Comeback für Familienfrauen
Nach der Familienpause wollen viele Frauen wieder im Beruf durchstarten. In speziellen Kursen können sie ihre Teamfähigkeit schulen und Selbstvertrauen für die Arbeitswelt gewinnen.
Mit der Geburt der Kinder treten viele Frauen im Beruf kürzer oder legen den Job komplett auf Eis. Sind die Kinder selbständig, wächst jedoch häufig der Wunsch, wieder einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Gerade wenn die Pause mehrere Jahre dauert, kann der Wiedereinstieg harzig sein.
Kurse zum Wiedereinstieg
Frauen, deren Berufspraxis nach der Familienpause eingerostet ist und die nicht mehr auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen, finden beim Verein Weiterbildungen für den Arbeitsmarkt WEFA in Zürich Kurse in den Bereichen KV, Pflege und Verkauf. Die Teilnehmerinnen frischen zum einen ihr Fachwissen auf, zum anderen setzen sie sich mit ihrer Persönlichkeit auseinander und ermitteln ein individuelles Kompetenzprofil.
Und indem die Frauen während elf Wochen zu 50 Prozent mit dem WEFA-Kurs beschäftigt sind, müssen sie Haushalt und Kinderbetreuung neu organisieren – wie im echten Berufsleben auch. Ist der Wiedereinstieg geglückt, sieht WEFA-Geschäftsleiterin Regina Rutishauser nur noch eine Gefahr: "Die Frauen müssen sich bewusst sein, dass sie die Hausarbeit zuhause nicht mehr im gleichen Umfang erledigen können wie zuvor." Sonst droht eine Überforderung und damit Frust. Die Auffassung, Familienfrauen seien per se Organisationstalente, lässt Rutishauser nicht pauschal gelten. "Die Familienzeit kann ein tolles Lernfeld sein. Aber es hängt von jeder Frau ab, was sie daraus macht."
Schlummernde Talente
Viele Frauen wünschen sich nach der intensiven Familienzeit eine Veränderung, wissen aber noch nicht, wohin die Reise gehen soll. "Oft sind den Frauen ihre Talente nicht bewusst", stellt Angelika Acker, Leiterin Management und Wirtschaft an der Klubschule Migros Basel, fest. Auch die Klubschule reagiert auf das weibliche Bedürfnis nach einer gezielten Vorbereitung auf die Rückkehr in den Job.
Im Kurs "Familienfrau – auf zu Neuem" werden Pausierende wieder an die Berufswelt herangeführt. Der Kurs wird ausschliesslich von Frauen geleitet – als extra Motivation für die Teilnehmerinnen, die so sehen, dass einer Karriere auch im mittleren Alter nichts im Weg steht. Wie frau sich richtig bewirbt, gehört ebenso auf den Stundenplan wie Informatik-Grundlagen oder Standortbestimmung, aber auch Stil und Knigge. Die Spezialisierung auf bestimmte Fachgebiete erfolgt erst im neuen Beruf selbst oder in Folgekursen.
Wiedereinsteigerinnen werden ausserdem an der EB Zürich fit gemacht für den Arbeitsmarkt. Während eines Jahres besuchen die Teilnehmerinnen einmal wöchentlich die Weiterbildung. Beim Erreichen der Wünsche hilft ein Aktionsplan, der kurz-, mittel- und langfristige Ziele anpeilt.
Wiedereinsteigerinnen in vielen Branchen gefragt
Familienfrauen auf Jobsuche sollten sich vor Augen halten, dass die Arbeitgeber in vielen Bereichen von ihnen profitieren: Personalverantwortliche schätzen die Wiedereinsteigerinnen als hoch motiviert und leistungsbereit ein. Die Wirtschaft kann es sich auch vom demografischen Gesichtspunkt her nicht leisten, diese Gruppe zu vernachlässigen. Denn Personal in der mittleren Lebenshälfte kann langfristig dabei helfen, geburtenschwache Jahrgänge auszugleichen.
Mütter bringen zudem eine gewisse Seniorität mit, die gerade in Berufen mit Kundenkontakt vorteilhaft ist. Daher hält etwa die Zuger Kantonalbank ihre Türen für Familienfrauen offen und bildet Wiedereinsteigerinnen zu Kundenberaterinnen aus. Auch bei AXA Winterthur setzt man auf Mütter, so Pressesprecher Pascal Hollenstein: "Vertrauen und der Zugang zu Menschen spielen in unserer Branche eine grosse Rolle."
Reduzieren statt aussteigen
Da das Versicherungsunternehmen zwar viele weibliche Kundinnen betreut, aber derzeit nur wenige Frauen im Aussendienst beschäftigt sind, will es vermehrt Frauen über 30 für die Tätigkeit als Versicherungs- und Vorsorgeberaterin gewinnen und kommt ihnen auch hinsichtlich einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit flexiblen Arbeitszeitmodellen entgegen.
Doch das beste Rezept, um einen mühsamen Wiedereinstieg in den Beruf zu verhindern, ist es noch immer, gar nicht erst komplett auszusteigen. Wer sich sowohl Stellensuche als auch Einarbeitungszeit ersparen will, verhandelt frühzeitig mit dem bisherigen Arbeitgeber: Oft ist es möglich, das Pensum zu reduzieren – um nach der Kinderzeit wieder voll durchzustarten.
Kursangebote für Wiedereinsteigerinnen
- Arbeitslose werden via RAV bei der Suche nach passenden Kursen unterstützt. www.treffpunkt-arbeit.ch
- Der Verein Weiterbildungen für den Arbeitsmarkt WEFA fördert inbesondere Frauen in ihren beruflichen Möglichkeiten. www.wefa.ch
- Die EB Zürich führt regelmässig den Kurs "Weiterbildung in der Familienphase" durch. www.eb-zuerich.ch
- Die Klubschule Migros hat den Kurs "Familienfrau – auf zu Neuem" im Angebot. www.klubschule.ch
(Annett Altvater, 2010)