Einstieg in Marketing und PR
Für den Berufeinstieg sind die Zeiten gut. Wer PR-Berater werden möchte, muss sich allerdings etwas mehr anstrengen, als angehende Marketingspezialisten.
Es gab Zeiten, da kamen in der Branche Public Relations (PR) auf eine Stelle 200 bis 250 Bewerber, erinnert sich Mireille Saucy, Präsidentin der Schweizerischen Public Relations Gesellschaft (SPRG) in Zürich (Sie ist auch Prüfungsleiterin für den PR-Bereich sowie Präsidentin der MarKom, einer Vereinigung der wichtigsten Berufsverbände und Prüfungsträger in der Kommunikationswirtschaft). Diese Zahlen gelten "allerdings für höhere Funktionen", merkt sie an. "Das hat sich mittlerweile deutlich gebessert", berichtet sie. Praxiserfahrene Leute würden heute händeringend gesucht. Dagegen täten sich Berufseinsteiger zumindest im PR-Bereich anfangs zuweilen schwer.
Marketing-Berufe im Überblick
Für junge Leute ist Saucy zufolge die von den MarKom-Trägerverbänden (www.markom.org) angebotene Orientierungs- und Zulassungsprüfung hilfreich. Diese wird über alle Basisfächer der späteren Berufsprüfungen mit eidgenössischem Fachausweis für Marketingfachleute, Verkaufsfachleute, Direktmarketing-Fachleute, Kommunikationsplaner und PR-Fachleute abgelegt. Die Prüfung soll jungen Leuten, die sich für einen Kommunikationsberuf interessieren, einerseits einen ersten Qualifikationsnachweis und andererseits das Basiswissen für alle Marketing-Berufe liefern. "Daher erleichtert die Zulassungsprüfung jungen Leuten den Berufseinstieg", ist Saucy überzeugt.
Praktika erleichtern den Einstieg
Der Klassiker für den erfolgreichen Berufseinstieg in die PR ist dann nach wie vor: "Drei Jahre Lehre in einer Marketingabteilung oder eine kaufmännische Lehre in einem Betrieb", erläutert Saucy. Wer zwei Jahre Berufserfahrung mitbringt, kann schweizweit den eidgenössischen Fachausweis in PR oder Marketing erbringen sowie den drei weiteren MarKom-Disziplinen Verkauf, Direktmarketing und Kommunikation.
Diese duale Ausbildung durchlaufen die jungen Berufsanwärter in einem Unternehmen. Sie besteht zu etwa 80 Prozent aus Job und 20 Prozent aus Schule. Die Schwierigkeit beim Berufseinstieg in die PR besteht Saucy zufolge vor allem darin, eine Stelle zu finden, für die kein Fachausweis verlangt werde. Diese Leute sind gesucht - zuvor gilt es, gegebenenfalls Abstriche zu machen.
Wer PR-Berater werden wolle, müsse daher auch abseits der grossen Unternehmen und Agenturen nach einer Einstiegsmöglichkeit suchen. "Dort lernt man aber ohnehin am meisten", ist Saucy überzeugt. Auch Praktika können den Berufseinstieg in die PR erleichtern. "Die werden allerdings vor allem in Agenturen angeboten", schränkt Saucy ein. Stellenangebote veröffentlicht der Bund der PR-Agenturen auf seiner Homepage.
Arbeitgeber bevorzugen duale Ausbildung
Praxis und Soft Skills, das ist es, was in der PR am meisten zählt. "Unser Arbeitsmarkt ist es gewohnt, eher praxiserfahrene Leute einzustellen", sagt Saucy. Daher legt sie jungen Leuten auch eher die praxisnahe duale Ausbildung ans Herz. Auch denen, die gern gleich höher einsteigen würden. Ihnen bieten die Fachhochschulen seit gut drei Jahren Bachelor- und Masterstudiengänge im PR- und Kommunikationsbereich an.
Höhere Fachprüfung ist beliebt
"Seither entscheiden sich daher Absolventen zunehmend für den akademischen Weg. Doch: "Aus Arbeitgebersicht würde ich das eidgenössische Diplom vorziehen", betont Saucy. Weil die Prüflinge Führungs- und Berufserfahrung nachweisen müssten. "Das sind gestandene PR-Berater", meint sie.
