Headhunter: Vermittlung durch Eigeninitiative

von Monster Contributor

Wie schafft man es, von einem Headhunter angerufen zu werden? Er muss wissen, dass es einen gibt und dass man gute Leistungen bringt. Und wenn das Telefon dann tatsächlich klingelt, kommt man mit Ehrlichkeit am weitesten. 

Sich bei zahlreichen Personalvermittlungen bekannt zu machen, ist vergleichsweise einfach. Oft genügt es, Kontakt mit der Firma aufzunehmen und sein Anliegen zu schildern. Dann analysieren die Personal-Fachleute den Lebenslauf (CV), machen sich ein Bild vom Kandidaten und seinen Karrierewünschen und können gegebenenfalls aus dem vorhandenen Stellenpool auch gleich einige passende Angebote vorlegen.

Lebenslauf in die Datenbank des Vermittlers eingeben

Auf vielen Webseiten von Personalvermittlern kann man seinen Lebenslauf direkt in eine Datenbank eingeben und anhand von Suchwörtern katalogisieren. Wenn Angebot und Nachfrage zusammen passen, dann erfolgt die Kontaktaufnahme des Vermittlers. "Wir nehmen so Kontakt auf, wie es der Kandidat wünscht", sagt Markus Schneider von der Basler pks Personal. Meist geschieht dies über die private E-Mail oder das Handy, nie über die direkte Firmennummer.

Ruft der Headhunter auf ausdrücklichen Wunsch des Kandidaten doch an dessen Arbeitsplatz an, tun die Personalvermittler das diskret - ohne Nennung des eigenen Firmennamens. Beim Telefonat mit dem Kandidaten achtet Schneider darauf, wie der Gesprächspartner "rüberkommt". Wenn jemand beispielsweise Vertriebs-Aufgaben für komplexe Industriemaschinen übernehmen will und eine Ingenieursausbildung, aber keine gute Rhetorik hat, dann müsse man das hinterfragen, meint er.

Mundpropaganda und gute Reputation

Geht es um höhere Positionen, ist das Versenden des eigenen CV nicht mehr das einzige Mittel, um sich bekannt zu machen. Mundpropaganda und persönliche Reputation rücken immer mehr in den Vordergrund. "Wichtig ist, dass man seine Arbeit gut macht und die Leute das auch wahrnehmen", sagt Daniel Oriesek von Russell Reynolds Associates in Zürich. Die weltweit aktive Executive Search-Firma ist ausschliesslich auf Mandatsbasis für Unternehmen tätig, die ihre hochkarätigen Führungspositionen besetzen müssen.

Orieseks Quellen, in der Fachsprache "Sources" genannt, sind beispielsweise von ihm bereits platzierte Manager oder andere Personen aus dem entsprechenden Markt. Von denen hört er dann informell, wer seine Arbeit besonders gut macht, wer eine Veränderung sucht und wer für eine Ansprache oder weitere Empfehlungen in Frage kommen könnte. "Wenn ich zum Beispiel einen Head of Finance & Controlling suche, höre ich mich erst unter einigen CFOs um, die nicht nur in der Industrie herumgekommen sind, sondern auch Erfahrungen mit Personen haben, die für so eine Rolle in Frage kommen", meint Oriesek.

Ehrlich im Gespräch sein

Kommt es dann zu einer direkten Ansprache des Kandidaten, gilt es, ehrlich zu sein. "Erklärt man sich zu einem Gespräch bereit, muss man die Sache ernst nehmen und muss auch offen darüber reden, wenn zum Beispiel ein Wechsel des geographischen Arbeitsortes aus familiären Gründen zur Zeit nicht in Frage kommt", meint Oriesek. Ausserdem sollte man nichts in den CV schreiben, was nicht stimmt und auch keine unangenehmen Dinge zu vertuschen suchen. Die angegebenen Tätigkeiten werden spätestens im persönlichen Interview überprüft und Lücken im CV hinterfragt. Wenn dort zum Beispiel steht, dass man das Mobilfunknetz eines alternativen Betreibers aufgebaut hat, sollte man für das Interview darauf vorbereitet sein, einem Experten zu schildern, wie man das gemacht hat.

Mogeln unerwünscht

Einer der Mogelklassiker ist laut Oriesek, wenn jemand schreibt, er sei für eine grosse Akquisition verantwortlich gewesen. Und dann stellt sich beim genauen Nachfragen oder Einholen von Referenzen heraus, dass der Kandidat zwar im Team war, aber keine entscheidende Rolle inne hatte. "Ich achte auch sehr darauf, ob sich jemand anhand der Stellenbeschreibung sorgfältig auf das Interview vorbereitet hat und versuche mir vorzustellen, wie der Kandidat mit meinem Klienten respektive mit dessen Unternehmen zusammenpassen würde", sagt Oriesek. Und dann lässt er sich auch mal erzählen, was der Kandidat als erstes im neuen Job tun würde, um einen Eindruck zu erhalten, wie durchdacht und überzeugend der Neue vorgehen kann.

Job-Angebote ernst nehmen

Was man wirklich nicht tun sollte: Auftreten als wolle man den Job unbedingt haben und dann nach dem Gespräch mit Repräsentanten des Unternehmens grundlos absagen. "Seinen Marktwert kann man auf diese Art genau einmal testen, wird dann aber auch umgehend von der Liste der Executive-Search-Firmen genommen, respektive entsprechend vermerkt", warnt Oriesek. Für ihn ist die langfristige Optik sehr wichtig. Schliesslich werden aus Kandidaten später oft einmal Klienten oder Sources.

Lebenslauf klar gliedern

Etwas breiter geht Roman Huber von Roy C. Hitchman die Kandidatensuche an. Er nutzt nicht nur persönlich bekannte Quellen, sondern informiert sich auch auf Internetplattformen. Hat er einen passenden Kandidaten identifiziert, schreibt er ihn per E-Mail oder Brief an und bittet bei Interesse an der vakanten Position um die Übersendung eines CV. Für Huber ist ein professionell erstellter Lebenslauf eines der wichtigsten Marketinginstrumente für den Kandidaten. "Das aktuellste sollte dort zuoberst stehen", betont er. Ausserdem sollten im CV nicht nur Angaben zur Position enthalten sein, sondern auch welche Verantwortung man hatte und wie die Resultate der Arbeit ausfielen. Hatte jemand Budgetverantwortung, dann sollte man schreiben, ob die Ziele erreicht wurden, meint Huber.

Dann erfolgt ein Treffen mit dem Kandidaten, bei dem Huber grossen Wert auf wahrheitsgemässe Angaben legt. "Es gibt immer noch viele, die ihre Karriere in ein allzu positives Licht rücken", kritisiert er. Schliesslich sei er selber nicht derjenige, der die Stelle vergibt. Teilweise werden über 40 Bewerber interviewt, um eine Kurzliste von vier Kandidaten zu erstellen, die dem auftraggebenden Unternehmen vorgelegt wird.

Bewerbungsgespräche ohne Mandat

Gelegentlich führt Huber auch einmal Gespräche mit besonders viel versprechenden Kandidaten, ohne dass ein konkretes Mandat vorliegt. Das ist aber nur sehr selektiv der Fall, betont er. Seiner Meinung nach ist es auch sinnvoll, seinen CV direkt über die Homepages von Headhuntern einzusenden, wenn man eine neue Herausforderung sucht. Das Ziel eines Kandidaten ist es für ihn, ein Gespräch mit einem Headhunter zu bekommen. Dazu kann es hilfreich sein, den CV breit zu streuen und auch telefonisch nachzufassen.

(Alexander Saheb)