Glänzende Perspektiven für IT-Fachleute
Informatik-Fachleute sind in der Schweiz derzeit gefragt wie selten. Für den Berufseinstieg gibt es mehrere Wege: Eine Berufslehre, ein einschlägiges Studium an (Fach-)Hochschulen oder den Quereinstieg nach einer anderen Ausbildung.
Der Markt für IT-Fachkräfte in der Schweiz ist derzeit leergefegt. "Die Unternehmen suchen händeringend Leute, vor allem qualifizierte Software-Entwickler, IT-Berater, Projektmanager und Vertriebsspezialisten", erläutert Rita Wirz, Geschäftsführerin des SWICO, des Schweizer Wirtschaftsverbandes der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik. Auch für Berufseinsteiger sieht die Lage auf dem Arbeitsmarkt entsprechend rosig aus.
Gute IT-Ausbildungen sind zunehmend gefordert
Derzeit sind unter den insgesamt rund 230.000 Informatik-Fachkräften der Schweiz sehr viele Quereinsteiger, also Leute mit einer anderen Erstausbildung, die sich durch eine Zusatzausbildung oder Weiterbildung für ihren Job qualifizierten. Die Zahl der Fachleute mit einer echten Informatik-Berufsbildung beträgt dem Informationsportal "Informatik Schweiz" (www.i-s.ch) zufolge erst gut 25 Prozent, wächst aber ständig.
Das Ausbildungsangebot für Informatik-Fachleute ist reichhaltig und offen zwischen den einzelnen Ausbildungsgängen. Grundsätzlich gibt es in der Schweiz zwei reguläre Wege für den Berufseinstieg: über eine Informatik-Berufslehre (mit Berufsschule oder Berufsmaturitätsschule) oder über eine Mittelschule (Gymnasium) mit Maturität und anschliessendem Informatik- oder Wirtschaftsinformatik-Studium.
Berufslehre setzt Maßstäbe
Seit 1993 ist in der Schweiz der Einstieg in die Informatik über eine Berufslehre möglich. "Der wachsende Erfolg dieser gut ausgebildeten Leute nach ihrem Lehrabschluss hat als normative Kraft für das Ausbildungsniveau gewirkt: heute gilt die Lehre als der Einstieg schlechthin", erklärt Carl August Zehnder, emeritierter Professor für Informatik an der ETH Zürich, aus dessen Feder die meisten Inhalte des Informationsportals "Informatik Schweiz" (www.i-s.ch) stammen.
Die Lehre umfasst praktische Arbeit in einem Lehrbetrieb mit meist größerer IT-Abteilung sowie theoretischen Unterricht und beginnt häufig mit einem Basislehrjahr in der Berufsschule. Die vierjährige Ausbildung schliesst mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis Informatikerin/Informatiker ab. Innerhalb der Informatik-Berufslehre sind Schwerpunkte wie Support, Systemtechnik und Applikationsentwicklung möglich. Die Großbank Credit Suisse etwa, einer der größten IT-Arbeitgeber der Schweiz, bietet Berufslehren für Applikationsentwickler und Systemtechniker an.
I-CH sichert die Qualität
Verantwortlich für die Lehrinhalte und Prüfungen ist die Genossenschaft Informatik Berufsbildung Schweiz I-CH. Sie hat die Bausteine der Informatik-Berufsbildung entwickelt und stellt mit ihren Prüfern die Qualität der Leistungen sicher. "Unser Modul-Lehrplan für die Grundbildung und Weiterbildung ist auf die Anforderungen der Arbeitswelt in Wirtschaft und Verwaltung abgestimmt", betont Marc Sahli, Leiter des Prüfungssekretariat I-CH Schweiz.
Quereinsteiger nutzen die "Lehre für Erwachsene"
Eine weitere Option vor allem für Quereinsteiger ist die Informatikausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis über eine verkürzte Berufslehre. Wer bereits über eine gute Allgemeinbildung verfügt (Matur, abgeschlossene andere Berufslehre), kann eine vollständige Informatik-Berufsausbildung in einem auf zwei Jahre verkürzten Ausbildungsgang erreichen ("Lehre für Erwachsene").
