Das Vorstellungsgespräch - Der Verlauf
Gut vorbereitet und mit einem gesunden Selbstbewusstsein ins Einstellungsgespräch zu gehen: Das ist schon eine gute Ausgangsbasis. Ob es allerdings gelingt, den Personalreferenten zu überzeugen, hängt im Wesentlichen davon ab, wie das eigentliche Gespräch verläuft und ob die Chemie stimmt.
Augen zu und durch - das ist keine gute Devise. Gehen Sie konzentriert, aber gelassen und selbstbewusst in das Gespräch.
Denn:
- Sie haben sich im Vorfeld gut vorbereitet.
- Sie haben Ihre Begleitmappe dabei, an der Sie sich ein wenig "festhalten" können.
- Sie kennen Ihre Stärken, Ihre bisherigen Leistungen
- Sie sind davon überzeugt, dass Sie die ideale Besetzung für die Stelle sind.
Aber Vorsicht: Es muss bei einem "gesunden" Selbstbewusstsein bleiben.
Die letzten zehn Minuten
Achten Sie darauf, mindestens zehn Minuten vor dem Termin im Unternehmen einzutreffen. In der letzten Viertelstunde davor sollten Sie nicht etwa nochmals Ihre Unterlagen durchgehen, sondern für Entspannung und Ablenkung sorgen.
Essen Sie vielleicht noch eine Kleinigkeit (ein knurrender Magen macht sich im Gespräch nicht gut!), trinken Sie noch einen Schluck Wasser, hören Sie Radio, sprechen Sie – oder besser - singen Sie laut in Ihrem Auto, um Ihre Stimme zu "ölen".
Ganz wichtig: Schalten Sie Ihr Handy aus.
Körpersprache
In vielen einschlägigen Seminaren wird immer wieder unterstrichen: Wie eine Person auf jemanden wirkt, hängt zu 10 Prozent davon ab, was sie sagt oder weiss, also von den Inhalten, und zu 90 Prozent davon, wie sich diese Person gibt, sich verhält, spricht, also von ihrem Auftreten und ihrer äusseren Erscheinung, ihrem Charisma, dem Klang ihrer Stimme, ihrer Redegewandtheit und Wortwahl.
Achten Sie also ganz besonders auf Ihre Körpersprache. Hier sind Mimik (Augen, Gesichtszüge), Gestik (Hände, Arme), Stimme und Haltung (im Sitzen oder Gehen) gemeint.
Mimik
Negativbeispiel |
Was signalisiert das? |
Gerümpfte Nase, verengte Pupillen, Stirnrunzeln oder sehr häufiger Lidschlag | Unsicherheit |
Angehobene Augenbrauen oder ein geöffneter Mund | Erstaunen oder gar Skepsis |
Zusammengekniffene Lippen | Innere Anspannung |
Ständiges Wegschauen | Verlegenheit oder gar Desinteresse |
Positivbeispiele |
Was signalisiert das? |
Blickkontakt halten | Interesse |
"Leises" Lächeln in den Augen | Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit |
Gestik
Negativbeispiele |
Was signalisiert das? |
Mit den Fingern auf dem Tisch trommeln | Unsicherheit, Desinteresse |
Mit den Händen ein Spitzdach in Richtung des Gesprächpartners bilden | Unsicherheit und Ablehnung |
Hände vor der Brust oder Arme verschränken | Unsicherheit, grosse Anspannung, Abschottung |
Positivbeispiele |
Was signalisiert das? |
Geweitete Pupillen | Interesse |
Armbewegungen oberhalb der Taille | Sicherheit |
Stimme
Negativbeispiele |
Was signalisiert das? |
Sehr leise Stimme | Unsicherheit |
Nuscheln, undeutliches Sprechen | Unsicherheit |
Sehr langsames Sprechen | Unsicherheit, mangelnde Dynamik |
Zu schnelles Sprechen | Nervosität |
Laute, polternde Sprechweise | Arroganz, Überheblichkeit |
Positivbeispiele |
Was signalisiert das? |
Deutliche Sprechweise | Interesse am Austausch |
Angenehme "normale" Lautstärke | Sicherheit |
Haltung
Negativbeispiele |
Was signalisiert das? |
Lässige Sitzposition | Überheblichkeit, Desinteresse |
Auf der Vorderkante der Sitzfläche sitzen | Unsicherheit, Anspannung |
Zum Teil abgewandter Körper | Überheblichkeit, Desinteresse, Ablehnung |
Oberkörper zurücklehnen | Ablehnung, Distanz schaffen |
Arme um den eigenen Oberkörper verschränken | Ablehnung, Abschottung |
Füsse um die Stuhlbeine | Unsicherheit, Anspannung |
Mit einem Fuss /Bein wippen | Nervosität, Desinteresse |
Positivbeispiele |
Was signalisiert das? |
Aufrechter Stand oder aufrechtes Sitzen | Sicherheit |
Annäherung des Oberkörpers | Zustimmung |
Verhalten des Gesprächspartners spiegeln | Zustimmung, Interesse (Empathie) |
Vergessen Sie dabei nicht: Jeder Mensch gibt ständig Körpersignale ab. In Anlehnung an Paul Watzlawick, der gesagt hat "Man kann nicht nicht kommunizieren", wird einem schnell bewusst: Man kann sich nicht "nicht verhalten".
