Fernunterricht: Worauf es ankommt
Lernen, wann man will, wo man will, wie schnell man will: Fernunterricht per Internet bietet maximale Unabhängigkeit – erfordert jedoch Ausdauer und Disziplin. Worauf es darüber hinaus ankommt.
Die einen gehen gerne zum Unterricht ins Klassenzimmer, wo vorne die Lehrperson sagt, was auf dem Plan steht, und ringsherum die Kameraden sitzen – dieser Lerntyp schätzt den direkten fachlichen Austausch, aber auch die gesellige Komponente. Und es gibt die anderen, die sich den Stoff lieber alleine erarbeiten, und zwar dann, wenn es ihnen am besten passt.
Auch Fernunterricht ist zeitaufwändig
Erstere dürften sich wahrscheinlich nicht für Fernunterricht entscheiden. Für letztere kann er eine Option sein. Zumal das Angebot umfassend ist: Es lassen sich komplette Studiengänge absolvieren oder Vorbereitungskurse auf eidgenössische Berufsprüfungen. Hinzu kommen Sprachkurse und Lehrgänge für Persönlichkeitsbildung und Hobby – von Praktischer Psychologie bis hin zur Erziehungs- und Ernährungsberatung.
Gerne für sich lernen, das ist nicht die einzige Voraussetzung, die es für Fernunterricht braucht. Ebenso wichtig ist eine realistische Einschätzung, ob der Lehrgang neben Beruf und Familie überhaupt zu packen ist. Die Fernfachhochschule Schweiz empfiehlt einen 80-Prozent-Job, um seriös nebenher studieren zu können. Und rät jenen davon ab, die ohnedies schon mehr als 100 Prozent ausgelastet sind.
Sind Sie der Typ für Fernunterricht?
Darüber hinaus braucht es ein Händchen fürs Organisieren, denn es gibt weder Unterrichtszeiten noch Stundenpläne. Man legt selber fest, welches Pensum wann und in welcher Zeit gelernt wird. Das erfordert einen Plan – und den Willen, sich daran zu halten.
Das sind Rahmenbedingungen und Eigenschaften, die von vielen Interessierten unterschätzt werden. Nicht umsonst beträgt die Abbruchquote bei Fernstudiengängen im ersten Semester bis zu 50 Prozent. Einige Anbieter haben Tests auf ihren Internetseiten aufgeschaltet. Sie helfen herauszufinden, ob man für Fernlehrgänge der richtige Typ ist. Andere bieten Einführungskurse, um sich Arbeits- und Lerntechniken anzueignen. Die Klett Akademie hat ein Handbuch fürs Fernlernen herausgegeben. Darin finden sich Tipps, wie man sich aufrafft und Durchhänger übersteht.
Wie funktioniert ein Fernlehrgang?
Es gibt verschiedene Modelle. Das Institut Onken – Fernkurs-Pionier in der Schweiz – setzt bei einem seiner Angebote ganz aufs Internet. Studierende beziehen ihren Lernstoff aus dem Netz, nehmen per Klick Kontakt zu Kommilitonen oder zur Studienbetreuung auf, vertiefen das Gelernte in Online-Diskussionen, absolvieren Online-Prüfungen.
Ein Fernstudium bedeutet nicht zwangsläufig, nur am Bildschirm zu lernen, heisst es bei der Klett Akademie. Auch bei der AKAD Home Academy gibt es eine Mischform: Hier arbeitet man Lernhefte durch, und zwar in der Umgebung, in der einem am wohlsten ist. Jedes Heft schliesst mit einem Test ab, der am Computer – im virtuellen Lernraum – gelöst wird. Die Aufgaben werden bei geschlossenen Fragen automatisch, bei offenen Fragen von Lehrern korrigiert, benotet und kommentiert. Tauchen Fragen zum Lernstoff auf, können Studierende per E-Mail ihre Lehrperson kontaktieren.
"Blended Learning"
"Blended Learning" ist das Prinzip bei den Universitären Fernstudien und an der Fernfachhochschule Schweiz: Studierende erarbeiten sich den Stoff selbst aus Büchern und Skripten. Zusätzlich nutzen sie eine E-Learning-Plattform für Online-Unterricht, um sich mit Dozenten und Kommilitonen auszutauschen sowie für Tests. Hinzu kommt Präsenzunterricht. An der Fernfachhochschule Schweiz treffen sich die Studierenden an zwei Samstagen pro Monat oder an vier Montagabenden.
So finden Sie das richtige Angebot:
Nehmen Sie die Webseiten der Anbieter unter die Lupe: Wie präsentiert sich die Schule? Ist Sie Ihnen sympathisch? Und rufen Sie an: Ist die Beratung kompetent und freundlich?
Vergleichen Sie verschiedene Anbieter: Was genau wird gelehrt? Was müssen Sie lernen, um Ihr Ziel zu erreichen? Entsprechen die Lernziele Ihren Vorstellungen? Wie ist der Kurs, das Studium organisiert? Wie werden Sie betreut? Gibt es Präsenzunterricht? Wo findet dieser statt? Passt das in Ihren Zeitplan? Können Sie den Lehrgang unterbrechen und später wieder aufnehmen (siehe Modell F, www.modellf.ch)? Sind die Abschlüsse anerkannt (staatlich anerkannte Studienabschlüsse, Cambridge Certificate ect.)? Brauchen Sie einen formalen Abschluss/Titel?
Testen Sie den Anbieter: Bei guten Anbietern können Sie sich vorab persönlich beraten lassen und eine Schnupperstunde besuchen.
Fragen Sie Personen, die den Kurs besucht, das Studium absolviert haben: Waren sie zufrieden? Was werten sie als Vor-, was als Nachteile? Würden sie den Anbieter wieder wählen?
(Vera Sohmer)
Adressen
www.akad.ch/home-academy
AKAD Home Academy
www.fernuni.ch
Universitäre Fernstudien Schweiz
www.ffhs.ch
Fernfachhochschule Schweiz
www.klett-akademie.ch
Klett Akademie
www.onken.ch
Institut Onken
www.eduqua.ch
Schweizerisches Qualitätszertifikat für Weiterbildungsinstitutionen