Bewerbung: Stärken und Schwächen verkaufen

von Monster Contributor

Wer seine Stärken und Schwächen nicht kennt, hat bei der Bewerbung Nachteile. Ausserdem landet er schnell im falschen Job. Die Selbstanalyse hilft weiter.

Wer bin ich, was kann ich, was will ich? Vielen Menschen fallen überzeugende Antworten schwer – sich selbst gegenüber oder einem möglichen Arbeitgeber. Die Folge: Bewerber käuen einfach die Floskeln der Stellenanzeigen wieder und fragen sich nicht wirklich, ob sie die Anforderungen auch erfüllen.

Vorsicht vor Selbstverleugnung

Während fachliche Qualifikationen noch leicht erkennbar sind, ist die Einschätzung persönlicher Eigenschaften schwerer. Bewerber neigen dazu, ihre Persönlichkeit einfach dem Stellenprofil anzupassen.

Wer würde beispielsweise in einer Bewerbung schreiben, dass er am liebsten allein im stillen Kämmerlein arbeitet, wenn ein innovativer Teamplayer oder kommunikativer Kundenberater gesucht wird? Hat jemand, der sich auf eine Stelle als Projektleiter bewirbt, tatsächlich Führungsqualitäten, oder geht es ihm nur darum, viel Geld zu verdienen und mit einer prestigeträchtigen Position im Bekanntenkreis Eindruck zu machen?

Falsche Einschätzung führt zum falschen Job

Wer sich falsch einschätzt, landet schnell in einem Job, in dem er nicht glücklich wird. Das belastet Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermassen und kostet Zeit und Energie.

Oft überstehen solche Kandidaten die Probezeit nicht, denn das Image, das sie im Vorstellungsgespräch vermitteln, können sie nicht lange aufrechterhalten. Deshalb lohnt es sich, Fähigkeiten und Präferenzen genau unter die Lupe nehmen.

Gnadenlose Ehrlichkeit

Um Wunsch und Wirklichkeit besser auseinanderhalten zu können, empfiehlt es sich, Menschen zu befragen, die einen schon lange kennen, etwa Familie, Freunde und Bekannte: "Es ist wichtig, dass jemand von aussen auf einen Menschen schaut", empfiehlt Karsten Ulbrecht, Gesellschafter des Bewerbungsbüros Wortgewandt. Selbstanalyse und Fremdeinschätzung müssen gnadenlos ehrlich sein, auch wenn die Wahrheit manchmal wehtut.

Man kann auch die Hilfe von professionellen Karriereberatern und Coaches in Anspruch nehmen. Das kann allerdings ein paar hundert Euro kosten – je nach dem, ob es sich nur um eine kurze Beratung handelt oder anschliessend das Bewerberprofil und die Mappe gemeinsam erstellt werden.

Berater, Coaches, Potenzialanalyse

Während Berater eher die Qualifikationen unter die Lupe nehmen und zeigen, wie man sie ins rechte Licht rückt, arbeiten Coaches methodisch. Wichtig bei allen Fremdanalysen ist es, Kritik anzunehmen, zu reflektieren und daraus zu lernen, anstatt sich dagegen zu sträuben.

Eine weitere Möglichkeit, ein neutrales Feedback zu erhalten, sind Potenzialanalysen. Normalerweise werden sie von Unternehmen eingesetzt, um Mitarbeiter besser einschätzen zu können und an die Position zu bringen, wo sie ihre Kompetenzen voll entfalten können. Sie dienen aber auch als Werkzeug zur objektiven Selbsteinschätzung. Kandidaten werden mit Multiple-Choice-Fragen konfrontiert, in denen beispielsweise Teamgeist, Führungsqualitäten, Entscheidungsfreude oder Durchsetzungsvermögen ermittelt werden. Das Testergebnis sollte mit einem Coach besprochen werden.

Selbstgemachte Persönlichkeitsanalyse

Es geht auch einfacher: "Schauen Sie sich einfach Ihren Lebenslauf an", rät Hans Rainer Vogel, Gesellschafter der Vogel und Detambel Personalberatung. Damit meint er nicht die tabellarische Auflistung, die jeder Bewerbung beiliegen muss, sondern einen detaillierten Plan, was man früher schon immer gern gemacht hat und worin man besonders gut war. "Die früheren Berufsstationen und privaten Aktivitäten geben schon einige Auskunft darüber, was Spass gemacht hat und wo es Konflikte gab", sagt Martina Diel, die sich als Coach für IT-Experten spezialisiert hat.

Es gibt keine schlechten Eigenschaften

Gnadenlose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber fällt leichter, wenn man sich eines vor Augen hält: "Es gibt keine guten und schlechten Eigenschaften, es gibt nur solche, die für eine bestimmte Aufgabe passen oder nicht", sagt Wilfried Mätzler, Geschäftsführer von Thomas International, einem Anbieter von Potenzialanalysen.

Persönlichkeit und Charaktereigenschaften sind angeboren und lassen sich nur bedingt verändern. Kreativität beispielsweise ist für einen Job in der Forschung und Entwicklung unerlässlich, in der Qualitätskontrolle oder in der Buchhaltung dagegen sind akribische, gewissenhafte Erbsenzähler gefragt. "Jede Charaktereigenschaft", sagt Mätzler, "hat ihre Berechtigung."