Bewerbungsratgeber USA: Einführung

von Monster Contributor

Vieles spricht dafür, in Amerika ein Praktikum zu machen oder dort zu arbeiten. Doch der Weg zum Job ist anders gepflastert als in Europa. In unserem siebenteiligen Bewerbungsratgeber USA machen wir Sie fit für den Karrieresprung nach Übersee.

Bewerbungsratgeber USA: Eine Einführung

Von Sebastian Moll, New York

Die Entscheidung in die USA zu gehen, davon ist Max Matuszewska felsenfest überzeugt, war die beste seines Lebens.

Dieser Tage geht das Sechs-Monate-Praktikum des angehenden Wirtschaftingenieurs von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Mannheim bei der Daimler Tochter Detroit Diesel Corporation zu Ende und Matuszewska möchte am liebsten gar nicht mehr nach Hause.

"Es war eine unglaublich intensive Zeit", schwärmt er. "Ich habe so viel mehr gesehen, gelernt und gemacht, als das in Deutschland jemals in so kurzer Zeit möglich gewesen wäre."

Arbeiten oder Praktikum in den USA: Immer eine gute Idee

Für ein Praktikum, einen befristeten oder auch einen unbefristeten Arbeitsaufenthalt in die USA zu gehen, darin sind sich die Experten mit Matuszewska einig, ist immer eine gute Idee. Die USA mögen nicht mehr das alleinige Maß der Dinge in der Weltwirtschaft sein. Doch gerade für Deutschland hat der nordamerikanische Raum noch immer eine überragende Bedeutung.

"Deutsch-Amerikanische Firmen beschäftigen zwischen acht und 12 Millionen Menschen", sagt Robert Fenstermacher, Geschäftsführer der transatlantischen Praktikumsagentur CDS International in New York. Und auf diesem riesigen Jobmarkt haben Leute, die sich in beiden Sprachen und in beiden Wirtschaftskulturen auskennen, einen enormen Vorsprung.

Lingua Franca

Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum es von Vorteil ist, einmal in den USA gearbeitet zu haben. Englisch hat, gerade weil die Weltwirtschaft immer dezentraler wird, als Lingua Franca eine immer größere Bedeutung. Und ein so sicherer Umgang mit dem Geschäftsenglisch, wie man ihn sich in einer amerikanischen Firma aneignet, lässt sich nirgendwo anders erlernen.

"Ich habe neun Jahre Schulenglisch gehabt und zwei Jahre Wirtschaftenglisch an der Hochschule", sagt Max Matuszewska. "Trotzdem war es in den ersten Wochen sehr hart für mich hier. Man fängt noch einmal fast komplett von vorne an." Jetzt, nach sechs Monaten, fühle er sich jedoch sicher und selbstbewusst, wenn er mit Amerikanern in deren Muttersprache zusammen arbeiten muss.

Von den Besten lernen

Als Argument für einen Arbeitsaufenthalt in den USA kommt hinzu, dass amerikanische Geschäftsgepflogenheiten und Managementstrukturen immer noch ein Vorbild für Unternehmen weltweit sind. Amerikanische Unternehmen bleiben die größten und profitabelsten in beinahe allen Branchen und es gibt keinen besseren Weg, von den Besten zu lernen, als direkt und vor Ort.

Das Recht zu erwerben, das begehrte US-Praktikum oder einige Berufsjahre bei einem amerikanischen Konzern auf dem Lebenslauf eintragen zu dürfen, bedarf jedoch einiger Anstrengungen. Zunächst einmal sind Deutsche für US Unternehmen Außenseiter. Es gilt von vorne herein, einen Wettbewerbsnachteil wett zu machen.

Die ersten Hürden überwinden

Das fängt damit an, dass Amerikaner mit den Namen von deutschen Hochschulen und den Noten dort meist wenig anfangen können. Deutsche Zeugnisse und Empfehlungen sagen den Leuten hier wenig, selbst wenn sie übersetzt werden – die Kodierung der Formulierungen lässt sich kaum übertragen.

Vor allem jedoch muss man einen amerikanischen Betrieb davon überzeugen, dass es sich lohnt, den bürokratischen Aufwand zu betreiben, einem Deutschen ein Visum zu beschaffen. Eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt man als Deutscher nur, wenn man einen Arbeitgeber vorweisen kann, der einen sponsort.