Auch das berühmte "keine Miene verziehen" signalisiert ein gewisses Desinteresse oder zumindest die Weigerung, sich zum Thema zu äussern.
Bemühen Sie sich um eine präzise Ausdrucksweise und vermeiden Sie Worthülsen wie "na ja, "sag ich mal", "möglicherweise" usw. oder - noch schlimmer – am Satzende immer wiederkehrende Floskeln wie "OK?" oder "nicht wahr?", "Verstehen Sie?". Bleiben Sie stets sachlich und verzichten Sie auf Gefühlsausbrüche. Unterbrechen Sie in keinem Fall Ihren Gesprächspartner, während er spricht.
Ablauf des Gesprächs
Vorstellungsgespräche laufen in der Regel nach einem bestimmten Schema ab. Dabei gilt es nicht, die einzelnen Abschnitte einfach "abzuhaken", damit man es hinter sich bringt. Bedenken Sie stets: Sie haben diese eine Chance bei diesem Arbeitgeber. Es gilt also, ganz bewusst auf alle Aspekte zu achten.
1. Begrüssung
Nach wie vor gilt: Der erste Eindruck zählt. Und der entsteht bei Ihrem Gesprächspartner in nur wenigen Sekunden. Alles, was sich in dieser extrem kurzen Zeit negativ bei ihm einprägt, ist nur sehr schwer wieder abzumildern.
Wichtige Tipps:
- Gehen Sie mit einem freundlichen Gesichtsausdruck auf Ihr Gegenüber zu. Ein vor grosser Anspannung ängstlicher Blick ist für den Einsteller bereits der erste Negativpunkt.
- Der Händedruck sollte Entschlossenheit zeigen, jedoch Ihrem Gesprächspartner nicht die Hand zerquetschen.
- Neigen Sie dazu, bei Nervosität feuchte Hände zu bekommen, stecken Sie vorher ein Stofftaschentuch in die Jackentasche ein, an dem Sie sich kurz vor dem Kontakt noch diskret, durch ungezwungenes Greifen in die Tasche, ein wenig trocken reiben können.
- Bedanken Sie sich für die Einladung zum Gespräch, ohne überschwänglich zu reagieren.
- Nehmen Sie erst Platz, wenn man Sie dazu aufgefordert hat, und sagen Sie dabei kurz "danke".
- Nehmen Sie eine entspannte, aber nicht allzu lockere Haltung an.
- Wichtig: Merken Sie sich die Namen Ihrer Gesprächspartner, ggf. notieren Sie sie: Das ist erlaubt! Händigt man Ihnen eine Visitenkarte aus, nehmen Sie sich kurz Zeit, sie anzuschauen, allein schon aus reiner Höflichkeit.
2. Warming-up und Small Talk
Diese Phase ist wichtiger, als man glaubt, denn nicht wenige Sympathiepunkte werden jetzt vergeben. Nicht selten wird der Bewerber vom Personalreferenten am Empfang abgeholt. In diesem Fall sollten Sie das "grosse Schweigen" auf dem Weg in den Gesprächsraum, im Fahrstuhl, über den Hof oder durch lange Gänge, vermeiden.
Sehen Sie sich aufmerksam um und erwähnen Sie beispielsweise die "modernen Gebäude", den "schön angelegten Innenhof", die "geräumigen Büros", an denen Sie vorbeilaufen.
Wenn alle Stricke reissen und Ihnen nichts einfällt oder das, was Sie sehen, keinen Gesprächsstoff hergibt, sprechen Sie über Ihre Anreise (die selbstverständlich angenehm war!) oder die interessante Stadt, die Sie bisher nicht kannten oder sich seit Ihrem letzten Besuch verändert hat.
