Anforderungen an Führungskräfte steigen

von Monster Contributor

Die Anforderungen an Führungskräfte sind stark gewachsen. Der Markt für Seminare und Kurse ist dementsprechend gross. Glücklich, wer als Chef ein Naturtalent ist, denn Führungsqualitäten sind auch angeboren.

Engagierte und leistungsfähige Mitarbeiter wünscht sich jeder Chef – in welchem Umfang sich diese für die Firma einsetzen, hängt jedoch in entscheidendem Mass vom Verhalten der Führungskraft selbst ab. Mut zu kalkulierbarem Risiko, Gradlinigkeit und Berechenbarkeit zeichnen eine gute Führungskraft aus.

Doch: "In jedem Unternehmen gibt es eine eigene Kultur der Personalführung", weiss Werner Finck von Human Resources Management Consulting in Chur. Der ehemalige Leiter Human Resources bei der EMS-Chemie bietet Management Schulung, Beratung und Coaching im Bereich Personalführung an.

Wichtige "soft"-Kompetenzen

Laut Finck hat sich die Personalführung in den letzten Jahren stark verändert: "Früher war der Personalchef Dienstleister. Heute trägt er im Personalwesen zunehmend Mitverantwortung bei der Wertschöpfung und der Unternehmensführung." Fällt das Unternehmensergebnis schlecht aus, sind auch die Human Resources-Aspekte betroffen.

Von der guten Führung und Zusammenstellung eines Teams hängt somit ein grosser Teil des Erfolgs einer Firma ab. Entsprechend wichtig ist für Führungskräfte eine gute Aus- oder Weiterbildung. Das Angebot ist breit und reicht vom mehrtägigen Coaching-Kurs bis hin zum Zertifikatskurs zur Entwicklung von Führungskompetenzen an Fachhochschulen.

Sind Führungsqualitäten angeboren?

Ob und inwieweit Führungsqualitäten überhaupt erlernbar oder einfach schlicht angeboren sind, wird laut Rolf Wunderer, emeritierter Professor und Gründer des Instituts für Führung und Personalmanagement an der Uni St. Gallen, auch in der Psychologie breit diskutiert. Der Anteil angeborener beziehungsweise früh geprägter Eigenschaften sei relativ hoch, besonders im Bereich Sozialkompetenzen.

"Sicher ist, dass man gerade als Führungskraft eine Vorbildrolle hat", sagt Wunderer. Werner Finck ist überzeugt, dass man den technischen Teil der Kompetenzen – das Handwerk, die Technik und Methoden des Führens – durchaus lernen kann. "Hingegen entwickeln sich die so genannten ‹soft›-Kompetenzen wie Intuition oder Menschenkenntnis bei einigen mit der Zeit und der Erfahrung, bei anderen nie", sagt Werner Finck.

Defizite ausgleichen

Dabei machen gerade solche Qualifikationen gute Manager aus, wie Rolf Wunderer betont: "Eine Führungskraft sollte die Grundmotivation und Sozialkompetenz seiner Teammitglieder möglichst schon bei der Auswahl und später beim Einsatz erkennen wollen und können und entsprechend darauf reagieren." Mitarbeiterinnen müssen individuell geführt und motiviert werden – Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Chef selbst motiviert ist.

Und: Auch Selbstkritik sollte eine gute Führungskraft beherrschen. "Man muss stetig an sich arbeiten", rät Wunderer. Entscheidungs- oder Verhaltensschwächen lassen sich jedoch nicht so einfach kompensieren. "Auch wenn man sich ernsthaft bemüht, fällt man leicht in alte Verhaltensmuster zurück", weiss Wunderer. "Deshalb ist es wichtig, die eigenen Defizite auch organisatorisch auszugleichen, etwa mit fähigen Stellvertretern."

Interview: "Kommunikation ist die grösste Herausforderung"

Die ehemalige Lehrerin Nadine Gembler arbeitet seit zwölf Jahren in der Personalführung bei Coop. Sie liess sich zur eidgenössisch diplomierten Personalfachfrau ausbilden und absolvierte 2008 den Executive Master of Business Administration. Heute ist Gembler als Leiterin Personal und Ausbildung national bei Coop tätig.

Sie arbeiten seit über zehn Jahren im Personalbereich. Wo sehen Sie die Herausforderungen in Ihrem Arbeitsalltag?

Nadine Gembler: Oftmals wird die Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschätzt. So gilt es manchmal auch, ein unangenehmes Gespräch führen zu müssen. Gerade eine gute Kommunikation, nämlich Probleme rechtzeitig und in einem guten Ton anzusprechen, gehört deshalb meiner Meinung nach zu den grössten Herausforderungen.

Wie beschreiben Sie Ihren persönlichen Führungsstil?

Ich versuche, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst selbstständig arbeiten und entscheiden zu lassen. Begleitung in den unterschiedlichen Prozessen ist dabei jedoch unerlässlich; das Team darf sich nicht allein gelassen fühlen. Wichtig ist mir zudem, mich ständig selbst zu reflektieren, indem ich aktiv ein Feedback von meinem Team einfordere und meinen Mitarbeitenden auch regelmässig Rückmeldungen gebe.

Oftmals wird behauptet, dass Kaderleute zwar fachlich äusserst kompetent sind, jedoch Führungsqualitäten fehlen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Das ist tatsächlich oftmals so. Die Personalführung hat sich jedoch in den letzten Jahren stark gewandelt. Bei Coop wird heute bei so genannten Assessments für höhere Kaderstellen nicht mehr ausschliesslich auf fachliche Qualitäten, sondern auch auf Punkte wie Sozial- und Selbstkompetenz geachtet.

Lesetipp:

Führung in Management und Märchen
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von Rolf Wunderer
Luchterhand Verlag 2010
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