Professionelle Vermittler

Alleine für Praktika können Organisationen wie die Agentur CDS einspringen, die für die Bearbeitung des J-1 Visumsantrages aber auch eine beträchtliche Gebühr erheben. 725 Dollar kostet der Dienst bei CDS, der allerdings auch einen Sprachkurs, eine erste Orientierung bei der Ankunft und eine rudimentäre Krankenversicherung beinhaltet.

Der Außenseiterstatus von Deutschen auf dem US Arbeitsmarkt wird allerdings zumindest teilweise dadurch aufgewogen, dass Deutsche in Amerika einen guten Ruf genießen. Deutsche gelten als zuverlässig, fleißig und verantwortungsbewusst. Und die deutsche Ausbildung, insbesondere in technischen Berufen, gilt als erstklassig.

Gezielt bewerben, nicht mit der Gießkanne

Vor allem in der Umwelttechnologie, die in den letzten Jahren in den USA immer stärker im Kommen ist, werden gerne Deutsche eingestellt: "Deutschland hat auf diesem Gebiet gegenüber den USA mindestens fünf Jahre Vorsprung", sagt Martin Kolb, Recruitment Manager bei der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer in New York.

Um den Wettbewerbsvorteil einer speziellen Qualifikation ausnutzen zu können gilt es für Deutsche, die in den USA arbeiten wollen, sich sehr gezielt bewerben. "Massenbewerbungen und Blindbewerbungen bringen fast nie etwas", sagt Martin Kolb.

Zugespitzt formulieren

Wer hier einen Job oder ein Praktikum sucht, sollte sich sehr genau informieren, wo ein konkreter Bedarf für die individuelle Qualifikation besteht. Und die Bewerbung sollte dann sehr zugespitzt die Qualifikation hervorheben, die für das amerikanische Unternehmen relevant ist.

"Der amerikanische Personaler will auf den ersten Blick sehen, was der Bewerber für seine Firma tun kann", so Kolb. Sowohl im ersten Absatz des Bewerbungsschreibens, als auch in einem Absatz am Anfang des Lebenslaufs sollten präzise die Fertigkeiten und Qualitäten zusammengefasst werden, die der Bewerber beizutragen hat.

Netzwerken

Der zweite Weg neben der sehr gezielten Bewerbung, sich aus der Masse hervor zu heben und den Ausländernachteil wett zu machen, ist das Netzwerken. Auch innerhalb der USA ist Networking bei der Jobsuche heutzutage das A und O – eine Empfehlung eines Bekannten oder Kollegen lässt immer die Bewerbungsemail in der Inbox nach oben wandern.

Für Ausländer gilt das umso mehr. "Sagen Sie es jedem in ihrem Bekanntenkreis, dass Sie vor haben in die USA zu gehen", empfiehlt deshalb Robert Fenstermacher von CDS. "Ihren Eltern, ihrem Professor, ihren Kollegen, ihren Freunden. Verbreiten Sie es auf Xing, Facebook und LinkedIn." Jeder direkte oder indirekte Kontakt in eine US Firma ist ein großer Schritt zu einem Vorstellungsgespräch.

Schnelle Entscheidungen

Diese Erfahrung hat auch Max Matuszewska gemacht. Ein Kommilitone hatte vor ihm bereits bei Detroit Diesel gearbeitet und ihn seinem Vorgesetzten dort empfohlen. Matuszweska schickte dem Chef seines Freundes eine email mit einem Anschreiben und seinem CV, den er im amerikanischen Stil nach einer Vorlage von der Website von CDS gebaut hatte. Nur wenige Wochen später bekam er einen Anruf aus Detroit.

Auf seine Bewerbungen in Deutschland hin hatte der 22-Jährige hingegen zum Teil ein halbes Jahr lang nichts gehört. Wenn man in amerikanischen Unternehmen erst einmal auf jemanden aufmerksam geworden ist, dann fällt die Entscheidung auch schnell.

Nach einem 20-minütigen Telefon-Interview war Max Matuszewska angeheuert. Der Rest war nur noch Formsache. Zwei Monate später saß er in einem Flieger nach Michigan.

Sebastian Moll
lebt seit 10 Jahren als Freier Journalist in New York.

Er berichtet für deutsche Tageszeitungen und Magazine über ein breites Spektrum an Themen aus der amerikanischen Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

www.sebastianmoll.de