Übrigens:
Hilfreich ist ein Blick in die aktuelle Tageszeitung, die sicher auch das eine oder andere Thema für Gesprächsstoff liefert. Es sollte allerdings völlig unverfänglich und nichts Brisantes und/oder Politisches sein!
Lassen Sie sich in keinem Fall dazu verleiten, die lässig angebotene Zigarette anzunehmen. Das ist ein alter, aber immer wieder gerne angewendeter Trick!
3. Das Interview
Sie sollten mit mindestens zwei Gesprächspartnern rechnen. Der Personalreferent wird unter anderem nach Ihrem Werdegang und Ihrer Motivation fragen.
Der zweite Gesprächspartner ist in der Regel der Leiter der jeweiligen Abteilung, in der Sie potenziell tätig sein werden, und wird sich vor allem für Ihre fachliche Qualifikation interessieren.
Das Unternehmen
Der Personaler wird Sie fragen, was Sie über das Unternehmen wissen und noch erfahren möchten. Sagen Sie in keinem Fall: "Danke, was ich weiss, genügt mir". Jetzt erweist sich die vorbereitete und mitgebrachte Mappe als wertvoll.
Greifen Sie die Punkte auf, die Sie notiert hatten. Möglicherweise stand auch in den Tagen vor Ihrem Vorstellungstermin auch etwas über das Unternehmen in der Presse. Doch Vorsicht: Heikle Themen meiden!
Die zu besetzende Stelle
Er wird das Anforderungsprofil der zu besetzenden Stelle skizzieren und den Bogen zu Ihrer Bewerbung spannen. Jetzt kommen Fragen zu Ihrer Ausbildung und Qualifikation, Ihrem beruflichen Werdegang, Ihrer letzten Position sowie den Beweggründen für Ihre Bewerbung.
Aufgabe, Einarbeitungszeit, Stellenbeschrieb, Bildungsmassnahmen, Entwicklungsmöglichkeiten sind weitere Themen, die jetzt angesprochen werden. Die Gehaltsfrage und die Sozialleistungen des Unternehmens werden möglicherweise erst im zweiten Interview zur Sprache kommen.
Vertiefende Fragen
Spätestens jetzt werden etwas sensiblere Fragen gestellt. Ziel ist es, Folgendes einzuschätzen: Ihre Teamfähigkeit, Persönlichkeit, Leistungsfähigkeit und –bereitschaft, Stressfähigkeit usw.
Der Personalreferent fragt sich: Kann sich der Bewerber/die Bewerberin eingliedern? Kann er/sie logisch denken? Wie drückt er/sie sich aus? Wie geht er/sie mit Menschen um? Kann er/sie sich durchsetzen? Ist er/sie selbstsicher, entwicklungsfähig, kreativ, konfliktfähig...?
Dabei sind Ihre Antworten nicht nur inhaltlich aufschlussreich. Interessant ist für den Personaler auch, WIE Sie antworten: knapp, bereitwillig ausführlich oder ausschweifend, vom eigentlichen Thema ablenkend? Angespannt, nervös oder ruhig und gelassen? Wie ist Ihre Mimik und Gestik dabei? Ihre Körperhaltung?
Rund um Person, Charakter und Werte
Fragen zur persönlichen und familiären Situation sowie zum Freizeitverhalten, eventuell zur Gesundheit, den Vermögensverhältnissen – falls dies für die fragliche Stelle relevant sein sollte (zum Beispiel Vermögenssituation bei einem Kassierer) - werden in den allermeisten Fällen vom Personaler gestellt.
Dabei ist es wichtig, ebenso gelassen und freundlich zu antworten wie in den vorangegangenen Gesprächsabschnitten, auch wenn es um Themen geht, die eigentlich die Intimsphäre betreffen.
Beispiel:
Werden Sie gefragt, wie Ihre Familienplanung aussieht, wäre es falsch, etwa zu sagen: "Das werde ich Ihnen nicht verraten" oder "Das dürfen Sie gar nicht fragen". Damit würden Sie sich sofort ins Aus katapultieren.
Antworten Sie (sofern vom Alter her passend): "Das hat noch Zeit. Ich möchte mich erst auf meine berufliche Entwicklung konzentrieren."
Fachliche Kompetenz und Eignung
Das ist der Part, bei dem in der Regel der für die zu besetzende Stelle zuständige Abteilungs- oder Bereichsleiter ins Spiel kommt. Hier geht es darum zu zeigen, was Sie fachlich drauf haben. Im Idealfall entwickelt sich ein interessantes Fachgespräch.
