Frauen verdienen weniger - das muss nicht sein

von Monster Contributor

Frauen verdienen oft weniger als Männer, auch wenn sie denselben Job machen. Eine neue Studie zeigt, dass Frauen, die um mehr Lohn bitten, bei Vorgesetzten nicht gut ankommen. Mit guter Vorbereitung können Sie dennoch mehr aushandeln.

Frauen stehen finanziell gegenüber ihren männlichen Kollegen meist schlechter da: Gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) sind die Löhne von Frauen im Mittel deutlich tiefer als jene der Männer. Im privaten Sektor verdienten Frauen (standardisierter monatlicher Bruttolohn) im Jahr 2008 in der Schweiz im Durchschnitt 4997 Franken, Männer 6198 Franken.

Mit verschiedenen Ellen gemessen

Die Männerlöhne liegen seit Jahren um mehr oder weniger 20 Prozent höher als jene der Frauen. Im Informatikbereich und Finanzsektor sind es gar um die 30 Prozent, die eine Frau weniger erhält. Das BfS schreibt, dass 40 Prozent des Lohnungleichgewichts nicht durch harte Faktoren, wie Qualifikation oder etwa arbeitsplatzspezifische Faktoren erklärbar seien.

Die Gründe für die Lohndifferenz sind vielschichtig. Verheiratete Frauen verdienen deshalb rund 30 Prozent weniger Lohn als ihre verheirateten Kollegen, weil die Jobs für Wiedereinsteigerinnen oder Teilzeitbeschäftigte schlechter bezahlt werden. Aber auch in Top-Positionen wird mit verschiedenen Ellen gemessen.

Sind Frauen schlechter im Verhandeln?

"Frauen haben auch deutlich weniger Aufstiegschancen bei gleicher Qualifikation als Männer", so Gabrielle Wanzenried, Professorin am Institut für Finanzdienstleistungen in Zug, in einem Interview zur Lohngerechtigkeit. "Das liegt auch daran, dass viel mehr Frauen auf Teilzeitarbeit angewiesen sind."

Ein schlechteres Verhandlungsgeschick von Frauen sei mitverantwortlich für diese Differenz, so eine der gängigen These. Eine neue Studie von Harvardprofessorin Hannah Riley Bowles zeigt hingegen Interessantes: So seien Frauen im Gegensatz zu Männern bei Chefs schlecht angesehen, wenn sie um mehr Lohn bitten würden.

Neue Studie

Riley Bowles: "Männliche Vorgesetzte finden eine Frau, die mehr Lohn einfordert, weniger nett und die Ansprüche von Frauen oft übertrieben. Bei Männern ist das nicht der Fall. Und auch weibliche Vorgesetzte machen keinen geschlechtsspezifischen Unterschied."

Dies stellte die Wissenschaftlerin in Experimenten fest. Begründet wird dies unter anderem damit, dass von Frauen, aller Emanzipation zum Trotz, im Berufsalltag ein anderes Verhalten erwartet wird als von Männern. Frauen zu raten, sie sollten sich wie Männer verhalten und auch dementsprechend verhandeln, kann sich also im Lohngespräch als Falle erweisen.

Hoch einsteigen

Kein Grund allerdings, sich nicht selbstbewusst für mehr Lohn einzusetzen.
Bei Lohnverhandlungen sollten Frauen einige grundlegende Dinge berücksichtigen.

Einige wichtige Tipps:

- Nehmen Sie ihren Lohn wichtig. Frauen, so stellen Personalberater immer wieder fest, sagten meist, dass ihnen der Lohn nicht so wichtig sei. Ein Mann hingegen nennt bei einer Lohnverhandlung einen konkreten Betrag.

- Planen Sie ihre Karriere selbstbewusst, setzen Sie klare Ziele.

- Verhandeln Sie selbstbewusst. Bleiben Sie sachlich. Gehen Sie mit klaren Vorstellungen in das Gespräch.

- Informieren Sie sich über die gängigen Löhne, vor allem bei männlichen Kollegen. Verschaffen Sie sich eine Marktübersicht: Was verdienen Personen mit vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation?

- Frauen steigen oft zu tief ein. Lieber hoch einsteigen, ohne unrealistisch zu werden, nach unten korrigieren kann man immer. Machen Sie deutlich, dass Sie sich über die Gehälter informiert haben und überlegen Sie vorher, wie gross ihre Bandbreite ist.

- Erklären Sie, was Ihrer Meinung nach Ihre Leistungen, Qualifikation und Kenntnisse wert sind. Erwähnen sie Weiterbildungen, mehr Erfahrung und neue Verantwortlichkeiten, die Ihre Qualifikation erhöht haben.

- Lassen Sie sich nicht gleich entmutigen, wenn der Chef/die Chefin Nein sagt. Versuchen Sie zu verhandeln.

- Nie mit Kündigung drohen oder ein anderes Jobangebot als Argument anbringen.

Tipp: Seit zwei Jahren führen Business and Professional Women BPW Switzerland den Lohngleichheitstag durch. Es werden auch Lohnverhandlungsseminare angeboten. Mehr Infos unter www.equalpayday.ch

(Lioba Schneemann, 2010)