Bewerbung: Stärken und Schwächen verkaufen (3)
Schwächen sind menschlich, aber auch sie müssen gut verkauft werden. Wer dagegen behauptet, keine zu haben, ist unglaubwürdig.
"Was sind Ihre Schwächen?" – diese Frage ist im Vorstellungsgespräch so sicher wie das Amen in der Kirche, und Bewerber fürchten sie. Niemand spricht gerne über das, was er nicht kann, denn niemand will sich selbst Steine in den Weg legen und sich gegenüber den anderen Kandidaten schlechter darstellen. Man kann sich aber im Vorfeld auf diese Frage vorbereiten.
Tricks und Ironie kommen nicht gut an
Wer versucht, Schwächen in Stärken umzumünzen, wird schnell entlarvt. Einige Kandidaten antworten, ihre grösste Schwäche sei Ungeduld, deshalb seien sie immer viel früher als andere mit ihrer Arbeit fertig. Das ist ein billiger Trick, die Frage ins Positive zu drehen. Personaler durchschauen die Absicht und bekommen gleich einen schlechten Eindruck.
Was auch nicht besonders gut ankommt, sind Bemerkungen, die mit einem Schmunzeln oder einem Augenzwinkern gemacht werden, wie etwa: "Ich habe eine Schwäche für Schokolade und guten Rotwein." Das demonstriert Unsicherheit, denn damit versuchen die Bewerber zu vermeiden, über ihre wahren Schwächen zu sprechen.
Ehrlichkeit ist angesagt
Minuspunkte riskiert auch, wer sagt, er habe keine Schwächen, die im Zusammenhang mit der Stelle relevant wären. Diese Entscheidung will der Personaler oder künftige Vorgesetzte selbst treffen.
Ehrlichkeit ist angesagt. Natürlich wird niemand zugeben, dass er in früheren Arbeitsstellen schlechte Laune und dadurch Streit mit Kollegen hatte oder ständig angemahnt wurde, weil er Termine verpasst hat. Denn es ist davon auszugehen, dass das auch beim neuen Arbeitgeber nicht gerne gesehen wird.
Zwischen Selbstvermarktung und Selbstkritik
Die Kunst liegt darin, einen Mittelweg zu finden zwischen der positiven Selbstvermarktung und ehrlicher Selbstkritik.
Es gibt eine Möglichkeit, Schwächen zu erwähnen und sie im gleichen Atemzug abzumildern. Wem Schweiss auf die Stirn tritt, sobald er vor einer Handvoll Menschen sprechen muss, sich aber auf eine gehobene Position bewirbt, kann anführen, dass er Seminare zu Rhetorik, Präsentation und Selbstdarstellung besucht, um das Problem zu beheben.
Das Weiterbildungsargument
Wer offen zugibt, unstrukturiert zu arbeiten, kann dadurch punkten, dass er einen Coach für Arbeitsplatzorganisation engagiert hat und schon Fortschritte vorweisen kann. Und wer in einem global agierenden Unternehmen in der Vertriebsleitung arbeiten will, aber ein furchtbares Englisch spricht, kann das mit einer entsprechenden Weiterbildung korrigieren.
Wichtig ist, dass man bereits dabei ist, die Schwächen zu eliminieren oder zumindest zu reduzieren. Denn wenn die anderen Qualifikationen passen, zählen Engagement und Eigeninitiative mehr als das Problem, um das es geht.
Chaoten und Erbsenzähler
Negative Eigenschaften sind letztlich eine Definitionsfrage. Chaoten mit einem unstrukturierten Tagesablauf sind oft so kreativ, dass sie das Unternehmen entscheidend voranbringen. Und Erbsenzähler sorgen in der Buchhaltung dafür, dass die Bilanzen jeder noch so harten Steuerprüfung standhalten.
Manchmal geht es den Personalern aber gar nicht darum, die Schwächen eines Kandidaten zu ergründen, sondern zu beobachten, wie jemand mit dieser Frage und seinen negativen Seiten umgeht. Wer gleich nervös wird, Entschuldigungen vorbringt oder abzulenken versucht, wird später ähnlich reagieren, wenn ein Kunde Probleme mit dem Produkt oder der Dienstleistung anspricht oder eine Ware reklamiert.
Mit Souveränität punkten
Wenn der Bewerber souverän und glaubwürdig auftritt, dann kann er auch bei schwierigen Kundengesprächen lösungsorientiert arbeiten. Wer schon bei den eigenen Schwächen unsicher wird, kann das Unternehmen in schwierigen Situationen auch nicht gut vertreten.