Bewerbung: Stärken und Schwächen verkaufen
Im Vorstellungsgespräch werden Kandidaten nach ihren Stärken befragt. Wer zu sehr auftrumpft, gilt als Angeber. Und wer Stärken vortäuscht, bekommt Schwierigkeiten, wenn sie im Berufsalltag eingefordert werden.
Unternehmen stellen sich positiv dar, entsprechend werden Stellenanzeigen formuliert. Dort finden die Bewerber interessante Aufgaben, motivierte Teams, eine gute Bezahlung, zahlreiche Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie flexible Arbeitszeiten und Freiraum zur persönlichen Entfaltung.
Kein Bewerber ist perfekt
Natürlich erwarten die Unternehmen auch von ihren künftigen Mitarbeitern viele gute Eigenschaften. Teamfähig sollen sie sein, führungsstark, belastbar, flexibel, mobil, zielorientiert, kommunikativ, verantwortungsbewusst, engagiert und vieles mehr.
Dass es fast unmöglich ist, all diese Stärken in einer Person zu vereinen, ist den meisten Personalern klar. So hat eine Bewerberin beispielsweise jahrelange Erfahrung als Teamleiterin, ist aber familiär zurzeit stark eingebunden und daher nur eingeschränkt flexibel.
Nicht zu dick auftragen
Ein anderer Bewerber passt zwar mit seinen fachlichen Qualifikationen genau zur ausgeschriebenen Position, zeigt aber schon im Vorstellungsgespräch, dass er nicht sonderlich kommunikativ ist. Die Unternehmen müssen also Prioritäten setzen und bei manchen Eigenschaften Abstriche machen.
Als Bewerber sollte man bei der Beschreibung seiner Stärken nicht zu dick auftragen – die meisten Gesprächspartner merken schnell, wenn sich jemand über Wert verkaufen will, nur um die Stelle zu bekommen.
Stärken werden eingefordert
Neben dem Image als Angeber oder Opportunist lauert noch eine andere Gefahr: Alle Stärken, die jemand im Vorstellungsgespräch sein Eigen nennt, werden später im Berufsalltag von den Vorgesetzten eingefordert.
Wer sich als besonders belastbar beschreibt, nach einer Woche Stress aber schon die Flügel streckt, enttäuscht und verärgert seinen Arbeitgeber ebenso wie jemand, der sich als teamfähig bezeichnet, den Kollegen aber sein Wissen und seine Arbeitsergebnisse vorenthält. Und wer Angst vor Verantwortung hat, darf sich nicht als Projektleiter mit Budgetverantwortung einstellen lassen.
Konkrete Beispiele nennen
Ein Beispiel: Mobilität und Flexibilität gehören zu den Stärken, die Kundenberater unbedingt brauchen. Deshalb sollte man sich darüber klar sein, wo die Grenzen liegen. Ist man bereit, wochenlang umherzureisen und Kunden zu besuchen, die über ganz Deutschland verstreut sind? Hat man die Nerven, an der vordersten Front um Aufträge zu kämpfen? Oder liegt die Stärke nicht eher darin, in der zweiten Reihe zu stehen, um die Projekte am Heimatstandort zu koordinieren und zu überwachen?
Um Stärken glaubhaft zu vermitteln, sind konkrete Beispiele hilfreich. Wer sich als innovativ bezeichnet, könnte aufführen, welche Produkte er entwickelt oder wie viele Patente er angemeldet hat. Die eigenen Qualitäten findet man auch in den Zeugnissen früherer Arbeitgeber.
Auch Berufsanfänger haben Stärken
Berufsanfänger sollten sich von ihren Professoren eine Beurteilung ausstellen lassen, damit sich die Personaler nicht nur von den Studienfächern, sondern auch von den persönlichen Vorzügen ein Bild machen können. Bei Absolventen könnten die zum Beispiel darin liegen, dass sie sich um die Koordination der Praktika gekümmert oder einen Versuchsaufbau geleitet haben.