Seit kurzem gibt es auch die Ausbildung im Rahmen einer Informatik-Mittelschule (IMS). Dabei handelt es sich um eine dreijährige Vollzeitschule, die nach einem Praxisjahr in einem Betrieb zum eidgenössischen Fähigkeitszeugnis Informatiker/-in führt. Der Abschluss der IMS entspricht dem Abschluss der Informatik-Lehre mit Vertiefung Applikationsentwicklung.
Einstieg über die Hochschulen
Das Gymnasium und die erfolgreich abgeschlossene Maturitätsprüfung öffnen die Türe zu allen Studiengängen, die an Universitäten und Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) angeboten werden. Die meisten Schweizer Universitäten und beide ETHs (Lausanne, Zürich) bieten Informatik oder Wirtschaftsinformatik als Hauptfachstudium an, dazu verschiedenste Kombinationsmöglichkeiten mit Informatik im Nebenfach. Die Dauer des Studiums an den Universitäten beträgt vier bis fünf Jahre.
Auch die Fachhochschulen der Schweiz offerieren Haupt- und Nebenstudiengänge in Informatik oder Wirtschaftsinformatik (Dauer im Schnitt drei Jahre). Voraussetzung für ein Studium an einer Fachhochschule ist eine abgeschlossene einschlägige Berufslehre sowie das Bestehen einer Aufnahmeprüfung. Wer in der Berufsschule gleichzeitig eine Berufsmatura erworben hat, hat damit auch die Aufnahmeprüfung in die Fachhochschule bestanden. Maturanden können ebenfalls in eine Fachhochschule eintreten, sofern sie ein qualifiziertes Praktikumsjahr absolviert haben.
Die Schweizer Universitäten und Fachhochschulen im Überblick:
- Eidgenössische Technische Hochschulen Zürich, Lausanne;
- Universitäten Basel, Bern, Fribourg, Genf, Lausanne, Neuenburg, St. Gallen, Tessin, Zürich
- Fachhochschule: Berner Fachhochschulen, Fachhochschulen der italienischen Schweiz, Fachhochschulen Nordostschweiz, Fachhochschule Ostschweiz, Fachhochschulen Westschweiz, Fachhochschule Zentralschweiz, Fachhochschulen Zürich
Anforderungen der Arbeitgeber
Nach dem Abschluss des Informatikstudiums oder der Berufslehre eröffnen sich den Bewerbern glänzende Perspektiven. Denn nahezu alle Firmen suchen fast schon verzweifelt nach Nachwuchskräften. Eine Umfrage von Monster.ch unter wichtigen Schweizer IT-Arbeitgebern wie Credit Suisse, IBM oder Accenture sowie die Auswertung vieler Stellenanzeigen ergab folgende Grundtendenzen:
- Einstiegsmöglichkeiten für Berufsanfänger finden sich in allen IT-Bereichen: Von der Softwareentwicklung über die Administration von Systemen, Netzwerken und Datenbanken bis hin zu Anwendersupport und Sicherheit.
- Betriebswirtschaftliches Know-how und das Wissen um Geschäftsprozesse sind mittlerweile auch für IT-Fachleute sehr wichtig. Besonders gefragt sind daher Wirtschaftsinformatiker, vor allem bei den IT-Beratungshäusern.
- Als Weg in die IT-Branche ist sowohl der Direkteinstieg (vor allem bei der Entwicklung) als auch der Einstieg über Traineeprogramme (vor allem bei den Beratungshäusern) üblich.
- Branchenabhängig gibt es natürlich unterschiedliche Anforderungen. Anwender wie Banken oder Versicherungen suchen vor allem IT-Spezialisten mit hoher Fachkompetenz und - idealerweise - ersten Erfahrungen in Projekt- und Prozessmanagement. Einsteiger bei Beratungshäusern benötigen zudem die Fähigkeit, die komplexen Sachverhalte anschaulich vermitteln zu können.
Weiche Faktoren und Sprachkenntnisse zählen
Accenture Technology Solutions Schweiz zum Beispiel sucht Bewerber mit einem abgeschlossenen Studium mit technischer Fachrichtung, zum Beispiel Informatik oder Wirtschaftsinformatik. Cornelia Lass, Leiterin Recruiting Schweiz bei Accenture, nennt weitere Fähigkeiten, die allen Unternehmen am Herzen liegen. "Wichtig sind uns eine hohe Affinität zu IT-Themen, ausgeprägte Teamfähigkeit, analytisches Denken, Mobilität und Engagement sowie sehr gute Englischkenntnisse."
(Jürgen Mauerer)