicht zwingend."
Auf das Erscheinungsbild achten
Doch nicht nur der Inhalt des Lebenslaufs ist wichtig - auch sein Erscheinungsbild entscheidet mit. "Mit der Kreativität sollte man sparsam umgehen - vor allem als Ingenieur", sagt der Personalberater. Bei bestimmten Berufsbildern sei sie durchaus angebracht - bei Architekten etwa - bei anderen hingegen kann eine allzu kreative Mappe kontraproduktiv sein. Gleiches gelte für Arbeitsproben: "In bestimmten Berufen sind Arbeitsproben gewünscht - aber das ist sehr spezifisch."
"Übersichtlich sollte der Lebenslauf sein und nicht mehr als zwei Seiten umfassen", bringt Olbert die Anforderungen auf den Punkt. Auch gutes, faltenfreies Papier und eine neue, ungeknickte Mappe schaden nicht, wenn es um den ersten Eindruck des Dossiers geht. Bewirbt sich ein Hochschulabsolvent auf eine Stelle, die zuvor in einer Zeitung oder dem Internet inseriert war, sollten die Kernkompetenzen stimmen - und das sollte aus dem Lebenslauf und dem Motivationsschreiben auch hervorgehen.
Anzeigen genau lesen
"Ingenieure werden gesucht - da wird man vielleicht offener sein als in anderen Berufen", sagt er. Die Formulierungen der Ausschreibungen allerdings sollte man ganz genau lesen. "Es gibt immer Fähigkeiten, die man sich noch aneignen kann." Die zentralen Kompetenzen müsse ein Bewerber allerdings mitbringen - sonst habe eine Bewerbung wenig Chancen auf Erfolg. Gerade in diesem Punkt komme es aber auf Alter, und Berufserfahrung an - "Entwicklung ist schliesslich immer möglich".
Auch wenn der Markt derzeit sehr gut ist, hat es der Nachwuchs immer ein bisschen schwerer als Ingenieure mit einigen Jahren Berufserfahrung. "Aber sie haben auch sehr viele Möglichkeiten." Gerade junge Ingenieure sollten darum Veranstaltungen wie Karrieremessen an den Hochschulen oder Career Days besuchen, an denen sich die Firmen bei den jungen Leuten vorstellen. Dies sei auch eine Möglichkeit, erste Kontakte zu knüpfen und sich zu präsentieren.
Sich nicht von großen Namen blenden lassen
Dabei könne der eine oder andere Absolvent auch in Kontakt mit Firmen kommen, die er vielleicht gar nicht auf der Liste der potenziellen Arbeitgeber hatte. "Grosse Firmen bedeuten nicht unbedingt eine grosse Karriere", sagt Olbert. Auch kleine Unternehmen können sehr spannende Jobs bieten, bei denen man gerade als Nachwuchsingenieur viel lernen kann. Und: "Dort gibt es weniger Leute, die ellbögeln und ebenfalls die grosse Karriere machen wollen."
(Verena Wolff)