Erfolg haben mit Aggressionen

von Monster Contributor

Lernen Sie Durchsetzungskraft. Wie Sie mit positiv genutzten Aggressionen Ziele erreichen, Kraft gewinnen und Misserfolge überstehen.

Sein Gegenüber zu sich heranziehen, bis die Nasen sich fast berühren, ihm in die Augen starren und zischen "Geh‘ mir aus dem Weg!". Wenn man das zweimal sagt, den Gegner wegschiebt und der nächste gleich vor einem steht, ist es eine Übung, die mit Aggression zu tun hat.

Die "Peperoni-Strategie"

Enthemmungsübung heisst das und ist Bestandteil von Managerseminaren am Gottlieb Duttweiler Institut für Wirtschaft und Gesellschaft in Zürich. Hier lernen Führungskräfte, positive Aggressionen einzusetzen. Der Erziehungswissenschaftler und Kriminologe Professor Jens Weidner nennt sein Programm die "Peperoni-Strategie". Davon sollen Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz profitieren.

"Positive Aggression ist Schach", sagt Weidner. Sie hat nichts mit Wutausbrüchen zu tun. Eher mit Taktik. "Es ist der Mut, Widerstände zu überwinden, Mauern zu durchbrechen und bei Gegenwind nicht einzuknicken". Durchsetzungsstärke und Biss könnte man auch dazu sagen.

Nicht gegen, sondern für etwas kämpfen

Wichtigstes Merkmal der positiven Aggression ist ihre Ausrichtung. "Es geht nicht darum, gegen etwas zu kämpfen, sondern für etwas," sagt Hedwig Kellner, Führungscoach aus Halstenbek. Zum Beispiel für Ressourcen, die man als Projektleiter braucht. Oder für ein gutes Arbeitsklima. Oder dafür, dass Missstände beseitigt werden. "Es geht nie darum, jemandem zu schaden oder egoistisch auf Kosten der Firma oder der Kollegen zu handeln."

Mehrere Eigenschaften hält Kellner für entscheidend.

  • Selbstbewusst, aber nicht arrogant
  • Mutig, aber nicht leichtsinnig
  • Kämpferisch, aber nicht bösartig
  • Optimistisch, aber nicht naiv
  • Dynamisch, aber nicht hektisch

Auch ein ausgeprägter Sinn für die Realität ist wichtig: "Ich kämpfe nur bei mindestens 51 Prozent Gewinnchance," sagt Jens Weidner. Kraftproben, die man mit Sicherheit verliert, sollte man aus dem Wege gehen und auch mal klein beigeben. Schliesslich sind Nehmerqualitäten ebenfalls Teil der positiven Aggression. "Wir leben in einer Neidkultur. Wenn Sie Erfolg haben, wird man Sie mit Sicherheit kritisieren."

Auf Gerüchte sofort reagieren

Ein deutlicher Standpunkt hilft ebenfalls weiter. Wer gerne auf Konfrontationskurs geht, kommt als Mediator nicht in Frage. Man sollte dazu stehen und seine Qualitäten immer mal wieder in der Kaffeepause "unterhalb von angeberisch" einfliessen lassen. Das setze sich in den Köpfen fest und spreche sich herum, sagt Weidner.

Auf negative Gerüchte über die eigene Person solle man sofort reagieren. Wer sich an Personalrat und Chef wendet und bestenfalls Belege mitbringt, zeige Stärke. Und wenn einer Frau Anfang Vierzig, die einen begehrten Posten bekommen soll, plötzlich nachgesagt wird, sie wolle noch Familie gründen, könne sie gleich an oberster Stelle anklopfen. Die Kinderlosigkeit sei nicht gewollt, aber leider unabänderbar, könne sie dort sagen – auch wenn‘s womöglich nicht stimmt.

Nachtragend sein - zum eigenen Vorteil

Nachtragend solle man ausserdem sein und sich merken, wer etwa gute Projektideen immer wieder zum Scheitern bringt. Um das zu ändern, könne man sich durchaus in dessen Netzwerk einklinken und seinen Vorgesetzten bitten, Einfluss zu nehmen. Eine solche Gegenspieler-Analyse verhindere auch, dass man Machtmenschen versehentlich einen Gefallen tut. Statt dessen solle man sie lieber aus dem Kommunikationsfluss ausschliessen und ihnen noch nicht einmal einen Kuli ausleihen.

Darf man sich so verhalten? Ja, man dürfe, sofern man etwas bewegen wolle, sagt der Wissenschaftler. Schliesslich gehe es auch darum, sich gegenüber Ellenbogen-Karrieristen und Blendern zu behaupten und unbeschadet durch den Berufsalltag zu gehen.

Kraft gewinnen nach Misserfolgen

Dass das zunehmend schwieriger wird, hat auch Margit Voglhofer beobachtet. Die Laufbahnberaterin aus Wien hält Aggressionen gerade für Führungskräfte für wichtig. Denn dieses Gefühl zeige an, wenn eine Grenze verletzt sei, und gebe den Impuls, sich durchzusetzen.

Sie verweist auf den Wortsinn des lateinischen "aggredi", das ausser "angreifen" auch "heranschreiten" bedeutet. Aggression sei auch eine Kraft, die in Bewegung halte, die Energie gebe, sich nach Misserfolgen wieder zu bewerben. "Wer vielfach enttäuscht oder verletzt ist, dem hilft der Zorn, die Dinge wieder anzupacken," sagt sie. Direkt auf etwas zugehen – genau das sei gemeint. Nur eines darf man im Sinne positiver Aggression nicht tun: den Gefühlen freien Lauf lassen. Zur Ruhe kommen und sich kluge Gedanken machen, bevor man sich zur Wehr setzt, raten Voglhofer und Weidner.

(Christiane Deuse, 10.03.2009)

Weitere Informationen

PA- Der Karrierefaktor: Mit Positiver Aggression zum Erfolg. Hedwig Kellner, Eichborn 2000, 20,90 Euro, 216 Seiten.

Die Peperoni-Strategie: So setzen Sie Ihre natürliche Aggression konstruktiv ein. Jens Weidner, Campus 2005, 19,90 Euro, 197 Seiten.