Beste Jobaussichten für Pharmazeuten
Ein breit gefächertes Studium und anschliessend gute Jobaussichten - Pharmazeuten sind nicht nur in Apotheken, sondern auch in verschiedensten Bereichen der Pharmaindustrie gesuchte Experten rund ums Heilmittel.
Sie kennen den Unterschied zwischen einer Prostata-Hyperplasie und -Hypertrophie, die chemische Strukturformel von Acetyl-Salicyl-Säure und den lateinischen Namen von Pfefferminze - von der Ausbildung her sind Pharmazeuten Generalisten. Früher waren sie Forscher, Medikamentenentwickler und Händler in einem. Heute müssen sie sich zwar für ein Tätigkeitsfeld entscheiden, haben dabei aber eine breite Auswahl und ausserordentlich gute Jobaussichten. Apotheker finden problemlos eine Stelle, heisst es beim Schweizerischen Apothekerverband pharmaSuisse.
Offizin- oder Spitalapotheke?
Das Studium der Pharmazie, unterteilt in Bachelor- und Masterstufe, bieten die Universitäten in Basel und Genf sowie die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich an. Die ersten vier Semester kann man ausserdem in Bern und Fribourg, die ersten zwei auch in Lausanne und Neuchatel studieren. Wer den typischen Apothekerberuf - eine Tätigkeit in einer öffentlichen, so genannten Offizinapotheke oder einer Spitalapotheke - anstrebt, wählt das Masterstudium für Pharmazie und verlässt die Hochschule schliesslich als eidgenössisch diplomierter Apotheker.
Im letzten Jahr der Ausbildung, dem Assistenzjahr, können die angehenden Pharmazeuten zehn von 30 vorgeschriebenen Wochen Berufspraxis in einer Spitalapotheke verbringen. Ein hier tätiger Pharmazeut ist verantwortlich für die Versorgung des Spitals mit Medikamenten, Desinfektionsmitteln und weiteren medizinischen Produkten. Er berät Ärzte und Pflegepersonal, erstellt mit ihnen zusammen Therapiepläne und bereitet patientenspezifische Rezepturen zu. Daneben muss er das Marktangebot an Apothekengütern prüfen - auch vor dem Hintergrund einer Kosten-Nutzen-Bewertung -, die Qualität der beschafften Produkte kontrollieren und ihre Verteilung organisieren. Auch an klinischen Studien wirkt der Spitalapotheker mit.
Wer eine eigene Apotheke führen möchte, findet Unterstützung beim Apothekerverband pharmaSuisse. Neben einer anonymen Apothekenbörse bietet pharmaSuisse professionelle Beurteilungspakete für 4.000 bis 12.000 Franken an, die eine solide Basis für Preisverhandlungen und Finanzierungsgespräche mit Banken oder Investoren bilden.
Nischen für Industriepharmazeuten
Angehende Apotheker, die eine akademische Karriere oder eine Laufbahn in der industriellen Forschung und Entwicklung anstreben, wählen nach dem Bachelor den Masterstudiengang Pharmazeutische Wissenschaft und schliessen häufig noch eine Promotion an. "Ein Doktortitel ist in der Forschung oft unabdingbar", sagt Isabella Elste, Leiterin Personalmarketing beim Pharmaunternehmen Roche in Basel. In allen anderen Bereichen sei ein Einstieg auch ohne Promotion möglich. "Die Aufstiegschancen in leitende Positionen sind mit einem Doktortitel aber grösser."
In der Grundlagenforschung - in der Synthese von neuen Substanzen, der Isolierung von Naturstoffen sowie in der Suche nach neuen Wirkstoffen - fassen selbst Apotheker mit Doktortitel nur schwer Fuss. Den Vorsprung, den etwa ein spezialisierter Chemiker mitbringt, können sie kaum aufholen und oberhalb der Position eines Abteilungsleiters wird die Luft für sie dünn. Gefragt sind sie hingegen in der Pharmazeutischen Technologie, vor allem in der Galenik. Verabreicht man einen Wirkstoff besser als Tropfen, Zäpfchen oder Tablette? Mit welcher Formulierung lässt sich verhindern, dass er zu schnell oder zu langsam wirkt?
Die Kunst der Arzneibereitung beherrscht kaum jemand besser als ein ausgebildeter Apotheker. Ausgezeichnete Chance haben vor allem diejenigen, die sich während einer Doktorarbeit auf diesem Gebiet spezialisiert haben. Ein anderer auf Pharmazeuten zugeschnittener Bereich ist die Pharmakokinetik: Wie nimmt der Körper einen Wirkstoff auf? Wie wird er verteilt, umgewandelt und abgebaut? Da Apotheker sowohl mit der Analytik und der Chemie der Wirkstoffe als auch mit den Wechselwirkungen im Organismus vertraut sind, können sie diese Fragen besser als Mediziner oder spezialisierte Naturwissenschaftler beantworten.
Vom Aussendienstler zum Pharmamanager
Auch in der klinischen Entwicklung, dem letzten Abschnitt des Entwicklungsprozesses, sowie in Produktion, Qualitätskontrolle und -sicherung sind Apotheker gefragt. Als Insider-Tipp wird der Einstieg in eher fachfremde Tätigkeiten wie Marketing oder Verkauf gehandelt. Aussendienst oder innerbetriebliche Zusatzausbildungen mögen zunächst zwar abschreckend wirken, doch die Opfer am Berufsstart zahlen sich aus.
So paradox es klingt: in der Pharmaindustrie haben Apotheker die grössten Karrierechancen oft ausserhalb ihres reinen Fachgebietes. Letztendlich aber kommt es auf den Einzelnen an. "Wir suchen auch in Einstiegspositionen Persönlichkeiten, die nicht nur den Titel Pharmazeut mitbringen", betont Isabella Elste. Die Kandidaten müssten nicht nur fachlich, sondern auch persönlich zum Unternehmen passen.
(Uta Neubauer)