Eventuell werden Sie in Ihre potenzielle künftige Abteilung geführt, um sich beispielsweise den Maschinenpark, den Sie technisch betreuen sollen, anzusehen oder auch die Kollegen im Team kennen zu lernen.
Fang- und Testfragen
Bei Fragen wie beispielsweise "Welches sind die drei wichtigsten Grundwerte für Sie?" oder "Welche fünf Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?" ist höchste Vorsicht geboten.
Denn es genügt nicht, auf die erste Frage zum Beispiel "Ehrlichkeit, Respekt und Verantwortung" zu antworten und im zweiten Fall einfach fünf Dinge zu nennen. Rechnen Sie damit, dass Ihr Gesprächspartner Sie bittet, Ihre Auswahl zu erläutern und zu begründen.
Zu den beliebten Tests zählen die Aufforderung "Verkaufen Sie mir diesen Kugelschreiber!" oder die Frage "Was zeichnet Ihrer Meinung nach unsere Produkte gegenüber denen der Konkurrenz aus?". Lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern, denn es geht gerade darum, Ihre Stresstoleranz zu prüfen.
Besonders knifflig ist die Frage des Personalers "Wie wirke ich als Interviewpartner auf Sie?". Fangen Sie nicht an, ihn über den grünen Klee zu loben bzw. ihm zu bestätigen, dass Sie "sich wohl gefühlt haben - ausser bei der Frage …".
Auch wenn er Sie um konstruktive Kritik bittet und Sie den Eindruck haben, dass er es ehrlich meint: Lassen Sie die Finger davon! Gehen Sie auf die Metaebene und sagen Sie mit einem netten Lächeln: "Das klingt ein wenig wie eine Fangfrage. Können wir noch einmal zur Aufgabenbeschreibung zurückkehren? Da hätte ich noch einen Punkt…".
4. Abschluss und Verabschiedung
Nicht Sie, sondern Ihr Gesprächspartner signalisiert, dass Ihr Interview zu Ende ist. Auch wenn er seine Unterlagenmappe vor sich bereits zusammengeklappt hat: Stehen Sie in keinem Fall vor ihm auf! Das vermittelt, dass Sie froh sind, endlich gehen zu können.
Stimmen Sie die weitere Vorgehensweise ab, indem Sie fragen, wie Sie verbleiben sollen.
Bedanken Sie sich für das "angenehme und interessante Gespräch" und verabschieden Sie sich mit einem ebenso kräftigen, jedoch nicht zermalmenden Händedruck.
Bleiben Sie auch während dieser Phase konzentriert. Ein Blick aus dem Fenster mit der Bemerkung "Ach, Ihre Leute machen ja schon Feierabend…" ist völlig deplatziert.
Nachbereitung
Am selben Nachmittag oder am Tag nach Ihrem Vorstellungstermin ziehen Sie für sich Bilanz:
a. Was war gut und was weniger gut oder gar schlecht? Gehen Sie dabei die einzelnen Punkte durch: Gestik, Mimik, Stimme, Haltung, Ihre Antworten auf gestellte Fragen und Ihre eigenen Fragen an den oder die Gesprächspartner usw. Markieren Sie Negativpunkte, die Sie bei einem eventuellen nächsten Vorstellungstermin verbessern sollten.
b. Wie haben Sie Ihrem Empfinden nach gewirkt? Welche Chancen rechnen Sie sich angesichts des Gesprächsverlaufs aus?
c. Würden Sie in der Firma das finden, was Sie suchen, und Ihre beruflichen Ziele verwirklichen können? Würden Sie sich dort wohl fühlen? Decken sich Anforderungen und Erwartungen mit Ihrem Profil und Ihrer Leistungsbereitschaft? Lässt sich die Tätigkeit mit Ihrem Privatleben (Familie, Freizeit usw.) im Sinne der "work-life-balance" vereinbaren?
In den zwei Tagen nach dem Termin senden Sie Ihrem Gesprächspartner in der Personalabteilung einen Brief (oder eventuell eine E-Mail), in dem Sie sich für das Gespräch bedanken und nochmals Ihr Interesse an der Stelle deutlich machen. Mit diesem Feedback, das selbstverständlich auch per Telefon erfolgen kann, haben Sie einen zusätzlichen Trumpf im Ärmel.
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(Giselle Chaumien-Wetterauer, GCW Communications, November 2009)