Voraussetzung für die höhere Fachprüfung - das eidgenössische Diplom, das die MarKom-Verbände in allen Kommunikationsdisziplinen anbietet, PR, Marketing, Verkauf, Kommunikation und Direktmarketing - sind drei Jahre Berufserfahrung, davon zwei Jahre in Führungsfunktion. Die Kosten liegen bei rund 20.000 Franken, schätzt Claude Dubois, Zentralsekretär der Swiss Marketing (SMC) in Olten und Prüfungsleiter für den Bereich Marketing.
Gehälter von PR-Kräften
Welche Gehälter im PR-Bereich als üblich gelten, das erfragt einmal jährlich die zur SPRG gehörende Berufsregisterkommission. Danach liegen die für adäquat gehaltenen Vergütungen im unteren Bereich - auf Sekretärinnenniveau - bei 62.500 Franken jährlich. Mit Fachausweis lassen sich Thomas C. Maurer zufolge, Präsident der Berufsregisterkommission der Schweiz, PR-Gesellschaft (BR-SPRG), Jahresgehälter von 55.000 bis 70.000 Franken erzielen. Und auf der Ebene der PR-Abteilungs- und Bereichsleiter gelten der diesjährigen Umfrage zufolge Vergütungen zwischen 130.000 und 180.000 Franken als üblich.
Gute Chancen für Quereinsteiger
Im Marketingbereich steht die akademische Ausbildung von je her gleichwertig neben der dualen Ausbildung. "Der rein akademische Weg ist sehr wichtig für die Wirtschaft", ist Dubois überzeugt. Schliesslich würden im Marketing auch Strategen gebraucht, in der Regel Betriebswirte von Fachhochschulen oder Universitäten. Allerdings offenbar vor allem in flaueren Zeiten, in denen ansonsten die Marketingbudgets üblicherweise gekürzt werden. "Zur Zeit sind Strategen etwas weniger gefragt", beobachtet Dubois. "Die Chancen für den Berufseinstieg sind aber ausserordentlich gut."
Für völlig ausgetrocknet hält Dubois den Bewerbermarkt im Bereich der Industrie, wie etwa der Industrieautomation. "Da sind sie als Ingenieur der perfekte Bewerber für Stellen als Vertriebsingenieur oder Product Manager", erklärt er. Auch Bewerber mit handwerklicher oder kaufmännischer Ausbildung hätten gute Chancen für einen Quereinstieg in das Marketingfach.
Projekt auch unter Stress durchziehen können
Wie im PR-Bereich auch, zählen im Marketing Soft Skills viel, wie Kommunikationsfähigkeit und Fremdsprachenkenntnisse sowie Praxiserfahrung. Daher sind Dubois Einschätzung nach auch im Marketingbereich Praktika zunehmend im Kommen. "Wenn auch nicht so stark, wie in Deutschland", meint er. Dem trägt auch die reformierte Prüfung für Marketingfachleute von 2009 an Rechnung. Sie wird deutlich praxisnäher sein, als die heutige für den Marketingplaner. "Wir wollen den Nachweis, dass die Absolventen in der Lage sind, ein Projekt auch unter Stress durchzuziehen", betont Dubois.
(Midia Nuri, 2007)
Weiterführende Informationen:
MarKom (Vereinigung der wichtigsten Berufsverbände und Prüfungsträger)
http://www.markom.org
http://www.markom.org/d/markom_kontakte.php
Schweizerische Public Relations Gesellschaft (SPRG)
http://www.sprg.ch/
Berufsregisterkommission der SPRG
http://www.br-sprg.ch
Gesellschaft für Marketing (GfM)
http://www.gfm.ch/
Schweizer Direktmarketingverband
http://www.dmverband.ch/index.cfm
Schweizer Werbung (SW)
http://www.sw-ps.ch/d/index.php
Schweizer Fachportal für Marketing
http://www.marketing.ch/
Marketing-Mall
http://www.marketingmall.ch/c/